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Frischer Wind im Rathaus - Radebeul hat einen neuen Wirtschaftsförderer

Oskar Starick ist 24 Jahre jung und kümmert sich seit Anfang des Jahres um die Wirtschaftsförderung in Radebeul. Welche Erfahrungen er mitbringt und was er vorhat.

Von Silvio Kuhnert
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Im Technischen Rathaus hat Oskar Starick im Stadtentwicklungsamt sein Büro. Er versteht sich als Dienstleister für Radebeuler Unternehmen und Selbstständige.
Im Technischen Rathaus hat Oskar Starick im Stadtentwicklungsamt sein Büro. Er versteht sich als Dienstleister für Radebeuler Unternehmen und Selbstständige. © Arvid Müller

Radebeul. Im Radebeuler Rathaus gibt es ein frisches und junges Gesicht. Oskar Starick ist seit Anfang dieses Jahres Wirtschaftsförderer der Lößnitzstadt. Im kommenden März feiert er seinen 25. Geburtstag. Trotz des jungen Alters hat er als Wirtschaftsförderer bereits eine Großansiedlung begleitet. "Rock Tech Lithium mit Sitz in Kanada baut in Guben für rund 800 Millionen Euro ein neues Werk", berichtet Oskar Starick. Dort wird das Unternehmen Lithiumhydroxid-Konverter für die Batterie- und Automobilindustrie produzieren.

In einem Dorf nahe der brandenburgischen Stadt Guben ist Oskar Starick aufgewachsen. Nach dem Abitur verschlug es ihn nach Sachsen. "In Plauen habe ich mein duales Studium in der Betriebswirtschaftslehre aufgenommen", berichtet der Neu-Radebeuler. Ein Schwerpunkt seiner dreijährigen Ausbildung an der Berufsakademie und dem Heliosklinikum lag auf Gesundheits- und Sozialmanagement.

Das Interesse an Wirtschaft wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater führt ein Bauunternehmen. Auch weitere Familienmitglieder sind Selbstständige. Zudem zählt Oskar Starick zu seinem Freundeskreis viele Gewerbetreibende und Einzelunternehmer. Ihm sind somit ihre Themen, Sorgen und Probleme, aber auch Herausforderungen und deren Berufsalltag vertraut.

Seit drei Jahren mit Radebeul verbunden

Nach dem Studium kehrte er im März 2021 in seine Heimatstadt Guben zurück und nahm die Tätigkeit des Wirtschaftsförderers auf. Dort begleitete er nicht nur die Ansiedlung der größten Lithium-Fabrik Europas, die Anfang 2025 ihre Anlage hochfahren möchte. Sondern auch Bifi, der Wursthersteller, hat während seiner Dienstjahre ein Werk gebaut. Zudem leitete er das Projekt Smart City Guben. Bei diesem vom Bund geförderten Programm geht es darum, Kommunen im Bereich der Daseinsvorsorge digitaler aufzustellen.

Aus privaten Gründen, wie Oskar Starick sagt, ist er Radebeul seit drei Jahren verbunden. 2023 suchte er nach einer neuen Herausforderung. Die beiden Gewerbeansiedlungen in Guben waren in Sack und Tüten. Da stieß er auf die Stellenausschreibung der Lößnitzstadt. Ende November vorigen Jahres trat die langjährige Wirtschaftsförderin Gabriele Bäßler den Ruhestand an. Ein Nachfolger wurde gesucht.

Dies nutzte die Stadtverwaltung für eine Umstrukturierung. Der bisherige Stabsbereich Wirtschaftsförderung wurde aufgelöst. Alle Themen rund um Unternehmensakquise, Betreuung der hiesigen Gewerbetreibenden und Händler, Unterstützung bei Neuansiedlung oder beim Vergrößern des bisherigen Standortes wurden in das Stadtentwicklungsamt integriert. "Radebeul ist nicht nur eine Stadt mit besonders hoher Qualität des Lebens und des Wohnens, sondern hat auch eine starke Wirtschaft", sagt Amtsleiter Sixten Menger.

Dienstleister und Vermittler

Unternehmen sollen in der Lößnitzstadt eine Zukunft haben. Beim Gründen, Ansiedeln oder Vergrößern eines Betriebes spielt auch die Frage nach passender Fläche eine Rolle. Wo ist in Radebeul dafür Platz? Im Stadtentwicklungsamt befinden sich die Fachleute für das Baurecht. Außerdem wird aktuell der Flächennutzungsplan überarbeitet. Mit dem Wirtschaftsförderer sitzen die Stadtplaner regelmäßig an einem Tisch. Entscheidungen, welches Grundstück beispielsweise für eine Firmenerweiterung oder -neugründung geeignet ist oder nicht, sollen so schnell und auf dem kurzen Dienstweg fallen.

Oskar Starick versteht sich als Dienstleister und Vermittler. Für die Belange der Gewerbetreibenden, Unternehmer und Selbstständigen sowie diejenigen, die eine Geschäftsidee haben, hat er immer ein offenes Ohr. "Ich bin ihrer erster Ansprechpartner", sagt der junge Mann, der in Radebeul nicht nur einen neuen Arbeitsplatz im Technischen Rathaus, sondern auch seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Er steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite, nimmt ihre Probleme und Sorgen auf, vermittelt unter anderem Kontakte zu Industrie- und Handelskammer, zur Sächsischen Aufbaubank oder zu Bund und Land, etwa bei Existenzgründerzuschüssen und anderen Förderprogrammen.

"Vertrauen" ist ein häufiges Wort, das fällt. Und dieses gelte es, zwischen Stadtverwaltung und den Akteuren der hiesigen Wirtschaft aufzubauen. Ein vertrauensvoller Umgang ist laut Sixten Menger Voraussetzung, um auch sensible Themen wie eine Unternehmensnachfolge zu besprechen. Für den Amtsleiter ist Oskar Starick der richtige Mann für diesen Job. Auf die Stelle des Wirtschaftsförderers trafen zahlreiche Bewerbungen im Rathaus ein, so viele wie schon lange nicht mehr. Acht Bewerber schafften es in die Endrunde und durften zum Bewerbungsgespräch kommen. Hier hat Oskar Starick am besten überzeugt.

Job- und Ausbildungsmesse Anfang Juni

Als Vernetzer zwischen Verwaltung und Unternehmen, zwischen Sach- und Fachverstand sowie unter den hiesigen Akteuren selbst hat der neue Wirtschaftsförderer bereits erste Gespräche mit Händlern geführt. Es folgen in den kommenden Wochen zahlreiche Betriebsbesuche. Unternehmer und Selbstständige können aber auch jederzeit auf ihn zukommen. Zudem sind die Vorbereitungen für die nächste Ausbildungsmesse "Radebeul jobbt" gestartet, die in diesem Jahr am 1. Juni zum 11. Mal stattfindet.

Als eine Stärke der Radebeuler Wirtschaft sieht Oskar Starick die Diversität, Vielfalt, an. Am Ostrand der Stadt gibt es einen großen Arzneimittelstandort, im Westen den Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer und dazwischen eine Vielzahl an Dienstleistern und Händlern. Durch ihre Betreuung möchte Oskar Starick mit ihnen zusammen beitragen, den Wirtschaftsstandort Radebeul zu sichern.

Laut dem jüngsten Jahresabschluss der Stadt nahm die Lößnitzstadt im Jahr 2022 rund 20,2 Millionen Euro mit der Gewerbesteuer ein. Die Anzahl der grundsätzlich steuerpflichtigen Gewerbebetriebe betrug 3.107.

Kontakt zu Wirtschaftsförderer Oskar Starick: Technisches Rathaus, Pestalozzistraße 8, Tel.: 0351 8311910, E-Mail: [email protected]