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Dieser Ausbildungsbetrieb ist beliebt

Die Dachdeckerei Heinitz wurde von der Handwerkskammer Dresden für ihre sehr gute Ausbildung ausgezeichnet. Auch kürzlich Ausgebildete nennen Gründe.

Von Uta Büttner
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Im Beisein von ehemaligen und aktuellen Lehrlingen überreicht die Vizepräsidentin der Handwerkskammer Dresden, Ines Briesowsky-Graf, die Auszeichnung "Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb" an René Heinitz, Geschäftsführer der Dachdeckerei Heinitz in Lommatzsc
Im Beisein von ehemaligen und aktuellen Lehrlingen überreicht die Vizepräsidentin der Handwerkskammer Dresden, Ines Briesowsky-Graf, die Auszeichnung "Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb" an René Heinitz, Geschäftsführer der Dachdeckerei Heinitz in Lommatzsc © Uta Büttner

Lommatzsch. Viele Handwerksbetriebe kämpfen. Sie finden keine jungen Leute mehr, die körperlich arbeiten, sich die Hände schmutzig machen wollen. Fehlende Anerkennung, zu schlechte Bezahlung: Mit diesen Meinungen haben die Unternehmen zu kämpfen. Nicht aber die Dachdeckerei Heinitz in Lommatzsch – nicht mehr. "Wir haben jahrelang gekämpft, Nachwuchs zu finden", erzählt Geschäftsführer René Heinitz. Die Firma machte Werbung in der Schule, in den sozialen Medien. "Es hatte alles nichts gebracht." Dann ging es aufwärts, "durch Mundpropaganda." Maximal zwei Lehrlinge pro Jahr bilde das Unternehmen aus. So sind aktuell sechs unter Vertrag. Jetzt wurde der Betrieb von der Handwerkskammer Dresden für die hohe qualitative Ausbildung ausgezeichnet. Neben der guten Ausbildung hob der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Meißen zudem das gesellschaftliche Engagement in der Region vor. Kammer-Vizepräsidentin Ines Briesowsky-Graf übernahm die Ehrung im Beisein einiger Lehrlinge und kürzlich Ausgelernter.

Etwas zu kämpfen hat das Unternehmen derzeit dennoch, weil die traditionsreiche, rund 100 Jahre alte, Dachdeckerschule in Meißen weggefallen ist. "Das ist sehr schade, sie war sehr spezialisiert", sagt Heinitz. Die theoretische Ausbildung findet nun in Löbau statt. Auf die Frage von Briesowsky-Graf, ob das Dachdeckerhandwerk auch regionalem Einfluss unterliege, antwortete Heinitz, "ja, auf jeden Fall." Zu beachtende Schneelasten seien zum Beispiel ein Thema. Im Erzgebirge werde viel mit Schiefer gebaut, in Meißen sei die Biberschwanzdeckung weit verbreitet. "Wir hatten Angst, dass wir in Löbau an Niveau verlieren. Wir arbeiten gemeinsam daran, dass wir in das richtige Fahrwasser kommen. Aber das wird dauern", sagt Heinitz.

Lehrlinge dürfen auch Fehler machen

Wer bei Heinitz eine Ausbildung beginnen möchte, muss vorher ein Praktikum oder einen Ferienjob im Unternehmen absolviert haben. "Das ist Pflicht", sagt der Bauingenieur und gelernte Dachdecker. "Denn dabei merkt man schon, ob derjenige geeignet ist oder nicht." Max Hammermüller und Johann Wachtel haben beide kürzlich ausgelernt. Beide waren vorbelastet, kommen aus Dachdeckerfamilien. "Wir waren von klein auf dabei. Deshalb gab es für uns keine andere Option", sagt Wachtel lachend. Hammermüller lobt das gute Arbeitsklima unter den Kollegen. "Es ist ein junges Team und wir können auch auf Augenhöhe mit der Chefetage reden", ergänzt Wachtel. Otto Adam und Ben Müller sind Lehrlinge im ersten Jahr. Letzterer mag vor allem das Arbeiten an frischer Luft, erklärt er.

René Heinitz sei froh, so eine junge Truppe im Betrieb zu haben, "aber auch die alten Fachleute, die ihr Wissen weitergeben." Sehr großen Wert lege er auf Ehrlichkeit. "Klar gibt es auch mal einen Brüller", aber, so betont er, "Fehler dürfen gemacht werden." Dankbar sei er, dass seine älteren Kollegen die jungen immer wieder mit einbeziehen. Woche für Woche wechseln die Lehrlinge auf der Baustelle. "Es ist sicher nicht einfach, immer wieder alles zu erzählen. Ich bin froh, dass meine Kollegen so mitziehen", sagt er.

Der Bauingenieur leitet das 21-köpfige Unternehmen seit 2013, in vierter Generation. 1925 gründete Urgroßvater Gustav Heinitz die Dachdeckerei, damals in der Kornstraße 28 in Lommatzsch. Mehrere Krisen hat das Unternehmen überstanden, selbst zu DDR-Zeiten war es immer in privater Hand. Auch die aktuelle Situation bereite Sorgen, vor allem natürlich die Preisentwicklung. Das ging bereits vor zwei Jahren mit steigenden Holzpreisen los. Deshalb habe das Unternehmen mehr Material auf Lager genommen, "um eine gewisse Preisgarantie zu gewährleisten", erzählt Heinitz. "So viel Material wie jetzt hier liegt, hatten wir noch nie." Zum Beispiel standen damals für die Sanierung der Weinbergschule des Franziskaneums Meißen 130 Paletten Biberschwänze auf dem Gelände. Auch deckte die Firma kürzlich das Dach des Wasserschlosses in Oberau. Zu den Referenzen des Unternehmens gehören viele weitere Denkmalsanierungen, wie das Schloss und Gerichtsgebäude in Schleinitz und verschiedene Kirchen. "Solche Handwerksarbeiten macht man nur einmal im Leben", schwärmt Heinitz.