René Böhme darf zufrieden sein. Für den Investor läuft aktuell alles nach seinen Vorstellungen. Von einer früheren Rinderstallanlage in Bannewitz ist kaum noch etwas zu erkennen, nachdem sich seit Wochen Abrissbagger Quadratzentimeter für Quadratzentimeter durch die Gebäude nagen. Zudem gelten die Planungen für einen notwendigen Schmutzwasserkanal inzwischen als abgeschlossen. Hinter den Kulissen laufen schon die Vorbereitungen für dessen Errichtung.
Unterdessen gab der Gemeinderat in seiner Februarsitzung grünes Licht für eine Änderung des Bebauungsplanes und die erneute Auslage des Papiers. Dieses sieht nunmehr vor, dass künftig Nutzungsmöglichkeiten auf dem Privatgrund bestehen, die zuvor undenkbar schienen.
"Sofern es keine Bedenken mehr gibt und der Bebauungsplan in seiner jetzigen Form beschlossen wird, können wir eine Betriebstankstelle für firmeneigene Fahrzeuge in dem künftigen Gewerbegebiet verwirklichen", erklärte René Böhme auf Anfrage.
Von Betriebstankstelle bis Schwimmbecken alles denkbar
Theoretisch sei dann auch ein Schwimmbecken für sporttherapeutische Anwendungen vorstellbar. Eine entsprechende Interessensbekundung liege dem Investor vor.
Darüber hinaus werde der Grundstückseigentümer in die Lage versetzt, Logistik vor Ort anzusiedeln. Das passiere allerdings lediglich im kleineren Stil, wie René Böhme zu verstehen gab.
Dass er diese Einschränkung an dieser Stelle trifft, hat einen guten Grund. Nachdem die Planungen für das neue Gewerbegebiet an der Horkenstraße bekannt wurden, sieht sich der Geschäftsführer der im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen Bannewitz-Immo GmbH mit diversen Gerüchten konfrontiert.
Im Zuge der jüngsten Flüchtlingskrise mutmaßten Bewohner, dass auf dem Gelände eine Unterkunft für Asylbewerber entstehen könnte. Das widerlegten nicht nur einmal sowohl die Gemeindeverwaltung als auch der Investor.
Inzwischen besteht die Sorge, dass sich vor Ort ein größeres Logistikunternehmen im Stile von Amazon und Co. ansiedeln könnte. Aber auch dem sei nicht so, wie René Böhme wissen ließ.
"Das ist weiterhin im B-Plan ausgeschlossen. Die Fläche wäre ohnehin für die großen Logistiker viel zu klein." Allein schon die Erschließungsstraße würde solch ein Unterfangen nicht zulassen. "Sie zerstückelt das Bauareal." Damit sind riesige Hallen von vornherein ausgeschlossen.
Erste Interessenten stehen bereits fest
Geht es nach seinen Vorstellungen, sollen sich einmal bis zu zwölf Firmen auf dem Grundstück niederlassen. Eine davon ist die Gut Leben gGmbH. Bereits vor Jahren fand sie in Bannewitz ein Zuhause. Inzwischen braucht das gemeinnützige Unternehmen jedoch mehr Freiraum für seine Angebote. Es bietet betroffenen Menschen Perspektiven nach Schlaganfall, Tumor, Unfall und Gewalt.
Mit der Bau Haupt Baugeschäft GmbH & Co. KG und der SDF Immobilien GmbH stehen weitere Anwärterinnen für die Flächen in den Startlöchern.
Der Chef von letzterem Unternehmen ist kein Unbekannter in der Region. Sebastian Fuchs wollte im vergangenen Jahr im Rabenauer Ortsteil Lübau aus kommunaler Hand einen nahezu leerstehenden Wohnblock erwerben - um diesen, wie er sagte, zu renovieren und zu vermieten.
Der Stadtrat hatte ihm allerdings einen Korb gegeben. Parallel dazu nahm er Kontakt mit Bannewitz auf. "Ich habe dort ein Grundstück vorgemerkt und werde eine weitere Halle mit Büroeinheit für unsere Firmen errichten." Rund 3.500 Quadratmeter möchte er dafür in Anspruch nehmen. "Das wird ein sehr schöner Gewerbepark. Ich sehe dort viel Potenzial!"
Eine Bürgerinitiative, deren Mitstreiter unweit davon entfernt wohnen, befürchtet indes eine weiter schwindende Lebensqualität entlang der Horkenstraße. "Es fahren schon jetzt Lkw vom und zum Gewerbegebiet Horkenstraße durch unser Wohngebiet, obwohl vom Bürgermeister und Investor in der SZ vom 8. September 2023 das Gegenteil versprochen wurde", verlautete im Herbst aus deren Reihen. Damals starteten erste Arbeiten auf dem Gelände.
Am Ende wird eine Verkehrszählung Aufschluss darüber geben, wie es sich mit den Fahrzeugbewegungen tatsächlich verhält. Das Pirnaer Landratsamt hatte angekündigt, diese nach mehreren in Zweifel gezogenen Messungen nunmehr von Profis vornehmen zu lassen.
Der Bannewitzer Rathauschef Heiko Wersig (parteilos) drängt darauf, dass dies mit Blick auf die aktuelle Lärmaktionsplanung so schnell wie möglich geschieht. Stellt sich heraus, dass es entlang der Horkenstraße doch zu laut ist, wäre laut Experten eine Temporeduzierung auf 30 km/h laut Gesetzeslage möglich. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.