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Sachsen investiert Millionen in den Wohnungsbau

Der Freistaat stockt Mittel für Sozialwohnungen und den Kauf von Wohneigentum auf. Profitieren soll davon auch die Bauwirtschaft.

Von Thilo Alexe
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Sachsen will die Talfahrt im Wohnungsbau stoppen und Abhilfe auf den überhitzten Märkten in den Zentren schaffen
Sachsen will die Talfahrt im Wohnungsbau stoppen und Abhilfe auf den überhitzten Märkten in den Zentren schaffen © dpa

Der Anstieg von Baupreisen und Zinsen, hohe Standards sowie ein Zögern bei Aufträgen: Die Bauwirtschaft, sagt Sachsens Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt, sei in einer „sehr, sehr schwierigen Situation“. 42 Prozent der Unternehmen in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt schätzten die Geschäftslage negativ ein, knapp doppelt so viele wie ein Jahr zuvor, betont der CDU-Politiker und verweist dabei auf Daten des Bauindustrieverbandes Ost.

Sachsen will beim Gegensteuern helfen und damit nicht nur den überhitzten Wohnungsmarkt in den Zentren abkühlen. Etwa 73 Millionen Euro gibt der Freistaat im laufenden Jahr zusätzlich für den Bau von Wohnungen. „Die höhere Mittelausstattung trägt dazu bei, dass wieder mehr gebaut werden kann“, sagt Schmidt. Er beklagt die hohen Baukosten und warnt davor, dass das Baugeschehen zum Erliegen kommen könne. Der Minister befürchtet wie in der Gastronomie eine Art Coronaeffekt: Sind Fachkräfte erst einmal weg, wird die Personalgewinnung für Baufirmen noch schwieriger.

Doch wie und wohin soll das Geld fließen? Für die Schaffung sogenannter belegungsgebundener Wohnungen, das sind Sozialwohnungen, stehen in diesem Jahr in Sachsen knapp 187 Millionen Euro bereit. Das entspricht im Vergleich zu den im Vorjahr bewilligten Mitteln einem Plus von 47 Millionen Euro. Das Geld stammt vom Bund und Freistaat, der die Kofinanzierung von 30 auf 40 Prozent aufgestockt hat. Damit wird der Neubau von Sozialwohnungen in den Großstädten Dresden und Leipzig finanziert.

Zudem kann mithilfe einer Landesförderung die Sanierung von Wohnraum unterstützt werden, der danach als Sozialwohnungen vermietet wird. Wer dort einziehen will, benötigt einen sogenannten Wohnberechtigungsschein.

Ein zweiter Schwerpunkt ist die Eigentumsförderung. Die Staatsregierung stellt in diesem Jahr 105 Millionen Euro bereit – etwa ein Viertel mehr, als 2023 bewilligt wurde. Die Mittel gehen an Familien, die ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen wollen. Abhängig von der Zahl der Kinder werden Kredite mit einem Zinssatz von unter einem Prozent und einer Laufzeit von 25 Jahren angeboten. Seit die Zinsen gestiegen sind, hat sich die Nachfrage erhöht, wie Schmidt sagt. Im vergangenen Jahr haben etwa 800 Familien diese Förderung in Anspruch genommen.

Neuerungen verkündet Schmidt für die Förderung von Wohneigentum im ländlichen Raum. Ab April können außerhalb der Zentren Dresden, Leipzig und Chemnitz auch Haushalte ohne Kinder bei Neubau oder Kauf von Wohneigentum unterstützt werden. Das gilt zudem für die Sanierung und die Erweiterung von Wohnungen und Häusern. Auch in diesen Fällen läuft die Förderung über langfristige Kredite für die Eigentümer mit vergleichsweise günstiger Verzinsung.

Schmidt spricht davon, Impulse für die Bauwirtschaft setzen zu wollen. Sie sollen dazu beitragen, Verunsicherung bei Bauherren und in der Wirtschaft entgegenzuwirken. In der Baubranche kommt das erwartungsgemäß gut an. Der Geschäftsführer des Sächsischen Handwerkstages, Andreas Brzezinski, betont: „Alles, was hilft, die anhaltend komplizierte Lage in der Bau- und Wohnungswirtschaft zu entspannen, ist zu begrüßen.“

Der CDU-Landtagsabgeordnete Ingo Flemming geht vom raschen Mittelabruf aus. Das stütze die Auftragslage in der sächsischen Bauwirtschaft. Der Grünenabgeordnete Thomas Löser spricht von einer guten Nachricht. Anliegen seiner Partei sei die Nutzung des vorhandenen Wohnungsbestandes. Über das Programm „Jung kauft Alt“ seien bislang rund 400 Familien dabei unterstützt worden, „ein Haus mit Geschichte neu zu beleben“.