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Tempo 100 auf der A4 in Dresden - was die Begrenzung bewirkt hat

Seit 2018 dürfen zwischen den Autobahndreiecken Dresden-Nord und West nur noch 100 km/h gefahren werden. Wie sich das auf die Unfallzahlen ausgewirkt hat und wie die Dresdner zu einem generellen Tempolimit auf Autobahnen stehen.

Von Connor Endt
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Seit gut sechs Jahren gilt auf der A4 in Dresden ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern.
Seit gut sechs Jahren gilt auf der A4 in Dresden ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern. © René Meinig

Dresden. Bis zu 120.000 Fahrzeuge rollen jeden Tag zwischen den Autobahndreiecken Dresden-Nord und Dresden-West. Immer wieder gab es in der Vergangenheit schwere Unfälle, auch mit Todesopfern, auf dem Abschnitt der A4, der durch Dresden verläuft.

Aus diesem Grund hatte das damals zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr am 28. Februar 2018 das Tempolimit auf dem Abschnitt von 120 auf 100 km/h gedrosselt. Was als Verkehrsversuch begann, wurde noch im selben Jahr zu einem dauerhaften Tempolimit.

Nach Angaben der Polizeidirektion Dresden und des Autobahnpolizeireviers Dresden hält sich die Mehrheit der Fahrer auch daran. Aber wie haben sich die Unfallzahlen seitdem verändert?

Tempolimit auf der A4: Unfälle sind stark zurückgegangen

Die Zahl der Unfälle ist seit der Einführung des Tempolimits gesunken. 2017, also ein Jahr vor dem Verkehrsversuch, registrierte die Polizeidirektion Dresden noch 549 Verkehrsunfälle. Ende 2018 waren es bereits 93 Unfälle weniger. Vergangenes Jahr hat die Polizei 274 Verkehrsunfälle aufgenommen - die Zahl der Vorfälle hat sich also im Vergleich zu 2018 ziemlich genau halbiert.

Seit der Einführung des Tempolimits ist aber nicht nur die Gesamtunfallzahl stark gesunken. Es gibt auch weniger Unfälle mit schwer verletzten Auto- und LKW-Fahrern. 2017 zählte die Polizei zwölf Unfälle mit Schwerverletzten, vergangenes Jahr waren es drei Unfälle.

Während 2017 noch 53 Personen bei Unfällen schwer oder leicht verletzt wurden, waren es vergangenes Jahr 23 Personen. Somit hat sich auch die Zahl der verletzten Autofahrer seit der Einführung des Tempolimits etwa halbiert.

Verschiedene Faktoren für gesunkene Unfallzahlen auf der A4

Der Rückgang der Unfallzahlen hängt zwar auch mit dem Tempolimit zusammen, aber andere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. "Da muss man das gesamte Bild sehen", sagt Kathleen Brühl, Sprecherin des Sächsischen Verkehrsministeriums. "Wir hatten streckenweise Staus und Baustellen auf der A4, außerdem sind Autofahrer bei schlechtem Wetter vorsichtiger unterwegs. Das beeinflusst die Statistiken genauso wie das Tempolimit."

Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) befürwortet prinzipiell ein Tempolimit. "Das muss aber auch sinnvoll sein", sagt Helmut Büschke, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik beim ADAC Sachsen. "Wir haben für die A4 in dem betroffenen Abschnitt ein Tempolimit von 120 km/h gefordert." Ein generelles Tempolimit würde den Verkehr zu stark ausbremsen.

Mobilitätskompass: Viele befürworten ein generelles Limit

Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen hat auch bei der Mobilitätskompass-Befragung eine Rolle gespielt. Zwischen dem 26. August und 29. September 2023 wurden Leser von Sächsische Zeitung und Sächsische.de zu ihrem Mobilitätsverhalten und ihren Wünschen befragt.

Von den mehr als 3.000 befragten Dresdnern sprechen sich 67 Prozent für höchstens 130 km/h auf deutschen Autobahnen aus. Unentschlossen zeigen sich 10 Prozent, lediglich 23 Prozent sind gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Deutlich ablehnender stehen die Teilnehmer Tempo 30 auf allen Straßen innerorts gegenüber. Nur 35 Prozent sind dafür, 44 Prozent dagegen, der Rest ist unentschlossen.

In anderen europäischen Ländern gelten schon seit Jahren Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Autobahnen. So dürfen Autofahrer laut dem ADAC nur höchstens 130 km/h auf italienischen oder französischen Autobahnen fahren. In Polen gilt eine Begrenzung von 140 Stundenkilometern. Auf deutschen Autobahnen wird lediglich eine Richtgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde empfohlen. Autofahrer dürfen aber auch schneller fahren, sollte kein Limit ausgeschildert sein.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte im Juli bei einem Bürgerdialog im Allgäu erklärt, dass er ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen ablehne. Stattdessen warb Scholz für den weiteren Ausbau der Elektromobilität, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Es müsse mehr Schnellladesäulen geben, darüber hinaus sollten E-Autos billiger werden. Außerdem warb Scholz für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.