Freital
Merken

Warum der VVO die Stellzeiten auf den Parkplätzen erfasst

Der Verkehrsverbund hat an mehreren Stellflächen Parksensoren aufs Pflaster geklebt. Dafür gibt es einige Gründe.

Von Maik Brückner
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auf dem P+R-Parkplatz in Freital-Potschappel werden neuerdings Daten zu den Parkzeiten gesammelt.
Auf dem P+R-Parkplatz in Freital-Potschappel werden neuerdings Daten zu den Parkzeiten gesammelt. © Egbert Kamprath

Da staunten die Autofahrer nicht schlecht, als die Stadt Freital den neuen Parkplatz am Bahnhof Potschappel kurz nach der Fertigstellung wieder absperrte. Der Anlass überraschte noch mehr: Im Auftrag des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) wurden auf den Stellflächen Sensoren aufgebracht. Diese kennen viele von den Parkplätzen einiger Lebensmittelmärkte. Die kleinen schwarzen Plasterechtecke mit innenliegender Technik übertragen, ob der Parkplatz frei oder besetzt ist. Die Lebensmittelhändler erfahren so, ob man sein Auto länger als erlaubt auf dem Parkplatz stehen gelassen hat. Aber warum macht der Verkehrsverbund das? Sächsische.de hat nachgefragt.

Warum werden freie Parkplätze erfasst?

Eine Auflage, die Sensoren zu installieren, gibt es nicht. Der VVO "stattet die Parkplätze aus eigenem Antrieb aus", sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper. Im Gegensatz zu den Parkplätzen der Märkte haben die hier Parkenden aber nichts zu befürchten, versichert er. Die Stellflächen sind und bleiben kostenfrei. Es gibt keine maximale Parkdauer. Diese erhobenen Daten werden in ersten Linie dazu genutzt, um den Pendlern die Information zu geben, wie viele freie Parkplätze ihnen auf den jeweiligen Park & Ride-Plätzen zur Verfügung stehen.

Welchen Sinn macht die Erfassung?

Gerade in Freital wunderten sich viele: Warum werden diese Daten erfasst, wenn es in der unmittelbaren Nähe zu diesem Parkplatz am Bahnhof weitere kostenfreie Stellplätze gibt. Dazu Schlemper: Die Information ist eine Entscheidungsgrundlage für die Wahl des passenden P+R-Platzes. "Andere kostenfreie Stellplätze sind ja mitunter nicht für P+R geeignet, da Maximalparkdauern oder ähnliche Regelungen gelten." Gerade Ortsfremde würden andere Parkflächen in der Nähe des Bahnhofs nicht kennen. Deshalb ist das Vorhandensein anderer kostenfreier Parkplätze für den VVO kein Kriterium für oder gegen die Installation von Parksensoren.

Welche Risiken birgt die Anzeige?

Wer die Informationen nutzt, sollte auch damit rechnen, dass sich die Lage ständig ändern kann. So könne einem bei Fahrtbeginn angezeigt werden, dass es noch zwei oder drei freie Parkplätze gibt. Bei der Ankunft vor Ort könnte es sein, dass diese belegt sind. "In diesem konkreten Fall ist das unglücklich für den Nutzer", so Schlemper. Zielführender sei es wahrscheinlich, sich bei einem derart hohen Parkdruck gleich für einen anderen P+R-Platz zu entscheiden." So könne das Risiko minimiert werden, am Ende keinen Platz mehr zu bekommen. "So wird der Parksuchverkehr von vornherein vermieden".

Mit diesen Sensoren ermittelt der VVO nicht nur auf dem auf P+R Parkplatz am Bahnhof Freital , welche Stellflächen frei und welche belegt sind.
Mit diesen Sensoren ermittelt der VVO nicht nur auf dem auf P+R Parkplatz am Bahnhof Freital , welche Stellflächen frei und welche belegt sind. © Egbert Kamprath

Wie viele Pendler nutzen das Angebot?

Der VVO kann die Zugriffsdaten auf die Datenbank im Internet technisch bedingt erst seit Anfang dieses Jahres erheben. Demnach wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres die Unterseite P+R auf der VVO-Website genau 15.064 Mal angeklickt. Das ist die Top3: Bad Schandau (380 Seitenansichten), Pirna (302) und der Bahnhof Meißen (140).

Welche P+R-Parkplätze sind am stärksten frequentiert?

Nahezu jeden Tag voll belegt sind die P+R-Plätze in Pirna, Kamenz, Pulsnitz, Großenhain und Riesa. Ein Standort, der mal sehr stark und mal weniger stark ausgelastet ist, ist der in Bad Schandau. "Bei schönem Wetter an Wochenenden und in den Ferien ist dort regelmäßig kaum noch ein freier Stellplatz zu bekommen, da viele Ausflügler von hier mit Wanderbussen und Zügen in die Wandergebiete fahren", so Schlemper.

Dürften auch Nichtpendler die Parkplätze nutzen?

Der neue P+R-Parkplatz in Potschappel wird nach SZ-Informationen nicht nur von Pendlern genutzt, sondern auch von Mitarbeitern von Firmen und Behörden. Diese müssen nichts befürchten. "Wir können nur daran erinnern und appellieren, dass die gekennzeichneten Park & Ride-Flächen den mit Bus und Bahn Weiterreisenden vorbehalten sind", sagt Schlemper. Das gilt auch für die anderen P+R-Plätze.

Der VVO habe keine Befugnis, Fremdnutzer zu verwarnen oder einen Strafzettel auszustellen, da dafür das örtliche Ordnungsamt zuständig wäre, so Schlemper. Eine Übersicht, wer den Stellplatz fürs Pendeln nutzt, hat der VVO nicht. Man könne aber anhand der Parkdauer Rückschlüsse ziehen, wer wahrscheinlich nicht mit dem Zug weitergereist ist, sondern wegen anderer Gründe dort parkt.

Wie lange wird auf den P+R-Parkplätzen geparkt?

"Der aktuelle Durchschnittswert liegt bei etwas über fünf Stunden", so Schlemper. Generell sei die Parkdauer abhängig vom Anteil der Fremdnutzer beziehungsweise der Kurzparker. "Bei Plätzen, die hauptsächlich von Pendlern genutzt werden, ist die durchschnittliche Parkdauer höher als bei Plätzen mit hohem Fremdnutzeranteil."

Was erhofft sich der VVO von der Datenerhebung?

Auch der VVO nutzt die permanent erfassten statistischen Belegungsdaten, die ohne Zählpersonal erfasst werden. "Wir erhalten so einen Überblick über die tatsächliche Nutzung des P+R-Angebotes und können so zum Beispiel einschätzen, ob ein Standort erweitert werden müsste", so Schlemper. Zudem erhofft man sich, dass die Park+Ride-Plätze Menschen animieren, das Auto abzustellen, um mit dem ÖPNV weiterzureisen.

Werden die Daten auf Anzeige-Tafeln erscheinen?

  • Mehr als 9.000 Menschen aus Ost- und Mittelsachsen haben für den Mobilitätskompass Einblick in ihr Mobilitätsverhalten gegeben. Der Mobilitätskompass wurde unter wissenschaftlicher Begleitung der Evangelischen Hochschule Dresden und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher" entwickelt und ausgewertet, die darauf geachtet haben, dass die Aussagen belastbar sind. Bis Anfang Dezember veröffentlicht Sächsische.de die regionalen und lokalen Ergebnisse. Alle erschienenen Beiträge finden Sie auch auf www.saechsische.de/mobilitaetskompass

Auf der Dresdener Straße in Freital - aber auch in anderen Orten - wird es keine digitalen Anzeigen geben, die angeben, wie viele freie Stellplätze es gibt. Denn der VVO errichtet weder Anzeige-Tafeln noch Parkleitsysteme. "Das wäre Aufgabe der Kommunen", so Schlemper. Der VVO ist aber bereit, die Daten für Leitsysteme bereitzustellen. Die Stadt Bad Schandau hat das Angebot angenommen. Dort ist geplant, die Daten für ein Parkleitsystem zu nutzen. Die VVO-Belegungsdaten werden bereits jetzt in der "Datendrehscheibe" des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) übertragen.