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In Moritzburg verlassen bald die ersten Erzieher die Schule

An der Evangelischen Schule für Sozialwesen können sich Interessierte am 3. Februar über eine Ausbildung zum Sozialassistent oder Erzieher informieren. Währenddessen paukt der erste Abschlussjahrgang für die Prüfungen.

Von Lucy Krille
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Die angehenden Erzieherinnen Lea Neubert, Bianca Berndt und Chantal Bechler  (v.l.) lernen regelmäßig im Kreativraum der Schule für Sozialwesen in Moritzburg.
Die angehenden Erzieherinnen Lea Neubert, Bianca Berndt und Chantal Bechler (v.l.) lernen regelmäßig im Kreativraum der Schule für Sozialwesen in Moritzburg. © Norbert Millauer

Moritzburg. Lea Neubert und Bianca Berndt sind mitten in der Vorbereitung für die Abschlussprüfungen ihrer Erzieherausbildung. Die Prüfungssituation kennen die beiden, denn sie haben schon ihren Sozialassistenten an der Evangelischen Schule für Sozialwesen absolviert.

"Ich wollte gern zu einem evangelischen Träger", sagt Lea Neubert, und erklärt damit, wieso sie sich für das beschauliche Moritzburg entschieden hat. Die evangelische Prägung, erzählt Schulleiter Paul Stark, spiele bei manchen eine Rolle, viele hätten sich aber auch generell wegen guter Erfahrungen mit freien Trägern angemeldet. Tatsächlich sei nur ein kleiner Bruchteil der Schüler und Schülerinnen aktiv in der Kirche aktiv, erzählt Stark. "Das bildet gut das Gefälle in Sachsen ab."

Trotzdem gehört die wöchentliche Andacht der Schülergruppen zum Schulalltag dazu. Der Diakon freut sich, Berührungspunkte mit den christlichen Werten zu schaffen, die auch ohne kirchlichen Hintergrund erstrebenswert seien. "Wir geben dich nicht auf", sei einer dieser Vorsätze, die die Schule auch durch ihr familiäres Umfeld gut umsetzen könne.

Der Tag der offenen Tür findet am Samstag, dem 3. Februar, von 14 bis 17 Uhr auf dem Campus Am Knabenberg 11 in Moritzburg statt. Weitere Informationen finden Sie im Internet.

Ein Drittel der Schüler lebt in Moritzburg im Internat

Seit 2021 sind die ehemaligen Räume eines Kinderheims nach Jahren des Leerstands mit 75 angehenden Sozialassistenten und Erzieherinnen gefüllt. Hier draußen sind sie fernab von Großstadttrubel, dafür unter Gleichgesinnten und umgeben von viel Natur. Der Weg in ihre eigenen vier Wände ist kurz, auch für Lea und Bianca, die im Internat auf dem Schulgelände leben.

"Viele Schüler freuen sich über die erste eigene Bude", erzählt Stefanie Tatz, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit vom Diakonenhaus Moritzburg kümmert. "Und die Eltern freuen sich, dass ihre Kinder in so einer ruhigen Umgebung leben", fügt sie lachend hinzu. Das Diakonenhaus ist unter anderem auch Träger des Gästehauses und dem Seniorenzentrum "Haus Friedensort" in Moritzburg.

Etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler lebt im Internat. In zwei Klassen lernen die angehenden Sozialassistenten. Viele von ihnen, so wie Lea, Bianca und auch Chantal Bechler, die gerade im zweiten Ausbildungsjahr ist, lassen sich danach in einer der drei Klassen zur Erzieherin weiterbilden. Lea und Chantal wollen gern in die Kinder- und Jugendhilfe gehen, während es Bianca in den Kindergarten zieht.

"Der Sozialassistent ist eine Schule fürs Leben"

Es gibt auch Sozialassistenten, die nach ihrem Abschluss einen anderen Weg einschlagen. Denn in der zweijährigen Ausbildung werden sie nicht nur auf die Arbeit mit Kindern, sondern auch auf die Alten- oder Behindertenhilfe vorbereitet. "Man bekommt extrem viel mit fürs Leben", meint Tatz und Stark erzählt von dem Reifeprozess, der bei vielen seiner Schützlinge unglaublich schnell gehe.

Wenn sich die Schüler und Schülerinnen etwa einen Tag im Rollstuhl fortbewegen müssen, oder durch spezielle Ausrüstung lernen, wie es sich anfühlt, Parkinson zu haben, lernen sie viel über die Pflege von Menschen. Nebenan geht es dagegen eher um Kreativität.

In einem der Räume, Stefanie Tatz nennt ihn den "Gestalten"-Raum, liegen Wollknäule in Kisten neben Knöpfen und Perlen. "Wir lernen hier, was man aus verschiedenen Materialien gestalten kann", erzählt Lea. Im Nebenraum steht eine originale Presse des Bildhauers und Namensträgers der Schule Hans Georg Anniès, der viele Jahre in Moritzburg lebte.

Abschlussprüfungen sind umfangreicher als anderswo

Durch Kooperationen, etwa mit der Kita Samenkorn, sollen die Schüler und Schülerinnen so gut wie möglich auf das praktische Leben vorbereitet werden. Die Schule für Sozialwesen ist noch relativ jung: Lea, Bianca und ihre Mitschüler werden die ersten Erzieher sein, die die Schule verlassen. Ihr Weg zum Abschluss ist ein besonderer. Denn da die Schule erst nach dem ersten Abschlussjahrgang ihre staatliche Anerkennung als Berufsschule für Erzieher bekommen kann, werden die Klassen an einer anderen Schule geprüft - auch über den eigentlichen Prüfungsstoff hinaus.

So pauken Lea und Bianca gerade für 14 Prüfungen. Dennoch bereuen sie ihren Weg nach Moritzburg nicht. Beim Tag der offenen Tür sollen nun auch andere Interessierte überzeugt werden. Die Schüler und Schülerinnen stellen nächsten Samstag ihren Schulalltag vor, auch Lehrkräfte werden da sein, um Fragen zu beantworten. Außerdem gibt es Führungen durch das Internat.

Kapazitäten habe die Schule noch genügend, sagt Paul Stark. Er freut sich, dass auch immer mehr Jungs den Weg nach Moritzburg finden. "Das ist gut für die Kinder- und Jugendhilfe", ist er sich sicher. Außerdem stünden die Aussichten gut. "Männliche Erzieher werden mit Kusshand genommen, weil es noch so wenige von ihnen gibt."

Der Text wurde am 25.01. aktualisiert. Im vorletzten Absatz hieß es, der Tag der offenen Tür findet am Freitag statt. Richtig ist aber Sonnabend, der 3. Februar.