Ehemaliges Asylheim wird für Ukraine-Flüchtlinge vorbereitet

Moritzburg. In den vergangenen Tagen waren an dem Plattenbau aus DDR-Zeiten - der früheren Heimschule Am Knabenberg in Moritzburg - ungewöhnliche Aktivitäten zu beobachten. Eigentlich dämmert die zuletzt von Anfang 2016 bis Ende 2017 zur Unterbringung von Asylbewerbern genutzte Landkreisimmobilie vor sich hin. Und verfällt zusehends. Auch durch Vandalismusschäden.
Doch jetzt brannte fast im ganzen Haus am hellerlichten Tag Licht und es wurde gearbeitet. Auch an der Rückseite. Dort bekam die Fluchttreppe offenbar wieder eine funktionierende Beleuchtung. Noch vor knapp zwei Monaten hatte Manfred Engelhard, der Dezernent für Verwaltung des Landkreises Meißen, auf Anfrage der SZ gesagt, dass das Landratsamt von der ursprünglich vorgesehenen Sanierung angesichts der zum damaligen Zeitpunkt nicht absehbaren Kostenentwicklung vorerst Abstand genommen hat. Gemeint war damit sowohl die Preisentwicklung - unter anderem im Baubereich - aber auch der steigende Sanierungsbedarf im Objekt.
Im Dezember 2020 hatte die Mehrheit der Kreisräte einem Antrag der Landkreisverwaltung zugestimmt, erneut eine knappe halbe Million Euro in das Gebäude in Moritzburg zu investieren, um es künftig wieder für die Unterbringung von Asylbewerbern nutzen zu können. Insgesamt 60 Plätze für Geflüchtete sollen so geschaffen werden, davon zwölf barrierefrei.
Bisher über 1.300 Ukrainer im Landkreis
Inzwischen ist seit über einem Monat in der Ukraine Krieg und Tag für Tag kommen neue Flüchtlinge aus dem Land in Deutschland an. Das hat die Situation verändert. „Der Landkreis Meißen ist gehalten, zur Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge seine Unterbringungskapazitäten zu erhöhen“, heißt es dazu auf Nachfrage von der Pressestelle des Landratsamtes. „Dabei ist auch geplant, die ehemalige Gemeinschaftsunterkunft in Moritzburg für den Fall erhöhter Zuweisungen seitens des Freistaates Sachsen vorzubereiten.“
Mit Stand vom Freitag vergangener Woche waren es nach der Übersicht des Amtes über 1.300 Menschen, vor allem Frauen und Kinder. Rund 1.000 von ihnen haben Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberrecht, sagt Dezernent Manfred Engelhard. Die meisten Flüchtlinge sind dabei bisher privat untergekommen. Nur rund 120 Plätze seien aus dem Bestand des Landkreises vermittelt worden. Wer geflüchtete Ukrainer bei sich aufnimmt und meldet, erhält pro Tag übrigens fünf Euro Unterstützung. Auch in Moritzburger Familien und im Diakonenhaus wohnen derzeit über 80 Menschen aus dem vom Krieg heimgesuchten Land, sagt Bürgermeister Jörg Hänisch.
Wie sich die Lage im Landkreis weiter entwickelt, sei indes schwer einschätzbar, so der Landkreisdezernent. Dabei müssten mehrere Aspekte beachtet werden. „So gibt es für die Geflüchteten aus der Ukraine, anders als bei Asylbewerbern, keine Wohnsitzpflicht. Viele von ihnen sind daher nur auf der Durchreise.“ Zudem sei nicht klar, wie viele wann wieder in ihre Heimat zurückgehen. „In den Erstaufnahmeeinrichtungen sind zwar viele Menschen da, aber wir wissen nicht, wie viele davon zu uns in den Landkreis kommen“, ergänzt Manfred Engelhard. So seien in der vergangenen Woche 13 Personen durch die Landesdirektion zugewiesen worden. Für diese Woche sind über 100 angekündigt.
Moritzburg ist eine von drei Landkreisimmobilien
Der Landkreis will daher jetzt zunächst in ihm gehörenden Immobilien Plätze für Flüchtlinge aus der Ukraine schaffen. Dazu gehören die Holzbaracken in Röhrsdorf. „Die hatten wir an die Gemeinde Klipphausen abgegeben, sodass sie immer in Nutzung waren. Ihr Zustand ist daher gut“, so der Dezernent. Einige Arbeiten seien aber dennoch nötig, um für die Privatsphäre der Bewohner zu sorgen. Auch der Zustand der ehemaligen Asylunterkunft in Naunhof sei recht solide, „da wir das Gebäude verkaufen wollten“.
Anders dagegen ist die Situation in Moritzburg, wo beispielsweise kaputte Fenster teilweise lediglich durch Holzplatten gesichert wurden. Auch in die Sanitäranlagen müsse investiert werden, bevor das Haus wieder bewohnt werden kann. Allerdings sei keine Komplettinstandsetzung geplant. Manfred Engelhard spricht vielmehr von einer Notunterkunft für kurze Zeit. Ab wann diese zur Verfügung steht und was die Arbeiten kosten werden, kann er derzeit allerdings noch nicht sagen.
Die Ausstattung der einstigen Asylunterkunft sei übrigens eingelagert worden und soll nun wieder genutzt werden.