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Bald mehr Tempo 30 in Neustadt?

Die Stadt möchte den Lärm an Neustadts lautesten Straßen reduzieren. Einen Beschluss konnte der Stadtrat jedoch noch nicht fassen. Das ist bis jetzt bekannt.

Von Anja Weber
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An der Sebnitzer Straße in Langburkersdorf ist es den Messungen zufolge besonders laut.
An der Sebnitzer Straße in Langburkersdorf ist es den Messungen zufolge besonders laut. ©  SZ/Archiv

Wer an der Sebnitzer Straße in Neustadt wohnt, lebt offiziell an der lautesten Straße der ganzen Stadt. Das hat der Lärmaktionsplan ergeben, den die Stadt in Auftrag gegeben hatte. Um herauszufinden, wo es in Neustadt noch am lautesten ist, hat ein Ingenieurbüro die Dezibelwerte an Hausfassaden ermittelt, die direkt an einer der drei Staatsstraßen stehen, die durch Neustadt verlaufen.

Auf der S159 wird es demnach bis zu 70 Dezibel laut. Das entspricht in etwa der Lautstärke eines laufenden Staubsaugers. Trotzdem gilt schon dieser Wert als gesundheitsgefährdend. Besonders laut ist es demnach unter anderem an der Kreuzung Wilhelm-Kaulisch-Straße/Bischofswerdaer Straße und entlang der Sebnitzer Straße. Handlungsempfehlungen hat es gegeben. Die Umsetzung gestaltete sich offenbar schwierig.

Deshalb stand der Lärmaktionsplan jetzt erneut auf der Tagesordnung des Stadtrates. Einen Beschluss zur öffentlichen Auslegung konnte dieser allerdings nicht fassen. Der Tagesordnungspunkt wurde gestrichen, da das Ingenieurbüro aus personellen Gründen nicht anwesend sein konnte, um den Plan zu erläutern. Nun soll dieser in der Sitzung am 28. Februar behandelt werden.

Schwierige Abstimmungen zwischen Ämtern

Bestätigen die Stadträte den Plan, wird er für vier Wochen ausgelegt. Dann sind auch die Meinungen der Einwohner und Einwohnerinnen gefragt. Doch schon jetzt kristallisiert sich heraus, dass die Umsetzung nicht ganz so einfach werden könnte.

Ein Grund ist zum Beispiel, dass die Straße zwischen der Kreuzung Wilhelm-Kaulisch-Straße/Bischofswerdaer Straße und der Kreuzung Sebnitzer Straße/Raupenbergstraße/Andreas-Schubert-Straße eine Staatsstraße ist. Damit ist die Stadt Neustadt nicht Straßenbaulastträger, sondern das Landesamt für Straßenbau und Verkehr.

Die Abstimmung seien schwierig und langwierig, heißt es aus der Stadtverwaltung. Deshalb sollte mit dem nun vorliegenden Beschluss wieder Schwung in die Gespräche mit dem Landesamt gebracht werden.

Das sind Neustadts kritische Ecken

Mit dem Lärmplan einhergehen auch Empfehlungen. Welche Konsequenzen die Stadt daraus zieht, liegt in ihrer Hand. Das Ingenieurbüro hatte diverse Maßnahmen vorgeschlagen, die den Verkehrslärm an den lautesten Stellen reduzieren könnten.

Das sei zum Beispiel über die Beschränkung der zulässigen Geschwindigkeit möglich. Und das nicht nur aus Gründen der Lärmminderung, sondern auch, weil damit die Verkehrssicherheit erhöht werde. Das Büro empfiehlt daher, die Anordnung von Tempo 30 auf verschiedenen Abschnitten prüfen zu lassen.

S159 vor der Julius-Mißbach-Grundschule: Hier würde durch die abschnittsweise Geschwindigkeitsbeschränkung vor der Grundschule eine Lärmminderung erreicht und gleichzeitig die Verkehrssicherheit vor allem für die Schüler und Schülerinnen erhöht.

S159 Sebnitzer Straße: Da die Sebnitzer Straße meist durch beidseitige und dadurch dichtere Bebauung charakterisiert ist, tritt hier die höchste Lärmbetroffenheit auf. Deshalb gibt es die Empfehlung, nachts die Geschwindigkeit auf 30 km/h zu drosseln.

Das Ingenieurbüro hat einige Empfehlungen gegeben, auf welchen Straßen die Geschwindigkeit auf 30 km/h gedrosselt werden könnte.
Das Ingenieurbüro hat einige Empfehlungen gegeben, auf welchen Straßen die Geschwindigkeit auf 30 km/h gedrosselt werden könnte. © SZ/Grafik Gernot Grunwald

S156 Friedrich-Mildner-Straße: Im Bereich zwischen der Struvestraße und der Bahnunterführung ist das Gebiet beidseitig bebaut. Deshalb tritt auch hier vermehrt Lärmbetroffenheit auf. Für diesen Abschnitt wird ebenfalls empfohlen, die Geschwindigkeit nachts auf 30 km/h abzusenken.

S156 Berghausstraße: Auf dem Abschnitt zwischen der Unterstraße und Am Achtlindenberg liegen sogenannte Lärmhotspots. Deshalb könnte auch hier die Geschwindigkeit auf Tempo 30 in der Zeit von 22 bis 6 Uhr reduziert werden.

Bei den genannten Abschnitten handelt es sich zwar um Staatsstraßen. Aber es gibt Beispiele, wo auch dort die Geschwindigkeit reduziert wurde, so zum Beispiel im Sebnitzer Ortsteil Altendorf.

Das sind Neustadts ruhige Oasen

Tatsächlich aber gibt es einige Orte im Stadtgebiet, die als besonders ruhig gelten. Diese sind im Entwurf des Lärmaktionsplans aufgeführt, da es Ziel der Stadt sein sollte, die Stille zu bewahren.

Als "ruhig" gelten laut Definition Gebiete, die weitestgehend naturbelassen sind und wo es leiser ist als 45 Dezibel - das entspricht Geräuschen in einer Wohnung. Diese Kriterien erfüllen anteilig das Landschaftsschutzgebiet "Oberes Polenztal und Hohes Birkigt" im Westen von Neustadt sowie abschnittsweise der Hohwald. Maximal 55 Dezibel laut wird es im Wald auf dem Unger, am Treibteich südlich von Langburkersdorf und auf der Götzingerhöhe.

Akustische Entspannung findet man laut Lärmaktionsplan auch am Aussichtspunkt Thomashöhe und am Freibadesee. Als "ruhige Achse" gelten der Promenadenweg zur Götzingerhöhe und die Radwege.