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Neustadt bekommt Stolpersteine

Gymnasiasten haben die jüdische Geschichte in Neustadt aufgearbeitet. Jetzt sollen die drei ehemaligen Einwohner auch offiziell geehrt werden.

Von Anja Weber
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Margarete Hentzschel aus Berthelsdorf zeigt einen der Briefe, die Familie Israel nach der Flucht an Schneidermeister Wehland geschrieben hatte.
Margarete Hentzschel aus Berthelsdorf zeigt einen der Briefe, die Familie Israel nach der Flucht an Schneidermeister Wehland geschrieben hatte. © Steffen Unger

Seit dem Jahr 2009 verlegt Gunter Demnig Stolpersteine vor Wohnhäusern oder Arbeitsstätten jüdischer Bürger in ganz Europa. In Neustadt haben sich Gymnasiasten jetzt des Themas angenommen. Margarete Hentzschel, die Hauptinitiatorin, zugleich Tochter von Museumsleiterin Ulrike Hentzschel, saß für die Recherchen natürlich an der Quelle. Im städtischen Museum gab es einige Aufzeichnungen über das jüdische Leben in Neustadt sowie einige Briefe, die Eindruck in das jüdische Leben in Neustadt geben. In Neustadt lebten nur drei Menschen jüdischen Glaubens, Frida Elstner sowie Meta und Erich (Eric) Israel.

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Ihnen wird nun in besonderer Weise, mit Stolpersteinen, gedacht. Gunter Demnig wird selbst am 25. August, 9 Uhr in Neustadt den ersten Stein am Haus Struvestraße 27 zur Erinnerung an Frida Elstner verlegen. Zwei weitere werden dann in der Böhmischen Str.19 für das Ehepaar Israel ins Pflaster gebracht. Die Veranstaltung ist öffentlich und das Stadtmuseum lädt dazu ein. Demnig ist der Schöpfer dieser Aktion. Stolpenersteine deshalb, weil man in der Erinnerung zumindest gedanklich darüber stolpern soll. Frida Elstner wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Das Ehepaar Israel überstand mithilfe des Neustädter Schneidermeisters Josef Wehland zumindest die Reichspogromnacht. Sie wurden dann in das Dresdner Ghetto gebracht. Ihnen gelang es, im Jahr 1939 in die USA zu emigrieren. Noch einige Zeit später erreichten den Schneidermeister Briefe. Der letzte stammt aus dem Jahr 1947. Danach verliert sich die Spur. In Neustadt werden alle drei aber nicht vergessen sein.

Spenden für Stolpersteine

In Gesprächen mit älteren Neustädter Einwohner konnten Margarete Hentzschel und ihre Mitschülerin noch einiges mehr aus dem Leben um 1938/39 in Neustadt erfahren. So gab es unter anderem Augenzeugen, die gesehen haben, wie Neustädter Einwohner schon einen Leiterwagen hergerichtet hatten. In diesem sollte die drei jüdischen Einwohner zur Schau gestellt und durch die Stadt gefahren werden.

Eine solche Aktion lebt aber auch von Spenden. Und deshalb schrieben die Gymnasiastinnen auch verschiedene Bürger oder Institutionen an, mit der Bitte um Spenden. "Einige Leute, mit denen wir gesprochen haben, waren so gerührt. Sie haben es toll gefunden, dass sich junge Leute mit dem Thema beschäftigen", sagt Margarete Hentzschel. Mithilfe der Spenden konnte die Aktion nun finanziert werden.