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Neustadt: Rolle rückwärts im Stadtrat - das ist der Grund

Die Entscheidung für den Standort des neuen Stadtmuseums von Neustadt ist gefallen. Die verwundert nicht. Aber es bleiben Fragen.

Von Anja Weber
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Das Schloss Langburkersdorf ist nicht nur verkehrsgünstig gelegen. Es hat noch weitere Vorteile.
Das Schloss Langburkersdorf ist nicht nur verkehrsgünstig gelegen. Es hat noch weitere Vorteile. © Daniel Schäfer

Das Schloss im Ortsteil Langburkersdorf wurde immer wieder mit ins Spiel gebracht, wenn es um die Suche nach einem neuen geeigneten Standort für das Museum von Neustadt ging. Die Zeit reicht eigentlich bis dahin zurück, als Hohwald noch eine eigenständige Gemeinde und Manfred Elsner noch Bürgermeister war.

Doch der Standort wurde abgelehnt, zahlreiche Fördermöglichkeiten, auch über die EU, sind in den Jahren verstrichen. Böse Zungen hatten bereits behauptet, im Rathaus wolle man partout kein Museum in Langburkersdorf und würde deshalb an einem Standort in Neustadt festhalten. Zuletzt wurde dann auch noch eine große Chance vertan: Im Zuge der Machbarkeitsstudie für das Schloss Langburkersdorf, die im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, hatte man die Untersuchung eines Museumsstandortes im Schloss explizit abgelehnt.

Und jetzt kommt die Rolle rückwärts. In der jüngsten Ratssitzung wurde nun beschlossen, doch das zentral und verkehrsgünstig gelegene Schlossareal als neuen Standort für das Museum vorzusehen. Doch es bleiben viele Fragen.

Verwaltung statt Museum im Markthaus

Dass das Stadtmuseum nicht an seinem jetzigen Standort in der Malzgasse bleiben konnte, das war sicherlich von Anfang an klar. Vorzugsweise sollte nach dem Willen der Stadtverwaltung der Gebäudekomplex Markt 23/24 als neuer Museumsstandort entwickelt werden. Dafür gab es sogar einen Architekturwettbewerb, für den die Stadt Neustadt 70.000 Euro investierte. Allerdings wurde schnell klar: Den Umbau zu einem Museum am Markt 23/24 konnte man sich nicht leisten. Der Plan wurde verworfen.

Wäre es nach der Stadtverwaltung gegangen, hätte in den Gebäudekomplex Markt 23/24 das neue Museum einziehen sollen.
Wäre es nach der Stadtverwaltung gegangen, hätte in den Gebäudekomplex Markt 23/24 das neue Museum einziehen sollen. © Karl-Ludwig Oberthür

Vielmehr soll jetzt dort ein neuer Verwaltungsstandort ausgebaut werden. Im Rathaus wird der Platz knapp und auch aus Sicherheitsgründen müsste das Dachgeschoss geräumt werden. Die Büros sollen umziehen. Auch die Beratungsstelle des Landratsamtes sowie die Touristinformation sollen mit in den neuen Marktkomplex integriert werden. Das hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung auch so beschlossen.

Entscheidung für Schloss Langburkersdorf gefallen

Mit dem Beschluss im Juni 2023, das Stadtmuseum am alten Standort in der Malzgasse zu schließen, hatten sich die Stadträte verpflichtet, bis Ende März 2024 sich für einen neuen Standort zu entscheiden. In der jüngsten Stadtratssitzung stand nun die thematische Ausrichtung und der Standort des neuen Museums auf der Tagesordnung. Es soll das Schloss Langburkersdorf sein. Bei der Vorgeschichte hatte das wohl niemanden verwundert. Und so wurde der Beschluss auch einstimmig gefasst.

In der Begründung heißt es unter anderem, der Standort habe eine exzellente Wahrnehmung. So liegt das Schloss direkt an der Kreuzung der Staatsstraßen S159 und S154 und ist sowohl aus Richtung Dresden oder der Lausitz kommend, die "Einflugschneise" in die Sächsische Schweiz. Es ist ausgezeichnet erreichbar und verfügt bereits über einen großen Parkplatz. Aufgrund der Parkanlage erhofft man sich eine höhere Verweildauer von Einwohnern und Touristen. Das soll gelingen auch in Verbindung mit einer dort geplanten gastronomischen Versorgung.

Das gesamte Areal hat Entwicklungspotenzial und verfügt über viele Freiflächen, die unter anderem mit in die museumspädagogische Arbeit eingebunden werden können. Die aufgezählten Vorteile sind nicht neu. Aber möglicherweise wurden sie jetzt erst erkannt.

Beginnend mit dem Doppelhaushalt 2025/2026 soll nun Geld für den neuen Museumsstandort in den Haushaltsplan eingestellt werden. Wie viel Umbau und Sanierung kosten, weiß noch keiner, auch nicht, ob es überhaupt noch Fördermittel für solche Projekte gibt. Das würde man im Rathaus noch prüfen, hieß es. Unklar ist auch, ob der neue Stadtrat, der dann mit über die Finanzen bestimmt, die Entscheidung mit trägt oder überhaupt mittragen kann. Sicher ist nur, es wurden viele Jahre verschlafen. Die Entscheidung zum Schloss Langburkersdorf hätte schon eher fallen können.

Das ist im neuen Museum geplant

Das neue Museum solle sich vordergründig an der regionalgeschichtlichen Themen orientieren, sagt Neustadts Hauptamtsleiterin Anja Schneider. So soll zum Beispiel die Geschichte des einstigen Rittergutes Burkersdorf eine wichtige Rolle spielen. Weitere Themen sollen Aspekte der Regionalgeschichte der Stadt Neustadt und der Ortsteile sein, wie unter anderem die Entstehung, Religion, Kriege und Flucht, Handwerk, Industrialisierung, Soziales und Kultur.

Darüber hinaus sollen regionale Themen aus naturkundlichen Bereichen der Sächsischen Schweiz, die Klettergeschichte aus Neustädter Sicht und der Bereich Kartografie eine Rolle spielen. Und natürlich will man sich auch Neustadts Persönlichkeiten widmen. Die Ausstellung wird zudem interaktive Elemente erhalten und mehrsprachig sein.

Für den Standort sollen nun Gestaltungsvorschläge erarbeitet und die weiteren Planungsschritte umgesetzt werden. In den nächsten Doppelhaushalt müsste laut Beschluss auch das Geld für die Sanierung und den Umbau mit aufgenommen werden. Ziel ist es, das Museum zur 700-Jahrfeier von Neustadt im Jahr 2033 am neuen Standort wiederzueröffnen.