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Neustadt: Droht dem Bestattungswald das Aus?

Im Neustädter Anbau soll ein Friedwald entstehen. Doch offenbar stockt das Ganze.

Von Anja Weber
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Neustadt will einen Bestattungswald errichten und hat dafür eine Fläche im Anbau in Aussicht.
Neustadt will einen Bestattungswald errichten und hat dafür eine Fläche im Anbau in Aussicht. © Steffen Unger

Der Bestattungswald von Neustadt schreibt schon länger Schlagzeilen. Anfangs war es die Skepsis, dann gab es Naturschutzbedenken und inzwischen scheint die ganze Sache tatsächlich ins Stocken geraten zu sein. Bereits 2017 gab es eine Umfrage dazu. Viele sagten damals Ja zu einem Bestattungswald, vor allem auch weil es zu dieser Zeit an alternativen Bestattungsmöglichkeiten in Neustadt mangelte. Wer anonym bestattet werden wollte oder seinen Hinterbliebenen keine Grabpflege aufdrücken wollte, konnte in der näheren Umgebung nur den Urnenhain Am Plader in Sebnitz nehmen. Mitte des Jahres 2019 verkündete man im Rathaus, der Bestattungswald würde 2022 eröffnet werden.

Das Jahr ist um. Offenbar wird das ganze wohl schwieriger als gedacht. Der langwierige Prozess sorgt mittlerweile auch im Stadtrat für Ärger. Die Fraktion Neustädter für Neustadt (NfN), die das Thema ins Rollen brachte, wird ungeduldig. Denn auf mehrmalige Nachfragen, wie es denn nun weiter gehe, gab es von der Rathausspitze lediglich den Verweis darauf, im Landratsamt Pirna würde man noch mit der Prüfung beschäftigt sein. Letztlich muss die Kreisbehörde einen Bestattungswald genehmigen und hat da auch das letzte Wort. Dem NfN-Fraktionsvorsitzenden Klaus Anders platzte da unlängst der Kragen. "Immer wieder müssen wir uns anhören, dass noch was fehlt", sagte er. Und tatsächlich tauchen offene Fragen auf.

Was ist bei einem Waldfriedhof zu beachten?

Das Verkehrs- und Ordnungsamt im Landratsamt Pirna hat da ganz klare Vorgaben. Bei der Prüfung eines solchen Vorhabens sei zu beurteilen, ob der Bestattungsplatz der Würde des Menschen, den allgemein sittlichen Vorstellungen und den gesellschaftlichen Ordnungen entspricht.


Er muss so beschaffen sein, dass die Totenruhe gewährleistet und das Grundwasser sowie Oberflächenwasser, die öffentliche Sicherheit sowie die Gesundheit und das Wohl der Allgemeinheit nicht beeinträchtigt werden. Darüber hinaus wird auch die städtebauliche Einordnung beurteilt.

Ist der Standort überhaupt geeignet?

Die Stadtverwaltung Neustadt hatte alle Unterlagen zur Prüfung an das Landratsamt weiter geleitet. Hinsichtlich des Standortes gibt es wohl keine Bedenken. Aus geologischer, baurechtlicher und bodenkundlicher Sicht sei alles in Ordnung. Auch aus wasserrechtlicher Sicht gibt es keine Bedenken. Die untere Jagd- und Denkmalschutzbehörde sowie der Gewässerschutz erheben gegen das Vorhaben ebenfalls keine Einwände. Damit dürfte das ausgewählte Gelände am Anbau im Ortsteil Langburkersdorf tatsächlich für einen Waldfriedhof ausschließlich für Urnenbestattungen geeignet sein. Allerdings muss die Stadt noch einige Nachweise vorlegen.

Welche Nachweise fehlen noch?

Aus Sicht des Landratsamtes fehlen noch einige wichtige Unterlagen. Das naturschutzrechtliche Einvernehmen muss zum Beispiel noch hergestellt werden. Dafür müsste die Stadt mit der Obersten Naturschutzbehörde verhandeln. Außerdem hätten bislang aus bodenschutzfachlicher Sicht Bedenken gegen das geplante Vorhaben bestanden. So gibt es offenbar Befürchtungen, dass durch das Anlegen eines Bestattungswaldes wertvoller Boden verloren gehe. Dass dies nicht so ist, muss die Stadt noch nachweisen.

Im Übrigen wird noch eine Baugenehmigung benötigt. Außerdem muss die Stadt Neustadt bei der Unteren Forstbehörde des Landkreises einen Antrag auf vorrangige Mitbenutzung der Waldfläche stellen. Bis Mitte Dezember haben diese Dinge nach Aussagen des Landratsamtes noch nicht vorgelegen. Alle von der Stadt eingereichten Unterlagen wurden von den zuständigen Ämtern geprüft. "Die sich daraus ergebenden Sachlagen und Klärungsbedarfs wurden der Antragstellerin zur weiteren Klärung übersandt. Seither gingen der Genehmigungsbehörde keine weiteren Informationen ein", sagt Pressesprecher Thomas Kunz. Damit liegt der Ball wieder bei der Stadt Neustadt. Im Rathaus sitzt man jetzt über den Hausaufgaben. Und dann muss natürlich noch ein Betreiber gefunden werden.

Braucht Neustadt noch einen Bestattungswald?

Die Stadt wie auch einige Stadträte befürworten das Projekt weiterhin. Die Kirchgemeinde sieht den Bestattungswald weiter kritisch. Vorbehalte gebe es nicht. Doch man zweifelt an, dass sich das ganze auch rechnet. Pfarrer Sören Schellenberger wies unlängst darauf hin, dass der Betreiber auch rund um das Jahr die Verkehrssicherungspflicht für den Waldfriedhof habe. Außerdem sei das Einzugsgebiet denkbar klein. Wer sich eine naturnahe Bestattung wünscht, kann sich dafür auch den neuen Friedhof in Neustadt aussuchen. Die Friedhofsverwaltung hat auf Nachfragen der Einwohner und Einwohnerinnen reagiert und im Herbst dieses Jahres das Birkenwäldchen entsprechend umgestaltet.