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Wie der Goldrausch im Hohwald begann

Das Stadtmuseum in Neustadt/Sachsen zeigt in einer neuen Sonderschau die Bergbautraditionen im Hohwald. Zu entdecken gibt es da einiges.

Von Anja Weber
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Museumsleiterin Ulrike Hentzschel mitten in der neuen Ausstellung zur Bergbaugeschichte im Hohwald, die aktuell im Stadtmuseum von Neustadt gezeigt wird.
Museumsleiterin Ulrike Hentzschel mitten in der neuen Ausstellung zur Bergbaugeschichte im Hohwald, die aktuell im Stadtmuseum von Neustadt gezeigt wird. © Steffen Unger

Das Hochwasser im Juli 2021 brachte die Geschichte des Bergbaus im Hohwald ins Wanken. Ursprünglich ging man davon aus, dass die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Neustadt im Jahr 1333 auch der Beginn des Bergbaus im Hohwaldgebiet sein könnte. Doch inzwischen weiß man, es begann noch viel früher.

Das hat der Bergbautraditionsverein Hohwald auch schriftlich, bestätigt durch das Landesamt für Archäologie in Dresden. Damit steht fest: Im Hohwald wurden Spuren der ältesten Goldseife Sachsens gefunden. Die Experten datierten diese auf das Jahr 1179. René Teich, Vereinsvorsitzender der Hohwalder, machte vor etwa einem Jahr diese sensationelle Entdeckung, als er in "seinem Hohwaldrevier" auf Hölzer stieß, die zur damaligen Zeit bearbeitet und für den Abbau von goldhaltigem Gestein genutzt wurden. Und der Hohwald birgt noch mehr Schätze, Mineralien und Kristalle. Einen Einblick gibt jetzt eine Sonderschau im Stadtmuseum von Neustadt.

René Teich ist ein Experte für die Bergbautradition im Hohwald. Schon seit Jahren beschäftigt er sich damit, hat unzählige Funde untersucht und dokumentiert. Ein Großteil davon wird nun in der Ausstellung gezeigt. Museumsleiterin Ulrike Hentzschel ist froh, diese präsentieren zu dürfen. Denn sie hatte René Teich nach dem Fund unterstützt, um dann auch tatsächlich fundierte Beweise für die älteste Goldseife Sachsens in der Hand zu haben. Und eines dieser Hölzer wird nun sogar in der Sonderschau gezeigt - ein nachweislich bearbeitetes Stück Holz vermutlich aus der Zeit zwischen 1179 und 1196. Es muss ständig mit Wasser bedeckt sein, sonst würde es sofort zerfallen.

René Teich findet in seinem "Hohwaldrevier" immer etwas.
René Teich findet in seinem "Hohwaldrevier" immer etwas. © Marko Förster

Die Ausstellung zeigt, wie der Bergbau im Mittelalter im Hohwald betrieben wurde, wie die Menschen gearbeitet und gelebt haben. Leicht war es sicherlich nicht, das zeigen einige der Exponate eindrucksvoll. Wichtig zu wissen ist, dass im Hohwald vor allem in den Flüssen gewaschen, Gesteine abgeschlagen und in Gruben gegraben wurde. Ausgestellt werden auch einige der damals von den Menschen im Hohwaldgebiet gesuchten Bodenschätze. Da war selbst Ulrike Hentzschel erstaunt.

Die Sonderschau zeigt eine Vielfalt an Bodenschätzen, nach denen die Vorfahren im Hohwald gesucht haben.
Die Sonderschau zeigt eine Vielfalt an Bodenschätzen, nach denen die Vorfahren im Hohwald gesucht haben. © Steffen Unger

"Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Bodenschätze im Hohwald gibt und vor allem auch so viele verschiedene", sagt sie. Und sie weiß, dass die Menschen im neunten und zehnten Jahrhundert vor allem scharf auf "schwarzen Sand" waren. In einem kleinen Schälchen präsentiert die Schau diesen kostbaren Sand. "Er enthält Magnetit, was die Menschen für die Eisenherstellung benötigt haben", sagt die Museumsleiterin. Die reichhaltigen Bodenschätze lockten zum Beispiel die Wahlen oder Venezianer in den Hohwald. Sie haben in dem Gebiet nach Zuschlagstoffen für die Herstellung venezianischen Glases gesucht und diese offenbar gefunden. Auch ihnen ist ein Teil der Schau gewidmet.

Aus seinem Privatarchiv hat René Teich viele selbst gesammelten Gesteine und Mineralien zur Verfügung gestellt. Einige Stücke stammen auch von Sammler Rolf Böhme aus Dresden. Und es ist schon fast unglaublich, welche Schätze der Hohwald so hervorbringt. "Ich habe dann recherchiert, wofür das Ganze alles verwendet wird. Es ist schon ungewöhnlich, auf welche Vielfalt wir hier stoßen", sagt Ulrike Hentzschel. Da wäre zum Beispiel Pyrit, das sogenannte Katzen- oder Narrengold, was zur Schwefelherstellung benötigt wird oder auch Kupferfries für die Herstellung von Solarzellen. Dann gibt es noch außergewöhnliche Funde wie Jaspis, ein Heilstein aus der Eiszeit oder auch Achat. Die Ausstellung zeigt aber auch, dass nicht nur im Hohwald, sondern in vielen Bächen ringsum wahre Schätze liegen, wie zum Beispiel ein Saphir, der im Rückersdorfer Bach gefunden wurde. Auch versteinertes Holz aus eiszeitlichen Geschieben wird gezeigt und vieles mehr.

Auch diese wunderschönen Kristalle stammen aus dem Hohwald.
Auch diese wunderschönen Kristalle stammen aus dem Hohwald. © Steffen Unger

Um auch Kindern die Ausstellung um die Geschichte des Bergbaus im Hohwald schmackhaft zu machen, wurde ein Barfußpfad gebaut. "Die Bergleute früher sind barfuß gelaufen und dabei über verschiedene Materialien. Das soll für Kinder erlebbar sein", sagt Ulrike Hentzschel. Am Ende des kleinen Pfades können sie dann selbst nach Katzengold "schürfen".

Einst wurde Goldstaub gefunden

Apropos Gold. Wer jetzt an die großen Nuggets denkt, wird sicherlich enttäuscht sein. Es ist eher Goldstaub, der gefunden wurde. Und dieser wird dann auch in kleinen Mini-Schalen präsentiert. Schnell wird klar, das Goldschürfen und Waschen war im Hohwald eine mühsame Angelegenheit. Wer heute diesem Hobby noch nachgeht, wird es wohl eher wegen der Ruhe und der Natur da draußen tun, als auf großen Reichtum zu hoffen. Übrigens gibt es auch eine Sage, die beschreibt, wie das Gold in die Flüsse im Hohwald und der Umgebung kam. Wer mehr darüber wissen möchte, kann die neue Sonderausstellung im Stadtmuseum Neustadt besuchen. Sie wird noch bis 13. November gezeigt. Noch mehr Informationen über den Bergbautraditionsverein Hohwald gibt es auch auf dessen Internetseite.

Stadtmuseum Neustadt/Sachsen, Malzgasse 7:

  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag: 9.30 bis 16 Uhr; Freitag 9.30 bis 14 Uhr; Sonnabend/Sonntag/Feiertag: 13 bis 17 Uhr.
  • Eintritt: zwei Euro, ermäßigt ein Euro.
  • Achtung: Das Museum ist nicht barrierefrei.