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Nicht jede Deko ist ein Aufsteller

Reklame vorm Laden wird für die Händler teurer. Viele wollen andere Wege gehen, andere drohen mit Konsequenzen.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Muss sich die Stadtverwaltung den Vorwurf gefallen lassen, gewerbeunfreundlich zu sein? Monika und Günter Berger, Ladenbesitzer des „Steinstudio Meißen“ auf der Burgstraße 14, sind sich dessen sicher. Das bringen sie in einem Leserbrief an die SZ zum Ausdruck. Ganz allein stehen sie mit ihrer Meinung nicht da. Gleichwohl viele Innenstadt-Händler sich mit der neuen Satzung und höheren Kosten für Werbeaufsteller- oder Fahnen anfreunden und nach anderen Möglichkeiten suchen, gibt es im Internet auch Empörung.

So schreibt etwa Reni Mühlberg, Inhaberin des Kosmetik-Ladens La Vidas auf der Neugasse 1: „Unglaublich, da machen in Meißen immer mehr Händler zu, dass fällt übrigens auch schon Touristen auf, die regelmäßig in die Stadt zum Einkaufen kommen. Und da erfindet die Stadt gleich einen neuen Grund, damit es weiter bergab geht.“ Weiter schlägt sie vor, dass die Meißner Händler – die für Werbeaufsteller jetzt ab 20 Euro monatlich, statt 15 Euro jährlich zahlen müssen – ihren Unmut durch Taten kundtun sollten. Man könne etwa den Stadtoberhäuptern zeigen, „wie Meißen aussieht, wenn jedes Geschäft für einen Tag geschlossen hat. Diesen Tag wählen wir mitten in der Hochsaison, damit sie es dann schwarz auf weiß haben, denn das wird Meißens Zukunft werden“, schreibt Mühlberg auf der SZ-Facebook-Seite.

Ein zusätzliches Problem für viele Händler ist die Tatsache, dass bei größeren Festen in der Stadt noch einmal extra bezahlt werden muss. „Zum Weinfest gibt es Sondergenehmigungen, wenn ich Werbung rausstellen möchte. Dann muss ich noch mal extra bezahlen, sofern ich teilnehmen möchte“, sagt Gerd Buchheim von Buchheim’s Eck. So ergeht es auch Silke Greulich von der Thalia-Buchhandlung an der Elbstraße. „Wir zahlen gerne die Festgebühr für unsere Bücherwagen, die wir vor dem Geschäft aufstellen. Und wir murren auch nicht, wenn uns das Ordnungsamt sagt, die Wagen sollen nicht auf dem Gehweg abgestellt werden“, sagt Greulich. Was sie aber störe, seien zusätzliche Sonderzahlungen. „Bei großen Veranstaltungen in der Stadt werden noch mal saftige Gebühren an den Gewerbeverein fällig. Damit kaufe ich mir quasi den Platz frei, der sonst für Buden genutzt würde.“

Verständnis dafür hat Uwe Reichel, Vorstandsvorsitzender des Gewerbevereins. Er verteidigt die Sondergebühren aber in aller Deutlichkeit. Wer beim Weinfest als Händler teilnehme, habe dadurch steigende Umsätze zu erwarten. Deshalb sei die Kostenbeteiligung durch den Veranstalter völlig normal.

„Und auch die Idee, durch weniger Aufsteller das Stadtbild zu verschönern, Rollstuhlfahrern und Familien mit Kinderwagen entgegenzukommen, wurde durch den Stadtrat eindeutig befürwortet“, so Reichel. Er ermuntert alle Händler, sich in Sachen Außengestaltung ihrer Läden an das Ordnungsamt zu wenden und sich beraten zu lassen. „Es gibt sehr viele schöne Möglichkeiten, um auf ein Geschäft aufmerksam zu machen außer Werbeaufstellern. Und diese sind zum Teil auch wesentlich preiswerter.“ Die Händler müssten sich allerdings informieren und die Angebote auch nutzen. Die Stadt macht darauf aufmerksam, dass „nicht jede Deko gleich als Aufsteller behandelt wird“. Händlern mit besonderen Gestaltungsideen wolle man entgegenkommen, sofern diese ins Straßenbild passen und niemanden behindern, teilt Stadtsprecherin Katharina Reso mit.