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Wo gibt es frische Brötchen zu Ostern?

Das Bäckerhandwerk von Niesky bis Görlitz lässt die Backstuben über die Feiertage nicht kalt. Der Sonntagsverkauf lohnt sich aber nicht für jeden Bäcker.

Von Steffen Gerhardt
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Jan Lindner ist Verkäufer in der Kodersdorfer Filiale der Bäckerei und Konditorei Tschirch. Am Ostersonntag ist sie morgens geöffnet.
Jan Lindner ist Verkäufer in der Kodersdorfer Filiale der Bäckerei und Konditorei Tschirch. Am Ostersonntag ist sie morgens geöffnet. © André Schulze

Für die Bäcker ist der Ostersonntag ein Sonntag wie jeder andere. Die einen öffnen ihr Geschäft, weil sie es jeden Sonntag so machen. Die anderen wollen lieber ihre Sonntagsruhe haben und lassen ihre Bäckerei zu. Warum das so unterschiedlich gehandhabt wird, hat seine Gründe auch in der Größe der Bäckerei.

Es sind vor allem die kleinen Bäckereien, die generell am Sonntag geschlossen bleiben. Für viele hat das pragmatische Gründe: Von Sonnabend auf Sonntag muss gebacken werden, Personal ist für den Sonntag vorzuhalten und die Kunden müssen auch kommen. In Niesky wird die Sonntagsruhe hochgehalten. So haben die Bäckereien Bieneck, Melchior, Petzold und Werner geschlossen. Auch der Sproitzer Bäcker Freudenberg lässt sonntags sein Nieskyer Geschäft zu. Das gilt auch für den Ostersonntag.

Kunden kaufen bewusster ein

"Die Leute auf dem Land sind es gewohnt, sich über das Wochenende mit Backwaren einzudecken", sagt Beatrice Borkenhagen. Sie führt die Bäckerei Medack in Klitten. Auch ihr Betrieb bleibt sonntags geschlossen. Nicht anders bei Uwe Kopke. Er hat die Landbäckerei Gerber in Förstgen übernommen. Bei ihm bleibt ebenfalls am Sonntag das Licht aus. Zumal beide Inhaber festgestellt haben, dass ihre Kundschaft jetzt überlegter einkauft. "Die Kunden schauen nach dem Preis und kaufen nur das Notwendige ein. Dafür kommen sie lieber öfter ins Geschäft", berichtet Beatrice Borkenhagen.

Um Preiserhöhungen kommt das Backhandwerk nicht umhin. Denn alles ist teurer geworden: die Rohstoffe zum Backen, Energie, der Kraftstoff für die Fahrzeuge bis hin zu den Bankgebühren. Das erklärt Michael Bachmann. Der Eibauer Bäckermeister ist stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung Oberlausitz-Niederschlesien. Trotz höherer Preise spürt er ein Verständnis der meisten Kunden, dass seine Zunft nichts zu verschenken hat, das Handwerk auch davon leben muss, was es produziert. "Die Bindung der Kunden zu ihrem Bäcker ist noch da, auch wenn es der Landbevölkerung finanziell schwerer fällt als den Städtern", ist seine Erfahrung. Bachmann lässt aber auch den Sonntagsverkauf ruhen.

Ostersonntag ist wie jeder Sonntag

In den größeren Bäckereien sieht es dagegen anders aus. Bäckermeister Michael Tschirch öffnet sonntags drei seiner sechs Geschäfte. Das wird auch am Ostersonntag so sein. Dann sind die Backstände im Kodersdorfer Edeka und im Görlitzer Penny auf der Bahnhofstraße und die Jesusbäckerei auf dem Nikolaigraben in Görlitz geöffnet. Da der Ostersonntag ein kirchlicher und kein gesetzlicher Feiertag ist, darf geöffnet sein. Das Gleiche trifft auf Pfingsten am ersten Juni-Wochenende zu. Auch da werden die Bäcker am Sonntag öffnen. Aber am Pfingstmontag bleibt das Geschäft ebenso zu wie Karfreitag und Ostermontag. Alle drei Tage sind gesetzlich festgelegte Feiertage. Etwas verwirrend, aber so ist die Gesetzeslage. Das Gleiche tritt ein, wenn beispielsweise der 1. Mai - ein gesetzlicher Feiertag - auf einen Sonntag fällt. Dann bleiben die Bäckergeschäfte zu.

Von all dem unberührt bleiben die Bäckereien, die auch ein Café führen. Denn dieses zählt zur Gastronomie und darf an allen Tagen offen sein. In der Bäckerei und Konditorei Schwerdtner haben über Ostern die Cafés offen, sagt Betriebsleiter Michael Heidler. Dort können die Kunden nicht nur zu Kaffee und Kuchen einkehren, sondern sich auch im Straßenverkauf mit Backwaren eindecken. Auch an den Feiertagen werden die Cafés mit Frischem aus der Backstube versorgt.

In Görlitz betrifft dies das Café Central auf der Berliner Straße und das Café auf der Steinstraße. Beide öffnen bereits um 7 beziehungsweise 7.30 Uhr, so dass frische Frühstücksbrötchen gewährleistet sind. Aber auch die Filialen in zwei Görlitzer Netto-Märkten und in dem Reichenbacher Netto sind sonntags von 7 bis 11 Uhr offen.

Königshainer Brötchen erst ab Mittag

Dank ihres Cafés können auch Eichlers die Bäckerei Melzer an allen Osterfeiertagen in Königshain öffnen. Aber das passiert erst ab 13 Uhr an Sonn- und Feiertagen. Ab dieser Zeit ist auch der Straßenverkauf neben einem Besuch des Cafés möglich. Dem schließt sich auch die Bäckerei Wittig in Görlitz an. Wie Anke Wittig sagt, geöffnet ist sowohl das Stammgeschäft mit Café auf der Reichenbacher Straße wie auch das Café auf dem Obermarkt über die Osterfeiertage von 7 bis 17 Uhr.

Bäckermeister Dirk Jesche in Reichenbach muss sich dagegen auf den Ostersonntag beschränken, denn ihm fehlt ein Café. Wie seine Lebenspartnerin Benita Marschner sagt, ist bei Jesches immer sonntags offen - in der Zeit von 7 bis 10 Uhr. Und es kommen nicht nur die Reichenbacher Brot, Brötchen und andere Leckereien holen, auch aus den Dörfern im Umland. Montag und Dienstag bleibt die Bäckerei jede Woche geschlossen, so dass der Oster- und der Pfingstmontag keine Auswirkungen auf die Öffnungszeiten hat.

Es bleibt festzustellen, dass es auch am Ostersonntag und am Pfingstsonntag frische Brötchen geben wird. Auch wenn für manchen Kunden der Weg weiter ist. Ein Trost bleibt zu Ostern für zwischendurch: Am Sonnabend haben alle Bäckereien zu ihren üblichen Zeiten geöffnet. Da kann man für die beiden kommenden Feiertage noch Vorsorge treffen.