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Berliner Tiktok-Star sorgt in Rothenburg für Aufregung

Joyce Hübner läuft in 140 Tagen einmal um Deutschland. Nur eine Polizeikontrolle in Rothenburg hielt sie bisher auf. Bei Instagram schauen ihr 28.000 Menschen zu.

Von Steffen Gerhardt
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Joyce Hübner (2.v.l.) läuft die Grenze von Deutschland entlang. In Ungunst nördlich von Rothenburg startete mit ihr Virginia Weise (links) aus Lodenau. DIe 14-Jährige kennt Joyce von Instagram und Tiktok und möchte sie bei der Tour unterstützen.
Joyce Hübner (2.v.l.) läuft die Grenze von Deutschland entlang. In Ungunst nördlich von Rothenburg startete mit ihr Virginia Weise (links) aus Lodenau. DIe 14-Jährige kennt Joyce von Instagram und Tiktok und möchte sie bei der Tour unterstützen. © André Schulze

Joyce Hübner hat sich viel vorgenommen. In 140 Tagen möchte sie einmal um Deutschland laufen, immer an der Außengrenze entlang. Die 35-Jährige hat die rund 5.200 Kilometer in Marathons eingeteilt, also jeden Tag rund 42 Kilometer laufen. "Na, nicht jeden Tag, 20 Ruhetage sind auch dabei", sagt sie gut gelaunt im Gespräch mit der SZ.

Ein paar Minuten zuvor war ihre Laune auf dem Tiefpunkt: Joyce hatte ihren Tageslauf zwischen Lodenau und Rothenburg beendet und sich in das Auto ihres Freundes gesetzt, als sie in die Verkehrskontrolle der Polizeischüler an der Fachhochschule in Rothenburg fuhren. "Das hatte uns noch gefehlt, wir wollten in unser Quartier", berichtet Joyce. Während Sven Dünnwald, der sie mit Auto und Gepäck die gesamte Tour begleitet, Sanikasten, Warndreieck und Warnweste den Ordnungshütern zeigte, erkannten zwei Schülerinnen ihren laufenden Tiktok-Star und dokumentierten das Zusammentreffen mit einem Selfie.

Mit dem Videokanal Tiktok und der Internet- Plattform Instagram hält Joyce ihre Fans auf dem Laufenden. Bei Instagram (@runninggirl.joyce) sind das fast 28.000 Menschen, die ihr auf den 120 Marathons bisher folgen. Gestartet ist sie am 1. Mai in Frankfurt an der Oder. Dort will sie Mitte September wieder ankommen. Sie und ihr Freund haben dafür unbezahlten Urlaub genommen, um diesen Lebens-Lauf absolvieren zu können.

Während ihr Freund Sven Polizisten sein Fahrzeug zur Kontrolle zeigt, hat Joyce Selfie-Spaß mit zwei Rothenburger Oberschülerinnen. Sie haben die Marathonläuferin aus dem Internet erkannt.
Während ihr Freund Sven Polizisten sein Fahrzeug zur Kontrolle zeigt, hat Joyce Selfie-Spaß mit zwei Rothenburger Oberschülerinnen. Sie haben die Marathonläuferin aus dem Internet erkannt. © André Schulze

Vor neun Jahren mit dem Laufen begonnen

Ihre ersten Lauferfahrungen hat Joyce vor neun Jahren gesammelt. "Laufen ist die einfachste Sportart. Man braucht kein Fitnessstudio, keine Geräte, nur gute Laufschuhe", erzählt die in Berlin lebende junge Frau. Und an Laufschuhen hat sie genügend mit: "Ich habe fünf Paar Trailschuhe und sieben paar normale Laufschuhe im Gepäck. Dazu kommen Badelatschen und ein Paar Sneaker", zählt sie auf. Laufen ist für sie ein Ausgleich für ihren Bürojob. Joyce ist angestellt bei einem Wohnungsbauträger in Berlin.

Die intensive Vorbereitung für die Deutschlandumrundung begann vor einem halben Jahr. Da hat Joyce die Strecken und mögliche Quartiere herausgesucht und ist zu Trainingsläufen gestartet. Bis zum Wochenende wollte sie die deutsch-tschechische Grenze bis in Höhe Annaberg-Buchholz im Westerzgebirge gelaufen sein. Ja, das Erzgebirge und der Thüringer Wald sind mit ihren Höhenunterschieden schon die ersten kleinen Herausforderungen, nachdem sich Joyce im Zittauer Gebirge für die Höhentouren warmgelaufen hat. "Die echte Herausforderung sind aber die Alpen. Ich bin selbst gespannt, wie ich da durchkommen werde. Auf der Karte sieht das einfach aus", erzählt Joyce. Fünf bis sieben Minuten braucht sie für einen Kilometer. Über die Berge wird das eine längere Zeit sein.

Proteinreich und gesund essen ist wichtig

Einige Kalorien lässt Joyce jeden Tag auf der Strecke. Umso wichtiger ist eine ausgewogene Ernährung. "Ich versuche, gesund und proteinreich zu essen, wenn dies möglich ist. Da ich nicht zu Hause bin, sind wir auf Restaurants und Supermärkte vor Ort angewiesen." Hinzu kommt, dass ihr Freund Sven mit dem Begleitfahrzeug an verschiedenen Punkten auf der Strecke wartet, sodass jederzeit Getränke und Proviant zur Verfügung stehen. "Wichtig ist, die Muskulatur zu erhalten", betont sie.

Den oft gefürchteten Muskelkater hatte sie nur auf der ersten Etappe von Frankfurt aus. "Da habe ich die Anstrengungen besonders gespürt, aber der Körper gewöhnt sich daran", erzählt Joyce und steigt wieder ins Auto. Die Polizei hatte bei ihrer Kontrolle nichts zu bemängeln. Die gute Laune bleibt.