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Euphorie bei den Bootsvermietern

Bald sollen wieder Boote auf der Neiße fahren. Trotz Corona. Hoffnung machen vor allem die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr.

Von Frank-Uwe Michel
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Boats & Friends gehen in Görlitz mit ordentlich Rückenwind an den Start. 2021 soll es noch mehr Angebote geben.
Boats & Friends gehen in Görlitz mit ordentlich Rückenwind an den Start. 2021 soll es noch mehr Angebote geben. © BDXMEDIA.DE

Rothenburg, Görlitz, Rosenthal - überall scharren die Bootsverleiher an der Neiße mit den sprichwörtlichen Hufen. Auch wenn die Infektions- und Inzidenzzahlen momentan im Höhenflug sind - Corona treibt ihnen keine Sorgenfalten auf die Stirn.

Stefan Menzel steckt mit seiner Firma Boats & Friends noch mitten in den Vorbereitungen für die neue Saison. Er sei optimistisch, dass es in den nächsten Wochen losgehen werde. "Die Leute waren ja lange sehr eingeschränkt, konnten kaum etwas unternehmen. Wenn die Impfungen in Fahrt kommen und die Corona-Zahlen wieder nach unten gehen, dann werden wir hier einen Ansturm erleben", ist der Geschäftsführer überzeugt.

Schon 2020 sei nach acht Wochen Nichtstun im Frühjahr noch "ein bombastisches Jahr" geworden. "Wir sind ja noch nicht so lange am Markt. Aber die Buchungen hatten sich gegenüber dem Vorjahr verdreifacht", kommt er regelrecht ins Schwärmen, wenn er daran denkt. Für die nächsten Monate stellt er deshalb eine - aus seiner Sicht - kaum erstaunliche Prognose: "Wenn der Tourismus in Görlitz wieder beginnt, wird 2021 ein noch verrückteres Jahr."

Boats & Friends startet mit zehn zusätzlichen Booten

Entsprechend hat Menzel seine Firma aufgestellt. "Wir waren im Winter nicht untätig, haben einen Teil unserer Boote reparieren lassen und zehn neue angeschafft." Damit geht Boats & Friends nun mit 40 Schlauchbooten für maximal je acht Personen in die Saison. Die hält für die Gäste noch einige Attraktionen mehr bereit. "Wir möchten die Bootsfahrten noch stärker mit eigenen Produkten koppeln, zum Beispiel mit dem Görliwood-Bus", erklärt der umtriebige Geschäftsmann.

Er hat aber auch mit anderen Unternehmen entlang der Neiße zwischen Hagenwerder und Ludwigsdorf Kontakt aufgenommen. "Wir haben mehrere Partner gewonnen und sind dabei, daraus konkrete Angebote zu stricken", verrät er. Mehr über deren Inhalt sagt er aber nicht. Nur soviel: Es hat mit Gastronomie und Erlebniseinrichtungen zu tun. Vielleicht - und da schmunzelt Menzel - auch mit etwas anderem. Mitte April werde man Genaueres verkünden.

Sobald die Allgemeinverfügungen des Landkreises es erlauben, will Boats & Friends seine Boote wieder auf die Neiße schicken. Sollte es bei den Polen noch Einschränkungen geben, dann nur mit Aussteigestopps auf deutscher Seite. "Ich denke generell, dass unser Geschäft sehr sicher ist", ist Stefan Menzel überzeugt. Denn maximal sind in den Gefährten zwei Hausstände möglich. "Wenn das nicht erlaubt ist, dann fährt eben nur einer."

Tino Kittner hat den Winter genutzt, um seine Schlauchboote auf Vordermann zu bringen. Er ist optimistisch und hofft auf eine gute Saison.
Tino Kittner hat den Winter genutzt, um seine Schlauchboote auf Vordermann zu bringen. Er ist optimistisch und hofft auf eine gute Saison. ©  Archiv/André Schulze

Ähnlich sieht das Tino Kittner aus Rothenburg. Er hat jetzt schriftlich im Landratsamt angefragt, wann mit Lockerungen für die Neiße-Schiffer zu rechnen ist. Momentan gingen bereits drei, vier Nachfragen am Tag ein. "Zwischenzeitlich durften Zoos ja schon einmal öffnen. Auch wir sind an der frischen Luft unterwegs, das Infektionsrisiko sollte bei uns keinesfalls höher sein", so der Inhaber von NeißeTours.

Eigentlich laufen in Rothenburg - wenn das Wetter mitspielt - zu Ostern die ersten Boote vom Stapel. Dieses Mal war allerdings noch Abwarten angesagt. "Der April ist in unserer Branche nicht ganz so entscheidend. Je wärmer es wird, desto wichtiger ist für uns dann das grüne Licht", so Kittner, der aber optimistisch bleibt. "Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Nachfrage mit zunehmender Zeit richtig Fahrt aufgenommen hat. Die Leute waren ausgehungert nach dem ersten Lockdown. Vermutlich wird das in diesem Jahr nicht anders sein."

Kittner und seine acht Mitarbeiter haben im Winter die 70 Sechs-Personen-Boote je nach Bedarf komplett durchrepariert und auch den Zeltplatz auf Vordermann gebracht. In diesen beiden Bereichen sieht er für die kommenden Monate viel Potenzial. Bei Pension und Gaststätte weniger. Aber: "Wir sind ziemlich breit aufgestellt, da reißen die Einnahmen bei dem einen die Verluste beim anderen wieder raus."

Engemanns Bootsverleih im Hirschfelder Ortsteil Rosenthal ist bereit. Chefin Rosemarie Engemann setzt darauf, dass der Wasserstand in der Neiße das Paddelvergnügen über den Sommer auch erlaubt.
Engemanns Bootsverleih im Hirschfelder Ortsteil Rosenthal ist bereit. Chefin Rosemarie Engemann setzt darauf, dass der Wasserstand in der Neiße das Paddelvergnügen über den Sommer auch erlaubt. © Archiv/Thomas Eichler

Entspannt zeigt sich auch Rosemarie Engemann von der gleichnamigen Fleischerei in Rosenthal, die als Geschäftszweig einen Schlauchbootverleih betreibt. In Sachen Corona setzt die Inhaberin darauf, dass sich die Lage demnächst entspannen wird. Kopfzerbrechen macht ihr vielmehr der Wasserstand der Neiße, der im vergangenen Jahr Grund für mehrere Absagen war. "Aktuell ist der Fluss zwar gut gefüllt, im Sommer kann das aber ganz schnell weniger werden. Wir haben hier eben nicht die wasserreichen Zuflüsse, wie weiter abwärts Richtung Görlitz.

Etwa ein Drittel der 18 Boote wurden in der kalten Jahreszeit beim tschechischen Hersteller in der Nähe von Prag repariert. "Nun könnte es langsam losgehen. Denn meist sind bei uns Familien, also nur ein Hausstand, unterwegs. Da gibt es quasi kein Ansteckungsrisiko."

Informationen, wann die drei Anbieter konkret in die Saison starten, gibt es auf deren Internetseiten: www.boatsandfriends.fun; www.neisse-tours.de; www.engemanns.net