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Rothenburg startet die Breitband-Offensive

Bis Jahresende bekommen alle Ortsteile schnelles Internet. In Horka wird fast überall gebuddelt. Und Reichenbach freut sich über erste Anschlüsse.

Von Frank-Uwe Michel
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Projektauftakt zum Breitbandausbau in Nieder Neundorf: Projektleiter Radek Trzaska von der TS Glasfaser Polen GmbH nimmt aus den Händen von Bürgermeisterin Heike Böhm den symbolischen Auftrag entgegen.
Projektauftakt zum Breitbandausbau in Nieder Neundorf: Projektleiter Radek Trzaska von der TS Glasfaser Polen GmbH nimmt aus den Händen von Bürgermeisterin Heike Böhm den symbolischen Auftrag entgegen. © Stadtverwaltung Rothenburg

Nachdem der Süden und ein Teil des Nordens von Rothenburg die Breitband-Buddelei schon im vergangenen Jahr hinter sich gebracht hat und den neuen Service nutzen kann, geht es nun auch in der restlichen Stadt, den Ortsteilen und bald auch in Hähnichen los. Damit sind die sogenannten "weißen Flecken" bald Geschichte.

Bauausführende Firma ist die TS Glasfaser Polen GmbH, die mit der Deutschen Telekom eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen hat und seit 2017 in Deutschland mit dem Verlegen von Glasfaserkabeln beschäftigt ist. "Wir hätten gern vor Beginn der Arbeiten eine Einwohnerversammlung durchgeführt und zu allen Entwicklungen informiert. Leider hat uns die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht", bedauert Bürgermeisterin Heike Böhm.

Beginn in Nieder Neundorf und Kahle Meile

Die Rathauschefin ist jedoch zuversichtlich, dass auch ohne die Bürgerrunde alles möglichst reibungslos funktionieren wird. Immerhin seien die polnischen Fachleute sehr erfahren. Und man habe ein Prozedere festgelegt: "Bevor mit den Arbeiten an der jeweiligen Stelle begonnen wird, gibt es für all jene Haushalte, die Teil des Förderprojektes sind und damit einen Hausanschluss bekommen, eine Postwurfsendung", erläutert die Bürgermeisterin. Darin fänden sich die Namen und Telefonnummern der verantwortlichen Personen. Sie alle könnten mit den Anwohnern auf Deutsch kommunizieren. "Man sollte sich nicht scheuen, das auch zu tun. Immerhin soll es schnell vorwärts gehen. Da bringt es nichts, Probleme auf die lange Bank zu schieben."

Das Ziel des Breitbandausbaus im Raum Rothenburg ist ambitioniert. Zwar hat es durch die ungünstige Witterung im März bereits Verzögerungen gegeben. Am Fertigstellungstermin Ende 2021 ändert sich jedoch nichts. Im ersten Bauabschnitt werden Nieder Neundorf, Kahle Meile, Geheege, Dunkelhäuser und Rothenburg an das Glasfaserkabelnetz angeschlossen. Danach folgt der zweite Bauabschnitt, der sich auf die Ortschaften nördlich von Rothenburg erstreckt und sich gegenwärtig - wie die weiteren Abschnitte Richtung Westen und Südwesten - noch in der Planung befindet.

Moderne Technik für unterirdische Bohrungen

Sowohl die Baufirma als auch die Bürgermeisterin weisen darauf hin, dass es in der Hoch-Zeit der Tiefbauarbeiten zu Einschränkungen im Straßenverkehr kommen kann. Denn aufgrund des engen Terminkalenders werden dann bis zu zwölf Bagger gleichzeitig im Einsatz sein. Verwendet wird zudem ein horizontales Spülbohrgerät, das in einer Tiefe von mindestens zwei Metern Bohrungen bis zu 100 Meter Länge vornehmen kann.

Die Mitarbeiter der polnischen Baufirma müssen zur Installation des Hausanschlusses viermal in jedes Gebäude hinein. Zur Montage des Hausübergangspunktes wird eine Mauerbohrung für das Glasfaserkabel notwendig. Später muss hier das Kabel eingeblasen und die Dose montiert werden. Daran schließt sich eine Prüfmessung an. Ist alles fertig, können die Nutzer - die den neuen Service dann bei ihrem Anbieter bestellen müssen - mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde durchs Internet surfen.

In Horka werden aktuell Leitungen für schnelles Internet verlegt. Die Arbeiten gehen parallel an vielen Stellen der Gemeinde voran.
In Horka werden aktuell Leitungen für schnelles Internet verlegt. Die Arbeiten gehen parallel an vielen Stellen der Gemeinde voran. © André Schulze

Schon einen Schritt weiter als in Rothenburg sind die Arbeiten in Horka. Dort wird gefühlt fast auf allen Straßen und Wegen gebuddelt, gebohrt und verlegt. Bürgermeister Christian Nitschke ist zufrieden über den Baufortschritt, wenngleich das ursprüngliche Ziel Ende April wohl nicht mehr zu halten sein wird. "Ich denke, dass wir im Frühsommer, also wahrscheinlich bis Ende Juni, soweit sein werden."

Die Leitung wird von Görlitz aus über Kaltwasser und Biehain nach Horka geführt. Am Gemeindeamt teilt sich die Trasse und verläuft einmal entlang der Nieskyer Straße Richtung Weidmannsheim, zum anderen in Richtung Uhsmannsdorf. Den Auftrag zum Ausbau hat die Görlitzer Firma Net Community bekommen, die sich vor Ort einer Reihe von Subunternehmen bedient. "Aktuell", so Nitschke, "wird Tiefbau im offenen und Tiefspülverfahren durchgeführt. Dann kommen Lehrrohre rein. Und schließlich werden die Glasfaserkabel eingeblasen."

In Horka ist bis zum Frühsommer alles fertig

Bautrupps sind außerdem dabei, die drei Bahnübergänge bei der Gaststätte Fürll, an der Neuen Straße in Nieder-Horka und in Richtung Biehain mit Bohrungen zu unterqueren. Neben den kommunalen Einrichtungen wie Gemeindeamt, Grundschule, Kindergarten und Feuerwehr werden auch sämtliche Anlieger im aktuellen Ausbaugebiet mit Anschlüssen für schnelles Internet versorgt.

Schon fertig ist die Aufrüstung im übrigen Gemeindegebiet. Nördlich des Bahnhofes hat die Deutsche Telekom das Netz schneller gemacht. Im Süden waren im vergangenen Jahr Unternehmen im Auftrag der Firma Speedloc Datacenter aus Hagenwerder damit beschäftigt. In Biehain war Speedloc ebenfalls bereits 2020 aktiv, auch die Versorgung der Mückenhainer Einwohner mit schnellem Internet ist garantiert.

Der Fortschritt zur Schließung der "weißen Flecken" beim Breitbandausbau geht im Landkreis Görlitz jedoch sehr unterschiedlich voran. Insgesamt, so Kreissprecherin Franziska Glaubitz, sollen alle Maßnahmen bis 2025 abgeschlossen sein. Für die jetzt laufenden Projekte sei die Fertigstellung im dritten und vierten Quartal 2022 geplant. Insgesamt werden in den Clustern eins bis neun bis zu 70 Millionen Euro verbaut.

Reichenbach hat bereits erste Hausanschlüsse

Dazu gehören auch die Arbeiten in Reichenbach. "Dort sind bereits die ersten Hausanschlüsse freigeschaltet worden", informiert die Sprecherin. Im nördlichen Stadtgebiet von Niesky hätten die beauftragten Firmen im zweiten Quartal mit dem Tiefbau begonnen. In Boxberg sei das Cluster in zwei Abschnitte unterteilt worden: Im Bereich Parkstraße und im Ortsteil Kaschel graben sich die Bagger ebenso ab dem zweiten Quartal ins Erdreich. Gleiches Szenario im Bad Muskauer Ortsteil Köbeln. Trotz ausgelasteter Auftragsbücher bei den Firmen konnten kreisweit sämtliche Arbeiten dieses Programmes vergeben werden. Verzögerungen im Bauablauf hätten die ausführenden Unternehmen bisher nicht angezeigt, so Franziska Glaubitz.

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