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Corona: Kodersdorf schließt seine Kita

Das Virus hat Kinder und Personal stark erwischt. Die Betreuung war zuletzt schon eingeschränkt. Ab Montag zieht die Gemeinde nun die Reißleine.

Von Frank-Uwe Michel
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So unbeschwert geht es in der Kodersdorfer Kita derzeit nicht zu. Ab Montag bleibt die Einrichtung von Chefin Juliane Weiß wegen infektionsbedingtem Personalmangel geschlossen.
So unbeschwert geht es in der Kodersdorfer Kita derzeit nicht zu. Ab Montag bleibt die Einrichtung von Chefin Juliane Weiß wegen infektionsbedingtem Personalmangel geschlossen. ©  Archiv/André Schulze

Am Freitag herrschte nochmal reger Betrieb bei den "Brüderchen und Schwesterchen". Doch damit ist ab kommendem Montag Schluss. Die kommunale Kita wird ab 22. März, voraussichtlich bis zum 6. April, geschlossen.

Bürgermeister René Schöne sah keine Alternative mehr zu diesem Schritt, denn die Lage in der Einrichtung hatte sich in den vergangenen Tagen dramatisch zugespitzt. Schon am Dienstag zuvor hatte Juliane Weiß den Gemeinderäten über die aktuelle Situation berichtet. Die Kita-Chefin schilderte, dass wegen Infektionen und Quarantänen nicht nur Kinder, sondern vor allem auch Erzieherinnen ausgefallen waren.

Seit 15. Februar, so Weiß, habe sich die für 130 Kinder ausgelegte Kita laut der vom Freistaat getroffenen Verordnung im eingeschränkten Regelbetrieb befunden. Trotzdem seien täglich oft bis zu 100 Mädchen und Jungen in die Einrichtung gebracht worden. Ob einige von ihnen nur einen leichten Schnupfen oder vielmehr Corona hatten, sei sehr schwer zu beurteilen, so die Kita-Leiterin.

Kaum noch Erzieherinnen nicht infiziert

Vor allem das Personal fiel immer öfter aus. Von den 16 Mitarbeiterinnen sind bis jetzt lediglich fünf noch nicht infiziert. Acht befinden sich derzeit in Quarantäne. Deshalb wurde die Betreuungszeit von ursprünglich neun Stunden zuletzt schon auf die Spanne zwischen 8 und 15 Uhr gekürzt. Doch damit war es nicht getan.

Bereits am Dienstag verständigten sich die Gemeinderäte darüber, was bei einer weiteren Zuspitzung zu tun sei. Letztlich macht die Kommune nun von der Möglichkeit Gebrauch, die Kita bei Personalmangel durch den Träger zu schließen. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen", räumt René Schöne ein. "Uns ist klar, dass den Eltern dadurch eine noch größere Belastung aufgebürdet wird. Aber als Gemeinde sind wir auch für unsere Beschäftigten verantwortlich. Und hätten sich die Ansteckungen in der Kita fortgesetzt, hätte das natürlich ebenfalls Auswirkungen auf die Familien", so der Bürgermeister.

Im Rückblick erklärt er, wie es zu der enormen Zunahme der Infektionen gekommen ist: "Nach der Öffnung konnte man regelrecht zuschauen, wie die Zahlen nach oben gingen." Warum gerade die Kindereinrichtung in Kodersdorf zum Hotspot wurde, dafür hat er allerdings keine plausible Erklärung.

In der Apotheke riesige Nachfrage nach Tests

Schöne hält nichts davon, nur die Kita für den aktuellen Spitzenplatz von Kodersdorf im Infektionsranking des Landkreises verantwortlich zu machen. "Das ist ein Problem der gesamten Gemeinde." Immerhin lag die 7-Tage-Inzidenz nach Angaben des Freistaates in Kodersdorf am Donnerstag bei 1.073,5. Auf Platz zwei folgte Gablenz mit 815,0. Mit Stand Freitag befinden sich 42 positiv PCR-getestete Personen in Quarantäne, weitere 72 Kontaktpersonen ebenso. Dass die Situation in der Kita wesentlich dazu beigetragen hat, ist aber auch dem Rathauschef klar.

In der Neuen Apotheke an der B 115 bekommt man die Verunsicherung der Bevölkerung im Ort am aktuellen Testgeschehen ganz unmittelbar mit. "Bei den medizinischen Tests ist die Nachfrage riesig", sagt Apothekerin Maria Scholze schnell am Telefon, um sich gleich wieder dem nächsten Test-Kunden zu widmen. Nur Laientests, also die Kits für den Selbstgebrauch, gebe es noch nicht. "Die sollen nächste Woche kommen."

Viel entspannter ist die Lage dagegen an der Adolf-Traugott-von-Gersdorf-Oberschule. "Und wir hoffen, dass das auch so bleibt", drückt Schulleiterin Kathrin Capitain sich, ihren Lehrern und Schülern die Daumen. Im Wechselunterricht sei jeweils die Hälfte der insgesamt 328 Schüler in der Einrichtung. "Vergangenen Mittwoch gab es die erste Testung für Schüler und Personal. Nur ein Fall war positiv." In Zukunft ist der Montag als Test-Tag für die Kinder festgeschrieben. Die Lehrer sind am Montag und Donnerstag dran.

Kodersdorf ist nicht allein mit Kita-Problemen

Bürgermeister Schöne hofft, dass die zeitweilige Schließung der Kita der Corona-Lage in der gesamten Gemeinde gut tun wird. "Wenn sich die Personalsituation zwischenzeitlich entspannen sollte, dann sind wir so flexibel, dass wir die Einrichtung auch schon eher wieder öffnen."

Nach Angaben von Julia Bjar ist Kodersdorf nicht der einzige Ort, der mit Infektionen in Kindertagesstätten zu kämpfen hat. Derzeit seien 16 Kitas und Horte davon betroffen, erklärt die Kreissprecherin. Dies betreffe Einrichtungen in Bertsdorf-Hörnitz, Ebersbach-Neugersdorf, Gablenz, Görlitz, Groß Düben, Löbau, Neißeaue, Neusalza-Spremberg, Weißwasser und Großschönau. Insgesamt gebe es 45 positive Fälle, wobei zehn britische Mutationen festgestellt worden seien. 296 Kontaktpersonen der Kategorie 1 befänden sich im Zusammenhang mit dem Infektionsgeschehen in den Kindertageseinrichtungen und Horten derzeit in Quarantäne, so Julia Bjar.

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