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Kodersdorfer Sägewerk mit nächster Millioneninvestition

Bis Herbst 2022 entsteht eine neue Produktionslinie. In den kommenden drei Jahren expandiert der Holzverarbeiter weiter.

Von Frank-Uwe Michel
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Die Firma HS Timber Productions baut in Kodersdorf zusätzliche Produktionskapazitäten auf. In der Nähe des Gleisanschlusses lässt Werkleiter Thomas Kienz drei Hallen für die Herstellung von Leimholz errichten.
Die Firma HS Timber Productions baut in Kodersdorf zusätzliche Produktionskapazitäten auf. In der Nähe des Gleisanschlusses lässt Werkleiter Thomas Kienz drei Hallen für die Herstellung von Leimholz errichten. © André Schulze

Das Herz der HS Timber Group schlägt in Österreich. Doch die Pulsfrequenz des Unternehmens wird entscheidend mit in Kodersdorf bestimmt. Denn der Produktionsausstoß am Standort zwischen A 4 und B 115 gehört zu den höchsten des Konzerns. Außerdem wird hier permanent erweitert. Erst jüngst wurde das Kaufinteresse für eine weitere, knapp fünf Hektar große Fläche bekannt. Doch schon jetzt wird auf dem aktuell 38 Hektar großen Firmengelände eifrig gebaut.

Rund ein Jahr ist es her, dass im Kodersdorfer Sägewerk ein neues Heizkraftwerk in Betrieb genommen wurde, das neben seiner Stromerzeugung von 5 Megawatt mit einer thermischen Kapazität von 15,5 Megawatt in der Lage ist, genug Wärme für die Trocknungsprozesse am Standort zu liefern. Und die werden immer mehr, denn die Produktpalette des Unternehmens wird gerade um zwei Bereiche erweitert. Wurde bisher ausschließlich Rundholz zu Schnittholz verarbeitet, werden seit Anfang 2021 auch Pellets hergestellt. Diese Reihenfolge hat man bei HS Timber Productions ganz bewusst gewählt, denn: "Wir wollten zuerst die Wärmeversorgung sichern und danach die nächsten Schritte gehen", erklärt Werkleiter Thomas Kienz.

Unter den Top Ten der deutschen Pellethersteller

Dabei ist dieser nächste Schritt ein ganz gewaltiger. Immerhin hat sich das Werk mit einer Jahreskapazität von 198.000 Tonnen quasi aus dem Stand heraus unter die Top Ten der Pelletproduzenten in Deutschland katapultiert. Verarbeitet werden die bei der Herstellung von Schnittholz anfallenden Säge- und Hobelspäne. Sie werden durch ein spezielles Leitungssystem durch die Trocknung bis hin zu den sechs Pressen transportiert. In denen können jeweils pro Stunde 4,5 Tonnen Pellets erzeugt werden, insgesamt also 27 Tonnen.

Vor der Inbetriebnahme dieser Produktionslinie wurden die Holzabfälle an Firmen am freien Markt verkauft, nun produziert man Pellets im eigenen Haus. "Wir wollten die Wertschöpfung am Standort erhöhen. Und haben dadurch zugleich eine Menge Lkw-Transporte eingespart und die Fahrtstrecken - wie auf der A 4 - entlastet", macht Kienz deutlich.

Pellets werden in vielen Ländern Europas verkauft

Die Pellets "Made in Kodersdorf" werden an Großhändler in ganz Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern, verkauft. In der Heimatregion sieht Kienz noch großes Absatzpotenzial. "Angesichts der Diskussion um explodierende Energiepreise sollte die Nachfrage hier im Freistaat auf jeden Fall steigen. Andere Bundesländer machen uns das vor: Bayern und Baden-Württemberg haben jährliche Steigerungsraten von 23 und 29 Prozent. Sachsen liegt mit sechs Prozent des bundesweiten Pelletabsatzes weit hinten." Verbraucht würden im Freistaat derzeit 82.800 Tonnen, hergestellt aber ein Mehrfaches: rund 400.000 Tonnen.

Die Freude über den zusätzlichen Umsatzbringer könnte mit Blick auf die Zukunft jedoch auch mit weiteren Investitionen im Energiesektor des Kodersdorfer Werkes verbunden sein. Zwar sind die Trockner mit Rückgewinnungssystemen ausgestattet und sparen damit ein Drittel Wärmeenergie gegenüber herkömmlichen Anlagen. Doch: "Wenn alles unter Volllast läuft, könnte es eng werden", weiß Kienz. Der nächste Winter müsse das zeigen. Der Holzexperte verfolgt zudem genau, was die künftige Bundesregierung an Regelungen im Sinne des Klimaschutzes trifft. "Es kann deshalb sein, dass wir an unserer Technik für die Wärmeerzeugung noch einmal Hand anlegen müssen."

Mit einem Jahresausstoß von knapp 200.000 Tonnen gehört die Pelletproduktion bei HS Timber zu den Top Ten der Pelletieranlagen in Deutschland und ist die größte in Sachsen.
Mit einem Jahresausstoß von knapp 200.000 Tonnen gehört die Pelletproduktion bei HS Timber zu den Top Ten der Pelletieranlagen in Deutschland und ist die größte in Sachsen. © André Schulze

Zumal seit März eine weitere neue Produktschiene im Entstehen begriffen ist: Direkt neben dem Gleis zum Transport von Roh- und Fertigware entstehen drei Hallen für die Leimholzproduktion. Die Fundamente sind bereits fertig. Auch der Rohbau steht. Bis zum Wintereinbruch sollen die Hallen für Rohstoffe, die Produktionsstrecke und die Fertigware geschlossen sein, damit dann der Innenausbau erfolgen kann.

Außerdem wird ein zusätzlicher Kanaltrockner installiert, in dem das zu verarbeitende Schnittholz fortlaufend und energieschonend seine Feuchtigkeit verliert. Das Besondere daran: Der je nach Feuchtigkeitsgrad 48 bis 80 Stunden dauernde Trocknungsprozess wird mit einer aus Schweden stammenden neuen Technologie umgesetzt. Dabei fährt das Material in die Anlage ein und verweilt dort auf dem Transportstrang solange, bis es die erforderliche Trocknung erreicht hat. Bis zum Herbst 2022 soll der gesamte Komplex fertig sein und die Produktion von Leimholz starten. 80.000 Kubikmeter Jahreskapazität sind das Ziel.

Holzbalken als Konkurrenz für Doppel-T-Träger

Verarbeitet werden dann Fichte und Kiefer. Doch bis aus Schnittholz Leimholzbalken werden, ist es ein weiter Weg. Denn zuerst werden die Bretter noch einmal gehobelt, dann verklebt. Anschließend müssen sie den Bruchtest bestehen, ehe sie noch einmal final gehobelt und damit geglättet werden.

Mit der Balkenproduktion tritt HS Timber in direkte Konkurrenz zum Doppel-T-Träger aus Stahl, der von den Baustellen dieser Welt bisher nicht wegzudenken ist. Allerdings unterliegt Stahl auf dem Weltmarkt einer ähnlichen Produktabhängigkeit wie Gas. Der Großteil wird unter enormem Energieeinsatz in asiatischen Ländern, aber auch in China hergestellt. "Wir sehen für unser Produkt deshalb einen riesigen Markt, zumal die Statik-Eigenschaften absolut gleichwertig oder sogar noch besser sind", erklärt Thomas Kienz.

HS Timber sucht 60 neue Mitarbeiter

Um diese Erweiterung des Kodersdorfer Standortes zu stemmen, werden mit Beginn des Jahres 2022 etwa 60 neue Mitarbeiter gesucht. Sie sollen parallel zum Aufbau der Maschinen eingestellt werden und sich von Beginn an mit der Technik vertraut machen können. Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf die Ausbildung junger Menschen. Aktuell gibt es 21 Lehrlinge im Werk. Die Belegschaft umfasst derzeit rund 420 Mitarbeiter.

Um weiter expandieren zu können, hat HS Timber bereits im Juli bei der Gemeinde Kaufinteresse für das letzte im Gewerbegebiet "Sandberg" verbliebene Grundstück signalisiert. Der Gemeinderat hat Verhandlungen darüber zugestimmt. Was auf dem knapp fünf Hektar großen Gelände genau entstehen soll, darüber hüllt sich Thomas Kienz noch in Schweigen. Nur so viel: "Wir überlegen natürlich, wie wir uns am besten für die Zukunft aufstellen können. Dieser Aspekt wird entscheidend sein für das, was auf dieser Fläche passiert." Innerhalb der nächsten drei Jahre wolle man den Standort entwickeln.