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Neiße ist eine große Müllhalde

Autoreifen, Flaschen, Schrott - alles findet sich in dem Grenzfluss. Die Behörden kommen dem kaum nach, auch nicht bei so niedrigen Pegeln wie in diesem Sommer.

Von Steffen Gerhardt
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Schüler der Oberschule Moritz Zimmermann in Rothenburg haben mit Unterstützung von Neiße Tours vor vier Jahren an der Neiße Müll eingesammelt.
Schüler der Oberschule Moritz Zimmermann in Rothenburg haben mit Unterstützung von Neiße Tours vor vier Jahren an der Neiße Müll eingesammelt. © SZ-Archiv/André Schulze

Jahr um Jahr steigen Ostritzer in die Neiße und holen raus, was da nicht hineingehört: Altreifen, Schrott, Flaschen, Gläser. Obwohl die Bürgerinitiative zusammen mit dem Internationalen Begegnungszentrum schon seit Jahren zu dieser Aktion aufruft, nimmt der Müll kein Ende in dem Grenzfluss. Müllsammelaktionen gibt es auch an anderen Stellen im Landkreis Görlitz, etwa an der Mandau.

Doch eigentlich ist die Landestalsperrenverwaltung (LTV) für die Flüsse erster Ordnung wie die Neiße zuständig. Gerade niedrige Pegel wie in diesem Sommer sollte ihr das Großreinemachen leichter machen. Doch so einfach ist das nicht.

Der Betrieb Spree/Neiße der Landestalsperrenverwaltung beruft sich auf seine Gewässerunterhaltungspläne. Pressesprecherin Gerlind Ostmann sagt dazu: "Diese Pläne werden in Abhängigkeit der Schonzeiten aufgestellt. Es besteht kein Zusammenhang zwischen niedrigem Wasserstand aufgrund Trockenheit und der zeitlichen Einordnung der Unterhaltungsmaßnahmen." Denn es handelt sich dabei nicht um Reinigungsarbeiten, sondern um Böschungsmahd, Sohlkrautungen und Müllberäumung.

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Die LTV führt diese Arbeiten an den Gewässern erster Ordnung durch. Das sind beispielsweise Neiße, Spree, Weißer und Schwarzer Schöps, Pliesnitz und Mandau. Für die "Dorfbäche" sind die Kommunen zuständig, das sind Gewässer zweiter Ordnung. Mehr als 800 Kilometer Fließgewässer befinden sich im Verantwortungsbereich des Betriebes Spree/Neiße. Die LTV Sachsen ist für rund 3.000 Kilometer an Flüssen zuständig. Dazu kommen noch rund 300 Kilometer Grenzgewässer zur Tschechien und Polen.

Dienstleister unterstützen LTV

Die erforderlichen Arbeiten führen sowohl LTV-Mitarbeiter als auch externe Dienstleister durch, da die Arbeiten meistens gleichzeitig an den Gewässern begonnen und abgeschlossen werden. "Die Zahl der Mitarbeiter und die Technikausstattung der LTV sind nicht ausreichend, um diese Leistungen komplett in Eigenregie ausführen zu können", sagt die Sprecherin. Aus diesem Grund kann die Landestalsperrenverwaltung auch nicht Kommunen helfen, Gewässer zweiter Ordnung sauber zu halten.

Etwas entspannt hat sich die Gewässerpflege auf kommunaler Ebene, seit es die Gewässerpauschale vom Freistaat gibt. Seitdem sind die Kommunen nach Beobachtung der Landestalsperrenverwaltung aktiver an ihren Wasserläufen. Davon profitieren auch die Gewässer erster Ordnung und zwar immer dort, wo ein kleinerer Bach oder Fluss in diese größeren Wasserläufe mündet.

Zum internationalen Tag der Umwelt ist seit Jahren an dem Neißeabschnitt zwischen Kloster Marienthal in Ostritz und Rosenthal/Hirschfelde Großreinemachen angesagt. Viele freiwillige Helfer aus Vereinen, Schulen und Einrichtungen beteiligen sich daran. Auc
Zum internationalen Tag der Umwelt ist seit Jahren an dem Neißeabschnitt zwischen Kloster Marienthal in Ostritz und Rosenthal/Hirschfelde Großreinemachen angesagt. Viele freiwillige Helfer aus Vereinen, Schulen und Einrichtungen beteiligen sich daran. Auc © SZ-Archiv/Thomas Knorr

Dass künftig weniger Müll in den Flüssen liegen wird, glauben die Fachleute nicht, handelt es sich doch oft um illegale Müllablagerungen. Dazu zählen unter anderem Plastikmüll, Altreifen und Bauschutt. "Eine positive Tendenz ist nicht erkennbar", sagt die LTV-Sprecherin.