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Weihnachtszauber in Gärten und Häusern

In diesem Jahr übertrumpfen sich Familien zwischen Niesky und Görlitz mit ihrer Weihnachtsdekoration besonders. Die SZ zeigt leuchtende Beispiele.

Von Steffen Gerhardt
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Michael und Vera Wessel sorgen mit ihren Söhnen Dominik und David für Weihnachtsstimmung in Kodersdorf durch ihren geschmückten Vorgarten.
Michael und Vera Wessel sorgen mit ihren Söhnen Dominik und David für Weihnachtsstimmung in Kodersdorf durch ihren geschmückten Vorgarten. © André Schulze

Es lohnt sich jetzt, bei Dunkelheit langsam durch die Städte und Gemeinden zu fahren. Denn es lichtelt an vielen Ecken und Stellen. Das scheint in diesem Jahr besonders auffällig, wenn man sieht, wie mancher Hausbesitzer aus seiner Immobilie einen Lichtpalast gemacht hat. Auch wenn es den Anschein hat, dass Familien um das bunteste Haus und das hellste Grundstück in ihrem Ort kämpfen, haben diese Illuminationen oft nur einen Grund: Sich und anderen Freude in der Advents- und Weihnachtszeit zu schenken. Vor allem in der Corona-Zeit, wo alle Weihnachtsmärkte abgesagt wurden.

Kodersdorfer pflegen Großvaters Brauch

Michael Wessel wohnt mit seiner Familie seit einigen Jahren in Kodersdorf. Ursprünglich stammt der Autoverkäufer aus Görlitz. "Es war Sache meines Großvaters, die Wohnung weihnachtlich zu dekorieren. Das setzte mein Vater fort und jetzt bin ich der Dekorateur in der Familie", erzählt Michael Wessel. Während Großvater und Vater noch mit Kerzen und später mit Glühlampen für weihnachtliche Lichtstimmung sorgten, setzt Michael Wessel inzwischen auf modernes LED-Licht. Das senkt nicht nur die Stromkosten, es lässt sich auch platzsparender verwenden.

Vier bis fünf Stunden braucht es schon, bis alles im Garten steht und leuchtet. Dabei kann sich Michael Wessel auf seine beiden erwachsenen Söhne David und Dominik stützen. Der eine ist Kfz-Mechatroniker, der andere Tischler. Bessere Handwerksberufe konnten beide für diesen Zweck nicht wählen. Michael Wessels Idee ist, ein Miniatur-Dorf vor seinem Haus zu haben. Die selbstgebaute Kirche steht bereits, ebenso ein Wohnhaus. Dazu kommen noch eine Pyramide und eine Futterkrippe im Wald.

Natürlich sorgt dieses Lichterdorf für Aufmerksamkeit in der Straße des Friedens. "Wir haben oft Zaungäste in diesen Tagen", sagt der Familienvater. Bei Wessels ist es auch Tradition, zum 1. Advent, wenn die Lichter das erste Mal eingeschaltet sind, ein kleines Glühweinfest zu geben. Doch Corona verhinderte das dieses und vergangenes Jahr. Nun hoffen Wessels auf den nächsten Advent. Dann soll auch eine neue Figur den Garten zieren: der Weihnachtsmann im Schlitten, gezogen von Rentieren.

Ein Märchenwald in Girbigsdorf

Heidi Werner (rechts) hat mit Clemens, Damaris und Timo Hentschel ihren Vorgarten in Girbigsdorf geschmückt mit beleuchteten Märchenfiguren.
Heidi Werner (rechts) hat mit Clemens, Damaris und Timo Hentschel ihren Vorgarten in Girbigsdorf geschmückt mit beleuchteten Märchenfiguren. © André Schulze

In Girbigsdorf lohnt es sich ebenso, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, und zwar in Höhe Kindergarten. Schräg über die Straße wohnen die Familien Hentschel und Werner. Drei Generationen unter einem Dach. Hier ist es vor allem die Großmutter, Heidi Werner, die für weihnachtliches Ambiente im und vor dem Haus sorgt. Seit über zehn Jahren ist sie handwerklich aktiv und sorgt für immer neue Märchenmotive der Gebrüder Grimm im Garten. Gemalt und ausgesägt auf Sperrholz.

"Welches Märchen wir neu dazunehmen, überlege ich mit meiner Tochter zusammen", sagt Heidi Werner. Inzwischen ist sie 78 Jahre, aber das Basteln macht ihr immer noch Spaß. Eine bis zwei Wochen braucht sie, bis ein neues Märchenbild fertig ist. In diesem Jahr kam Rotkäppchen und der Wolf dazu. Meist nimmt sich die Girbigsdorferin im September dafür Zeit. "Da ist es noch warm und man kann draußen arbeiten."

An der Installation ist die ganze Familie beteiligt, bis hin zu den beiden Enkeln. Da Schwiegersohn Timo Hentschel von Beruf Elektriker ist, braucht sich Heidi Werner keine Sorgen um die fachgerechte Installation zu machen. Angefangen hat sie mit dem Bau einer Krippe. Die Figuren sind ebenfalls das Resultat ihrer Sägekünste, sie blieben aber naturbelassen. Auch Hentschels und Frau Werner laden jedes Jahr zu einem Lichterfest an ihren Märchengarten ein. "80 Bratwürste hatten wir schon gekauft, nun können wir sie alle selbst essen", sagt enttäuscht Heidi Werner. Sie hatte zudem noch einen Alleinunterhalter bestellt. Das musste alles abgesagt werden, mit der Hoffnung, 2022 wird es wieder besser.

Görlitzer Bäckermeister dekoriert selbst

Das weihnachtlich geschmücktes Wohnhaus von der Bäckerfamilie Anke und Dirk Wittig in Görlitz-Biesnitz.
Das weihnachtlich geschmücktes Wohnhaus von der Bäckerfamilie Anke und Dirk Wittig in Görlitz-Biesnitz. © Martin Schneider

Bäckermeister Dirk Wittig ist vor allem in Görlitz nicht nur wegen seiner Backwaren bekannt und beliebt, sondern inzwischen auch für sein Wohnhaus. Zumindest in der Weihnachtszeit. Denn dann leuchtet es weithin sichtbar in der Nordstraße in Biesnitz. Dirk Wittig lässt es sich nicht nehmen, dafür selbst Hand anzulegen. "Der Weihnachtsschmuck ist meine Sache", betont der 50-Jährige.

Dabei arbeitet der Bäckermeister auch mit moderner Technik. Während er und seine Frau Anke für frisches Backwerk in Rauschwalde sorgen, arbeiten daheim die Wichtel. "Ja, unsere Wichtelwerkstatt ist ein Hingucker", so Wittig. In Wirklichkeit sind das von innen an die Fenster projizierte Videofilme.

Angefangen mit dem Lichterglanz hat Dirk Wittig, als seine jetzt großen Kinder noch klein waren. "Für sie ist es auch heute noch eine Freude, in unser Weihnachtshaus zu kommen", sagt der Vater. Nun freut sich vor allem Nachzügler Ben mit seinen elf Jahren an der Weihnachtsatmosphäre vor und im Haus. Zwei Wochen braucht Dirk Wittig schon, bis alle Lichter ihren Platz gefunden haben. Denn diese Arbeiten kann er nur im Feierabend erledigen.

Dass die Leute vor seinem Haus stehen bleiben und sich an der Illumination erfreuen, gibt Dirk Wittig Grund, immer wieder etwas Neues anzuschaffen. Noch mehr dürfte sich aber Anke Wittig freuen: Dieses Jahr bekam sie endlich ihre Lichterkette, die einen Eisregen simuliert. "Das hatte sich meine Frau schon lange gewünscht", sagt ein zufriedener Hausherr.

Seer Familie baut im Verborgenen auf

Ramona Kunath hat auch in diesem Jahr wieder ihr Weihnachtsland in See aufgebaut. Durch den Umzug der Familie hat sie jetzt ein größeres Grundstück.
Ramona Kunath hat auch in diesem Jahr wieder ihr Weihnachtsland in See aufgebaut. Durch den Umzug der Familie hat sie jetzt ein größeres Grundstück. © André Schulze

Wenn im Nieskyer Ortsteil See ein Garten mit Planen zugehangen ist, dann ist das ein sicheres Zeichen, dass bei Kunaths die Weihnachtszeit beginnt. "Ich lasse mir nicht gern zuschauen, wenn ich alles aufbaue. Außerdem soll es eine Überraschung für alle sein", sagt Ramona Kunath. Sie ist die alleinige Initiatorin des Lichterglanzes in der Martin-Voss-Straße. Wie es dazu kam, daran kann sie sich nicht mehr erinnern. "Es hat sich so ergeben, aber ich denke, zehn Jahre sind es durchaus, in denen ich unseren Garten zum Leuchten bringe", sagt die 54-Jährige. Sie arbeitet im Betrieb ihres Mannes im Landschaftsbau.

In diesem Jahr sind Kunaths umgezogen, nur um die Ecke. Das neue Grundstück ist aber einiges größer als das bisherige, wo sie seit 1998 gewohnt haben. Das gibt Ramona Kunath mehr Gestaltungsspielraum, zumal immer wieder etwas Neues dazukommt. Das freut vor allem die fünf Enkel, die ihr Tochter und Sohn bisher geschenkt haben. Aber nicht nur sie freuen sich an dieser leuchtenden kleinen Weihnachtswelt. "Die Leute warten zum 1. Advent schon darauf, wann ich den Schalter umlege." Für Ramona Kunath ist es ebenso Tradition, dieses Anschalten mit einem kleinen Fest zu begehen.

Im schwierigen Corona-Jahr 2020 hatte sie sich das sogar genehmigen lassen, erzählt sie. Und doch gab es Menschen, die ihr das nicht gönnten und riefen die Polizei. Dieses Jahr musste das Beisammensein ganz ausfallen, da auch kein Glühwein ausgeschenkt werden durfte. Dass ihr Garten der tausend Lichter die Stromrechnung in die Höhe treibt, nimmt sie in Kauf. Sie hat es ausgerechnet: Zwischen 100 und 150 Euro kommen in der Weihnachtszeit dazu.

Westpyramide dreht sich in Ullersdorf

Heinz Pfeiffer hat vor seinem Haus in Ullersdorf in der Gemeinde Waldhufen eine Weihnachtspyramide aufgestellt, die er 2008 selbst gebaut hat.
Heinz Pfeiffer hat vor seinem Haus in Ullersdorf in der Gemeinde Waldhufen eine Weihnachtspyramide aufgestellt, die er 2008 selbst gebaut hat. © André Schulze

Einen "Westimport" hat Heinz Pfeiffer in seinem Garten in Ullersdorf stehen. "Es ist aber mein, durch eigene Hände geschaffenes Werk", betont der Rentner und blickt zu der Pyramide aus Holz auf. 1988 ist Pfeiffer "in den Westen ausgewandert", wie er sagt. Der gelernte Schlosser hat viele Jahre in Frankenthal in der Pfalz gelebt. Dort arbeitete er auch im Kunsthandwerk, bevor er 2015 für sich und seine Frau Marianne in Ullersdorf ein Haus kaufte. Das größte Umzugsgut war dabei seine Pyramide.

Diese hat er 2008 erbaut. Als Vorlage diente ihm eine wesentliche kleinere Pyramide. Ihre Form hat er auf Papier gezeichnet und im Copy-Shop vergrößern lassen. Die Zeichnungen dienten ihm als Vorlage für die Laubsägearbeiten. Einem Hobby, dem er bereits seit über 40 Jahren nachgeht. Um die Figuren auf der Pyramide fertigen zu können, absolvierte Heinz Pfeiffer einen Drechsellehrgang im Erzgebirge. Die Vorlagen dazu stammen noch aus DDR-Zeiten. Für die elektrischen Kerzen musste er sich einen besonderen Glasbläser suchen und finden. Denn die Pyramide ist mit ihren drei Etagen über drei Meter hoch, da gelten andere Größen als bei einer Pyramide, die auf dem Tisch steht.

Eine Woche braucht der 69-Jährige schon, bis sich die Pyramide im Garten dreht. Dazu kommt, so der Erbauer, dass er die Pyramide so konstruiert hat, um sie in Einzelteilen zerlegt aufzubewahren. Gebaut ist sie aus einheimischen Holzarten wie Fichte und Kiefer. Die Figuren sind aus Birke gedrechselt. Bevor sich Heinz Pfeiffer an sein "Meisterstück" machte, baute er sich eine kleine Pyramide, die sich im Wohnzimmer dreht.