Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein, in den Räumen der ehemaligen Wassermühle im Mückaer Ortsteil Förstgen. Mobiliar aus alten Zeiten, Omas gutes Kaffeegeschirr, Lampen im nostalgischen Design. So zeigen sich nicht nur die fünf Zimmer im Wohnhaus der einstigen Müllerfamilie Lindner, das zu einer Pension umgebaut wurde. Auch in der alten Mühle dominiert historisches Inventar die einzelnen Etagen. Am Sonnabend kann die Öffentlichkeit erstmals Besitz davon ergreifen.
Den Charakter der früheren Getreidemühle erhalten und der Pension etwas Unverwechselbares zu geben - das war das Ziel von Anett Hertweck, Leiterin der Naturschutzstation in Förstgen, und des Fördervereins der Einrichtung. 2019 wurde das Objekt gekauft, um darin ein Café mit Museum sowie eine Pension einzurichten - und auch den Fledermäusen ein Quartier zu geben. Fast eine halbe Million Euro wurde für den Umbau veranschlagt. 285.000 Euro kamen vom Land als Fördergeld. Bald nochmal so viel mussten die Naturschützer selbst aufbringen.
Viel Unterstützung erfahren
"Dass wir so ein touristisches Kleinod schaffen konnten, ist nicht nur der Unterstützung vieler Firmen und Handwerker über das Übliche hinaus zu verdanken, sondern auch den Bürgern der Region", berichtet Anett Hertweck. Das zeigte sich bereits beim ersten Arbeitseinsatz, als die Mühle "entrümpelt" wurde. Da war die Beteiligung schon groß - und das Interesse hält an. "Wie können wir dir helfen?", eine Frage, die ihr oft gestellt wurde. Sei es mit der eigenen Arbeitskraft oder mit Möbeln, Geschirr oder Baumaterialien. So spendeten Einwohner das Geschirr für das Café und die Pensionszimmer.
Bei aller Nostalgie, die das Objekt jetzt verströmt, viel Modernes hielt ebenfalls mit Einzug, auch weil es gefordert ist. Eine Brandmeldeanlage, die zweite Fluchttreppe an der Mühle, die Bäder und Küchenzeilen sind moderner Bauart, ebenso die Heizung über eine Luftwärmepumpe. Eingerichtet ist das alles für Touristen und Naturfreunde, die im angrenzenden Biosphärenreservat unterwegs sind, aber auch die übrige Heide- und Teichlandschaft erkunden wollen. Das Café, das nachmittags öffnet, ist als Raststelle für Tagesgäste, aber auch für die Einwohner über Förstgen hinaus vorgesehen.Betrieben wird es vom Förderverein. "Wir fangen erstmal klein mit Kaffee und Kuchen sowie einem Imbiss an und schauen, wie das Mühlencafé angenommen wird", so Anett Hertweck.
Fledermäuse unter dem Dach
Touristen sind aber nicht die einzigen Gäste in dem Objekt. Unter dem Mühlendach sollen Fledermäuse nisten. Die entsprechenden Behausungen sind bereits angebracht, auch an der Außenwand der Mühle. Das Sommerquartier haben die nachtaktiven Tiere auf dem Boden, überwintern werden sie im Keller. Auch das ist ein Bestandteil des naturverbundenen Projektes.
Auch wenn noch nicht alles an seinem Platz ist, an diesem Sonnabend wird die Mühle und die Pension eröffnet. Von 13 bis 17 Uhr besteht dazu Gelegenheit, das Objekt zu besichtigen und das Café zu besuchen. Denn nicht alles wurde verändert. Eine Etage zeigt noch, wie es in der Mühle einst ausgesehen hat. Bis 1960 mahlte Müller Adolf Lindner das Getreide der Bauern. Auch zu LPG-Zeiten ist die Mühle bis 1976 noch in Betrieb gewesen, um aus Futtergetreide Mischfutter zu mahlen. 46 Jahre später kann für die Mühle nun ihr zweites, neues Leben beginnen.