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Wie sich Waldbesitzer im Kreis Görlitz vor Holzdieben schützen

Im Kreis Görlitz wird immer wieder aus den Wäldern Holz gestohlen. Moderne Technik macht es den Dieben aber zunehmend schwerer.

Von Steffen Gerhardt
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Holzdiebstahl ist so selten in den Wäldern im Kreis Görlitz nicht. Die Waldbesitzer wissen aber, wie sie den Dieben auf die Schliche kommen, auch mit moderner Technik. (Symbolfoto)
Holzdiebstahl ist so selten in den Wäldern im Kreis Görlitz nicht. Die Waldbesitzer wissen aber, wie sie den Dieben auf die Schliche kommen, auch mit moderner Technik. (Symbolfoto) © SZ-Archiv/André Schulze

In einem Privatwald im Rothenburger Ortsteil Lodenau wurde vor einem Monat eine fast 100 Jahre alte Eiche nicht nur umgesägt, sondern ihr Holz zerkleinert und mitgenommen. Den Schaden beziffert die Polizei auf rund 400 Euro. Die Ermittlungen laufen dazu noch, teilte die Polizei auf SZ-Nachfrage mit.

Ist das ein Einzelfall oder wird der Wald als Holzspender für den heimischen Kamin oder Ofen schadlos ausgenutzt? Das wollte SZ von Waldbesitzern in Erfahrung bringen. So eine ausgewachsene Eiche ist wohl eher ein Einzelfall. Aber dass Holz verschwindet, ist schon Tatsache.

Nieskyer um 25 Bäume beraubt

Dabei ist es das geschlagene Holz nicht allein, das transportfertig am Waldweg aufgestapelt ist. Auch vor ganzen Bäumen machen die Holzdiebe nicht halt. So erging es dem Waldbesitzer Frank Klimke vor einiger Zeit. "Auf einen Schlag waren in meinem Wald 25 Bäume umgesägt und mitgenommen worden", erzählt der Nieskyer. Er hat Anzeige wegen Diebstahl erstattet, aber bis heute keine Reaktion darauf bekommen. Ein anderes Mal waren einige seiner Bäume bereits gekennzeichnet worden, als Hinweis, wo die Säge angesetzt werden kann. Dass sie umgesägt werden, konnte der Eigentümer verhindern.

"Es sind nicht immer Holzdiebe, die sich an meinen Bäumen vergreifen, manchmal geschieht das auch aus Unkenntnis über die Grenzen der privaten Waldflächen", sagt Frank Klimke. Zumindest schien ihm das bei den markierten Bäumen so. Zwölf Hektar Waldfläche hat der Nieskyer an zwei Standorten. Die Flächen als Besitzer auszuschildern ist zu viel verlangt und einen Zaun drumherum zu bauen verbietet sich schon wegen des Wildes.

Holzerwerb auf legale Weise

Das Fällen von Bäumen, das Aufsammeln von Totholz oder bereits vorgesägtes Holz zu erwerben, dürfte bei allen Waldbesitzern mehr oder weniger möglich sein. Auf diesen legalen Holzerwerb verweist Michael Krujatz als Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Waldbauverein Steinölsa. "Interessenten können sich bei uns anmelden. Sie bekommen eine Fläche zugewiesen, auf der sie auch Bäume fällen können", sagt der Forstfachmann. Wer das mit einer Motorkettensäge tun möchte, braucht dazu die Berechtigung. "Diese sollte bei einem Lehrgang im Forst und nicht bei einem Crashkurs in einem Baumarkt erworben sein", macht Michael Krujatz den Unterschied deutlich. Denn die Säge macht es allein nicht, auch die vorgeschriebene Schutzausrüstung sollte beim Baumfällen und Entasten angelegt sein.

Der Waldbauverein Steinölsa ist verantwortlich für rund 2.500 Hektar Wald, vorwiegend um die Hohe Dubrau. Über Holzdiebstahl im großen Umfang können die Waldbesitzer nicht klagen. Michael Krujatz führt das auf die regelmäßige Präsenz im Wald zurück. "Ist der Waldbesitzer öfter vor Ort, fällt es Dieben schwerer, Holz zu stehlen." Erstens ist eine Motorkettensäge weit zu hören, zweitens ist das Einsammeln und Aufladen von Holz nicht in fünf Minuten erledigt.

Präsenz im Wald zeigen

Dass der Waldbesitzer sein Eigentum nicht unbeobachtet lassen soll, darauf verweist auch Dietgard Eichholz. Sie führt in Rothenburg eine Forstbaumschule und ist Geschäftsführerin der Forstbetriebsgemeinschaft "Niederschlesische Heide". Ihr gehören 35 Waldbesitzer mit 4.800 Hektar Wald an. "Ich kann für unsere Forstbetriebsgemeinschaft sprechen, dass der Holzdiebstahl nicht das große Thema bei uns ist, weil wir zusammen mit den Jägern vor Ort sind, auch an den Wochenenden", erklärt Frau Eichholz. Aus ihrer Erfahrung sind die Holzdiebe vor allem am Wochenende in der Mittagszeit aktiv - in dem Glauben, dass die Allgemeinheit um diese Zeit am Mittagstisch sitzt.

Der Waldbauverein Deutsch Paulsdorf mit immerhin rund 130 Mitgliedern, die knapp 1.000 Hektar Wald bewirtschaften, setzt auf Präsenz im Wald. FBG-Geschäftsführer und Förster Erwin Noack sagt, dass es schon vorkommt, dass Holz gestohlen wird. Meist ist das Restholz oder Holz vom Polter, also bereits zum Abtransport aufgestapeltes Holz. "Die Entnahme bewegt sich aber im einstelligen Festmeterbereich", sagt Erwin Noack.

GPS erschwert den Diebstahl

Dass Baumstämme vom Polter gestohlen werden, ist für den Betriebsleiter der Forstverwaltung der Evangelischen Brüder-Unität nicht auszuschließen, kommt aber selten vor. Matthias Clemens ist zuständig für rund 700 Hektar Wald um Herrnhut und Niesky. Inzwischen nutzen Waldbesitzer moderne Überwachungstechnik und versehen ihre Holzpolter mit GPS-Tracker. Das sind Minisender, die zusammen mit einem Smartphone wie ein Ortungsgerät in Echtzeit funktionieren.

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Matthias Clemens hatte den Fall noch nicht, aber von einem Waldbesitzer hat er gehört, dass dieser sein gestohlenes Holz dank GPS in einem Garten wiedergefunden hatte und so der Dieb gestellt werden konnte. Denn es handelt sich um Diebstahl. Darauf verweist das Kreisforstamt in Görlitz.

Ein unerlaubtes Mitnehmen von Holz aus dem Wald oder das Fällen von Bäumen, deren Holz dann mitgenommen wird, ist rechtlich gesehen Diebstahl und stellt damit eine Straftat dar. Der Diebstahl kann mit hohen Geldstrafen und in besonderen Fällen sogar mit Freiheitsstrafen geahndet werden. Es handelt sich somit nicht mehr um eine Ordnungswidrigkeit, die durch das Kreisforstamt geahndet wird. Die Anzeige sollte deshalb umgehend bei der Polizei erfolgen.

Ausgenommen ist laut dem Sächsischen Waldgesetz das Mitnehmen von sogenanntem Leseholz als "Handstrauß" für den persönlichen Bedarf. Rechtlich handelt es sich dabei um dünnes bis unterarmstarkes Astwerk, das nicht mit Werkzeugen wie einer Handsäge bearbeitet wurde.