Für viele Menschen ist Weihnachten mit Ängsten besetzt. Mit der Angst vor Alleinsein und Einsamkeit. Wenn niemand von der Familie da ist und die Erinnerungen an schönere Tage hochkommen – das ist besonders für ältere Menschen eine schwere Zeit. Um Ängste zu nehmen und Gemeinschaft zu erleben, bieten verschiedene Organisationen in Pirna Weihnachtsfeiern und Treffen an, bei denen man gemütlich zusammensitzt, bei Kaffee und Stollen ins Gespräch kommt und hoffentlich mit einem warmen, guten Gefühl wieder nach Hause geht.

Caritas und Diakonie organisieren Soziale Weihnachtsfeier

Es ist eine gute Tradition: Zwischen Weihnachten und Neujahr laden die Diakonie Pirna und die Caritas-Beratungsdienste in Pirna zu der Weihnachtsfeier "Mittendrin" ein. Sie wird ausgerichtet für Menschen, die die Beratungsdienste aufsuchen und für alle, die besonders Weihnachten Zuwendung benötigen, sich einsam fühlen sowie Gemeinschaft erleben wollen. Auch in diesem Jahr wird bei Kaffee, Plätzchen und Stollen gemeinsam gefeiert. "Bei gemütlichem Beisammensein wollen wir Weihnachtslieder singen, kulturelle Beiträge erleben und Zeit zur Begegnung haben", sagt Alexander Kwak von der Diakonie Pirna.

Weihnachtsfeier "Mittendrin":

• Donnerstag, den 28.Dezember von 14.30 bis 17 Uhr
• im Diakonie- und Kirchgemeindezentrum / Schillerstr. 21 a / 01796 Pirna-Copitz
• Eintritt frei
• Eine kurze Rückmeldung bis zum 20. Dezember ist für die Planung der Veranstaltung sehr hilfreich.
• Rückmeldungen und Fragen an: Alexander Kwak / [email protected] / 03529 5290038

Freie evangelische Gemeinde lädt alle am 24. ein

In diesem Jahr wollen die Mitglieder der Freien evangelischen Gemeinde wieder am 24. Dezember ihr Weihnachtsfest feiern. Es ist keine geschlossene Gesellschaft. „Jeder, der mit uns Heiligabend feiern möchte, ist herzlich willkommen“, unterstreicht Pfarrer Dimitri Mierau. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr, danach sind alle zu der Weihnachtsfeier eingeladen. Die Feier beginnt mit einem gemütlichen Kaffeetrinken, später werden gemeinsam Weihnachtslieder gesungen. Wer möchte, darf gerne Plätzchen oder einen Kuchen mitbringen. Gefeiert wird in den Räumen der Adventgemeinde, Schulstraße 5, in Pirna.

Stollen und Kartoffelsalat in der Obdachlosenunterkunft

Weihnachten fällt auch in der Obdachlosenunterkunft an der Rottwerndorfer Straße in Pirna nicht aus. In diesem Jahr soll es wieder eine kleine Weihnachtsfeier für die Menschen geben, die keinen festen Wohnsitz haben. Üblicherweise gibt es an Heiligabend Stollen; und eine ehrenamtliche Helferin bereitet Kartoffelsalat und Würstchen vor. „Wir versuchen, diesen besonderen Tag so gemütlich wie möglich zu gestalten“, sagt eine Mitarbeiterin des DRK-Kreisverbands Pirna. Der Verband ist Träger der städtischen Einrichtung. Insgesamt gibt es 16 Plätze in der Obdachlosenunterkunft.

Die Mitarbeiter sind für die Bedürftigen von 17 bis 9 Uhr früh da. Normalerweise müssen die Bewohner tagsüber das Haus verlassen, es sei denn, die Wetterbedingungen lassen das nicht zu. Eine Unterbringung erfolgt durch eine Einweisung der Stadt Pirna (Ordnungsamt) bzw. in akuten Fällen durch die Polizei Pirna. Neben den von der Stadt Pirna zugewiesenen Hilfsbedürftigen steht die Unterkunft auch zugewiesenen Obdachlosen der Städte Heidenau, Dohna, Stolpen und Bad Schandau zur Verfügung.

Hilfe per Telefon und Chat

Über das gesamte Jahr rufen bei der Telefonseelsorge Menschen an, die einsam sind. "Aber zu Weihnachten und danach erreichen uns besonders häufig solche Anrufe", sagt ein Mitarbeiter von der Diakonie Dresden. Er ist Bereichsleiter der bundesweiten Telefonseelsorge im Großraum Dresden, wozu auch Pirna gehört. "Diese Zeit ist angelegt, das Leben zu reflektieren und schmerzhafte Brüche besonders stark zu empfinden", erklärt der Experte den hohen Gesprächsbedarf. Einsamkeit in Verbindung mit einer depressiven Verfassung führten bei einigen Anrufenden in dieser Situation auch zu Suizidgedanken oder sogar Suizidabsichten. "Wichtig ist, sich den Menschen zu widmen, ihnen zuzuhören, sich in ihre Lage reinzuversetzen. Sie müssen das Gefühl haben: Hier nimmt mich jemand mit meinen Sorgen und Ängsten ernst und hat Zeit für mich."

In der Regel dauern die Gespräche zwischen zehn Minuten und einer knappen Stunde. Im vergangenen Jahr hat die Telefonseelsorge Dresden mehr als 8.400 Gesprächsstunden geleistet. 85 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus Dresden und Umgebung hören den Menschen via Chat oder Telefon zu.

Dabei wurden hauptsächlich Einsamkeit, körperliche Einschränkungen/Erkrankungen, Erziehungsprobleme oder familiäre Probleme thematisiert. Etwa 54 Prozent der Anruferinnen und Anrufer waren zwischen 20 und 59 Jahre alt. Mit knapp 67 Prozent lebten die meisten von ihnen allein.

Seit 2019 bietet die Telefonseelsorge Dresden auch einen Chat an. Knapp die Hälfte der Nutzer waren im vergangenen Jahr zwischen 19 und 29 Jahre alt. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es noch Zweidrittel aller Nutzerinnen und Nutzer. "Der Großteil, der den Chat im Jahr 2022 in Anspruch nahm, lebte in einer Familie. Vorherrschende Themen waren diagnostizierte psychische Erkrankungen, Ängste sowie depressive Stimmungen", sagt der Diakonie-Angestellte.

Die ökumenische Telefonseelsorge bildet jedes Jahr neue Mitarbeiter aus. Im Januar 2024 startet ein neuer Ausbildungskurs für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Während der zwölfmonatigen Ausbildung erlernen die Kursteilnehmenden die Grundlagen von Kommunikation, Fähigkeiten in der Gesprächsführung und den Umgang mit Krisensituationen. Teil der Ausbildung ist auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit. Später werden begleitend Supervision und andere Fortbildungen angeboten.

Gespräche mit der Telefonseelsorge sind über die bundesweit gültigen Servicenummern möglich: 0800 11 10 11 1 oder 0800 11 10 22 2.