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Pirna: Deshalb macht dieser besondere Laden nach acht Monaten dicht

Der Secondhandladen Martin's in der Altstadt hat schon wieder geschlossen. An fehlender Kundschaft lag es nicht, sondern an bestimmten Regeln.

Von Mareike Huisinga
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Der Secondhandladen Martin's in der Pirnaer Altstadt ist schon wieder Geschichte. Susann Keyn (links) und Hana Nitsch geben hier keine Kleidung mehr zu kleinen Preisen heraus.
Der Secondhandladen Martin's in der Pirnaer Altstadt ist schon wieder Geschichte. Susann Keyn (links) und Hana Nitsch geben hier keine Kleidung mehr zu kleinen Preisen heraus. © Daniel Schäfer

Günstig einen warmen Pullover oder ein Paar gefütterte Winterstiefel kaufen? Das geht in dem Secondhandladen Martin's nicht mehr. Das Geschäft in der Langen Straße 8 hat Mitte November zugemacht.

Lange hat der Laden nicht durchgehalten, denn er wurde erst im März eröffnet. Um die ganze Geschichte zu erzählen, muss etwas weiter ausgeholt werden. Die Jesus Gemeinde Pirna, eine freie evangelische Gemeinde, hatte in Kooperation mit der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Pirna-Sonnenstein den Secondhandladen in der Pirnaer Innenstadt eröffnet. Betreiber war der Verein Begegnung, ein gemeinnütziger, eingetragener Verein der Jesus Gemeinde. "Unser Ziel war nicht nur, für bedürftige Menschen ein Anlaufpunkt für günstige Kleidung zu sein, sondern auch Angebote für Gespräche oder einfach nur das Zuhören zu schaffen", sagt Benjamin Nitsch vom Verein Begegnung.

Hohe Auflagen vonseiten der Behörden

Und das Projekt lief gut an. Ehrenamtliche Mitarbeiter aus verschiedenen Gemeinden in Pirna hatten sich bereit erklärt, an unterschiedlichen Tagen in der Woche den Laden zu öffnen. Zahlreiche Kunden kamen. "In den vergangenen acht Monaten haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Bedarf für ein derartiges Angebot in Pirna und Umgebung auf jeden Fall vorhanden ist und auch sehr gut angenommen wurde", berichtet Nitsch.

Aufgrund von hohen steuerrechtlichen Hürden musste der Trägerverein das Martin's jetzt schließen. "Um gespendete Kleidung für unsere Zielgruppe zu einem sehr kleinen Preis abgeben zu können, sind wir auch auf finanzielle Spenden zur Deckung der Miet- und Nebenkosten angewiesen. Dies können wir als gemeinnütziger Verein nur, wenn wir dem Finanzamt gegenüber die Bedürftigkeit von wenigstens zwei Dritteln der Menschen nachweisen, die in unseren Laden kommen", führt Nitsch aus. Das bedeute konkret die Erfassung der gültigen Nachweise der Kunden, zum Beispiel Bürgergeldbescheid. "Und es bedeutet auch, dass Kunden, die diese Nachweise nicht vorlegen können, nicht bei uns einkaufen können. Dies kommunizieren zu müssen und die steuerrechtlich notwendigen Aufgaben waren für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter eine zu große Belastung", begründet Benjamin Nitsch die Schließung. Deshalb habe man sich entschlossen, das Projekt wieder einzustellen. Auch konnte kein neuer Träger für diese Arbeit gefunden werden, bedauert er.

"Als Verantwortliche des Martin's, denen die Hilfe von Bedürftigen Menschen auf dem Herzen liegt, schmerzt es uns um so mehr, dass trotz Bedarf so hohe rechtliche Hürden aufgebaut werden. Gemeinnützige und ehrenamtliche Arbeit, auf die unsere Gesellschaft mehr denn je angewiesen ist, wird so zum Erliegen gebracht", lautet Nitschs Fazit.

In das Geschäft in der Langen Straße zieht nach Informationen von Sächsische.de ein Tattoostudio ein.