Morgens in Burkhardswalde. Marco Feustel und Ulrich Heise stehen im gleißenden Licht der Morgensonne auf dem Reinigungsbecken der Kläranlage am Ortsrand. Der Abwassermeister der Stadtentwässerung Dresden und der fürs Abwasser zuständige Dohnaer Bauverwaltungsmitarbeiter haben gerade ihre Runde gedreht, in Burkhardswalde vier neue Abwasser-Hausanschlüsse geprüft und sind jetzt auf der Kläranlage. Schließlich hatte der Müglitztaler Bauhof hier den Rasen gemäht, Wege vom Unkraut befreit und Sträucher beschnitten. Das wollen sich die beiden Fachleute noch ansehen.
Abwassermeister Feustel hat ein neues Schild der Kläranlage dabei, das hier in Kürze angebracht wird. Darauf steht die Havarie-Hotline der Stadtentwässerung Dresden, die rund um die Uhr erreichbar ist. Zwar hat das große Abwasserunternehmen bereits 2022 die Betriebsführung der Abwasseranlagen der Gemeinde Müglitztal und der Stadt Dohna übernommen. Doch jetzt folgt der nächste Schritt. Dresden und die beiden Kommunen werden noch enger zusammenarbeiten.
Der Vertrag: langfristige Partnerschaft besiegelt
Am 1. April beginnt die interkommunale Zusammenarbeit zwischen der Stadtentwässerung und Dohna sowie Müglitztal. Am 22. März haben der Geschäftsführer und die Prokuristin der Stadtentwässerung, Ralf Strothteicher und Beatrice Treder, sowie die Bürgermeister von Dohna Ralf Müller (CDU) und von Müglitztal Michael Neumann (parteilos) die Verträge unterschrieben. Damit ist der Weg für eine noch engere langfristige Partnerschaft geebnet.
Die Bürgermeister sagten, dass sie schon bisher mit der Stadtentwässerung eine sehr gute Zusammenarbeit hatten und sehr zufrieden sind. „Wir freuen uns, dass wir es geschafft haben, unsere Betriebsführung endgültig in die Hände von Profis zu geben“, erklärt Dohnas Stadtchef Müller.
Der Partner Dohna: Abwasser-Überleitung zu Nachbarn
Die Stadt Dohna mit ihren rund 6.200 Einwohnerinnen und Einwohnern umfasst elf Ortsteile, darunter Meusegast, Borthen und Röhrsdorf. Eine eigene Kläranlage hat Dohna nicht. Damit das Abwasser Steigungen im Stadtgebiet überwinden kann, gibt es 23 Pumpwerke. An sechs Stellen wird das Abwasser in die Kanalnetze von Pirna, Heidenau und Dresden eingeleitet. Letztlich landet es im Klärwerk Kaditz, wo es gereinigt wird.
„Allerdings gibt es auch Ausnahmen“, erklärt der Dohnaer Abwasserexperte Heise. Der 55-Jährige kümmert sich im Zuge der Verwaltungsgemeinschaft auch um die Müglitztaler Anlagen. Im Dohnaer Stadtgebiet gibt es rund 100 dezentrale Kleinkläranlagen. Der Anschluss dieser Grundstücke ans zentrale Netz wäre nicht wirtschaftlich, da die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Der Partner Müglitztal: Direktanschluss nicht möglich
In Müglitztal sind die Abwässer von rund 2.000 Menschen zu reinigen. Zu der Gemeinde an den Ausläufern des Osterzgebirges gehören unter anderem Burkhardswalde, Weesenstein, Mühlbach und Maxen. Im Gegensatz zu Dohna gibt es hier keinen Anschluss ans Kanalnetz einer Nachbarstadt. „Das wäre zu teuer“, erklärt Abwassermeister Feustel. Deshalb wird das Abwasser mit zwölf Pumpwerken zu vier vollbiologischen Kläranlagen befördert, die in den 1990er-Jahren gebaut wurden.
In jeder von ihnen wird es mit einer anderen Technologie gereinigt, erläutert der 44-jährige Fachmann. In Mühlbach gibt es gleich zwei Kläranlagen. Eine davon reinigt das Abwasser eines Teils des Ortes und von Maxen im Aufstaubetrieb in vier verschiedenen Zyklen. In der zweiten Mühlbacher Anlage setzen Bakterien dem Abwasser in einem Belebungsbecken zu, um es letztlich zu reinigen.
Ein Rotationstauchkörper ist indes das Herzstück der Weesensteiner Kläranlage. Auf der Walze, die sich wie eine schwere Waschmaschinentrommel durch das Abwasser dreht, arbeiten Mikroorganismen in einem dünnen Biofilm. „Sie nutzen den Luftsauerstoff, um den vorhandenen Kohlenstoff aus dem Abwasser zu entfernen. Weiterhin bauen sie verschiedene Stickstoffverbindungen durch unterschiedliche biologische Prozesse ab, sodass der elementare Stickstoff entweichen kann“, erläutert Feustel die Technologie.
Die Burkhardswalder Kläranlage mit ihren Hochbehältern reinigt das Abwasser mithilfe des biologischen Reinigungsbeckens, des Schlammspeichers und des Nachklärbeckens. Wie in Dohna gibt es auch in Müglitztal rund 100 Grundstücke mit Kleinkläranlagen, da ihr Anschluss nicht wirtschaftlich wäre.
Die Erfahrung: Arbeit zahlt sich für Bürger aus
Bereits bisher hat die Betriebsführung gut funktioniert. „Die Stadtentwässerung hat mit ihren Kapazitäten enorme Möglichkeiten, das Abwassersystem unserer beiden Kommunen effektiv zu betreiben“, schätzt Ulrich Heise von der Bauverwaltung ein. Zuvor hatte ein kleines Unternehmen den Betrieb der Anlagen geführt.
Seit 2022 wurde das Kleineinleiterkataster, in dem alle Abwasseranlagen erfasst sind, aufgearbeitet und regelmäßig an die Landesdirektion gemeldet. So konnten die zuvor hohen Abgaben drastisch reduziert werden. „Mit der Stadtentwässerung haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit und sind sehr zufrieden“, heißt es aus Müglitztal. Das zahle sich auch für die Bürger aus. Die Abwassergebühren sind derzeit auf einem stabilen Niveau.
Die Vorteile: Keine Kostenspirale möglich
Mit der interkommunalen Zusammenarbeit gibt es mehrere Vorteile. So die Flexibilität bei der Erledigung der Aufgaben und die Transparenz der Kosten, da kein Gewinn erwirtschaftet werden darf. Im Gegenzug werden sich die kommunalen Bauhöfe von Dohna und Müglitztal um Abwasseranlagen kümmern, so um die Pflege von Regenrückhaltebecken.