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Was eine Heidenauerin aus Berggießhübels Hotel machen will

Cornelia Schmiedel führt mehrere Pflegeeinrichtungen - und hat ein Herz, das für die Gastronomie schlägt. Davon profitiert jetzt der Kurort.

Von Heike Sabel
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"Ich will das hier rocken", sagt Cornelia Schmiedel. Sie hat das Sächsische Haus in Berggießhübel gekauft.
"Ich will das hier rocken", sagt Cornelia Schmiedel. Sie hat das Sächsische Haus in Berggießhübel gekauft. © Karl-Ludwig Oberthür

Sie hat ein Unternehmen mit Pflegedienst, Seniorenwohnen und Physiotherapie, doch in ihr schlägt auch ein Gastronomie-Herz. In Berggießhübel verbindet Cornelia Schmiedel nun beides. Die Heidenauerin hat hier voriges Jahr das Hotel Sächsisches Haus gekauft. Warum, was hat sie damit vor und was plant sie noch?

Das Gastronomie-Herz hat nicht erst jetzt zu schlagen begonnen. Vor 24 Jahren hatte sie als junge Frau schon einmal eine Gaststätte, genauer gesagt einen Pub in der Pirnaer Altstadt. 40 Plätze auf der Barbiergasse. "Das war auch schön", sagt sie. Bis zum Hochwasser vor 20 Jahren. Danach ruhte ihr gastronomisches Faible. Die Kinder waren klein und sie hatte ja schon ihren 1993 gegründeten Pflegedienst. 1999/2000 war bereits die Maximilian-Seniorenresidenz in Pirna dazugekommen. 2010 eröffnete Cornelia Schmiedel die Physiotherapie in Heidenau, 2018 schließlich die Seniorenresidenz Mirijam ebenfalls in Heidenau. Man könnte meinen, das reicht. Wenn da nicht das gastronomische Herz pochen würde. Aber es war nicht nur das, das sie voriges Jahr das Hotel kaufen ließ.


Die beiden Seniorenresidenzen haben ihre Namen von Schmiedels Kindern. Als sie groß und alt genug waren, wurde Familienrat gehalten. Wie soll ihre Zukunft und die des Unternehmens aussehen? Cornelia Schmiedel ist zwar erst 52 und will noch was bewegen, aber sie überlässt nichts dem Zufall. Der Sohn geht einen anderen Weg. Er ist in der Reisebranche. "Er soll sich da austoben, ich weiß, wenn ich ihn brauche, ist er da", sagt Cornelia Schmiedel. Die Tochter hatte zunächst auch nichts mit der mütterlichen Firma zu tun haben wollen. Doch dann sagte sie: "Ich will." Nach dem Abitur hat sie mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt studiert. Damit sie das Leiten mit allem, was dazu gehört, lernt, wurde ein Objekt gesucht, an dem sie sich erproben kann.

Lauensteiner Hotel muss noch warten

Verschiedene Objekte sahen sich Mutter und Tochter an. 2020 wurde das frühere Hotel Lauensteiner Hof gekauft. Der Plan: Ein Pflegeheim mit 45 Plätzen. Das soll es noch immer werden, aber später. Die nächsten drei Jahre will Cornelia politisch und wirtschaftlich abwarten.

Dann brachte der Zufall das Berggießhübler Hotel ins Spiel. Wieder. Denn schon 2020 gehörte es den Häusern, die sie sich angesehen hatten. Als sie sich für den Kauf entschieden, war auch hier ein Betreutes Wohnen mit Pflegedienst vorgesehen. Schon kurz nach dem Kauf im Herbst voriges Jahr fehlte rund um Berggießhübel Pflegepersonal, das Patienten zu Hause betreut. Also startete Cornelia Schmiedel mit einem Pflegedienst.

September ausgebucht, Silvester geplant

Immer öfter wurde sie aber von den Berggießhüblern gefragt, was denn mit dem Hotel, dem Saal, der Gaststätte wird. Alles ist wichtig. Die Angebote für die Senioren genau wie die Gastronomie und Hotellerie. Im vergangenen Dezember schließlich die Entscheidung: "Wir wagen es mit Hotel und Restaurant." Den Ausschlag gab ein pragmatischer Grund: Für Betreutes Wohnen wäre sehr viel in den Brandschutz zu investieren gewesen. Aber auch das Herz der Gastronomin schlug wieder lauter. "Ich bin regional verankert, will etwas tun für die Stadt." Bisher war die Stadt vor allem Heidenau, wo sie auch CDU-Stadträtin ist. Ganz neu ist das Berggießhübler Hotel für Schmiedels nicht. Sohn Maximilian hatte hier die Abschlussfeier der zehnten Klasse.

Zeitgeist in mehrfacher Bedeutung: Rolf Lang ist mit seiner Werkstatt schon eingezogen, und Zeitgeist soll auch die Gaststätte heißen.
Zeitgeist in mehrfacher Bedeutung: Rolf Lang ist mit seiner Werkstatt schon eingezogen, und Zeitgeist soll auch die Gaststätte heißen. © Karl-Ludwig Oberthür

Ein Hotel und eine Gaststätte in diesen Zeiten wiederzueröffnen, das ist nicht einfach und erfordert Mut - und Geld. Eigenes und das der Leute. Die halten ihres grade zusammen. Dennoch ist der Saal für den September schon ausgebucht und gibt es zahlreiche Anfragen und Reservierungen für 2023. Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen. Die erste öffentliche Feier im Saal ist eine Halloween-Party mit Diskjockey Meringo am 28. Oktober. Die Gaststätte wird offiziell jedoch erst um den ersten Advent öffnen. Nach vielen Jahren wird auch wieder Silvester im Sächsischen Haus gefeiert. Der einst beliebte "Tanz der Ehepaare" soll ebenfalls aufleben.

Preiswerte Unterkunft

Cornelia Schmiedel will die Preise moderat halten, was immer das künftig heißen mag. Das Hotel wird zu keinem Luxus-Schuppen umgebaut. In den zunächst 24 Zimmern wird jeweils erneuert, was notwendig ist. "Es soll eine preiswerte Unterkunft für Wanderer, Besucher von Klinik-Patienten und Leute, die hier feiern, sein." Nur das einzige Zimmer mit Balkon direkt über der Eingangstür und Schriftzug wird als Hochzeits-Suite etwas besser ausgestattet. Bereits eingezogen ist der Meister der Uhren, Rolf Lang. Für ihn war es ein Glücksfall, nachdem er die Hartmannsbacher Räume nicht mehr nutzen konnte. Die große Uhr an der Fassade weist daraufhin und auf den künftigen Gaststättennamen "Zeitgeist".

Die Terrasse am Hotel ist bereits donnerstags bis sonntags von 12 bis 20 Uhr geöffnet.
Die Terrasse am Hotel ist bereits donnerstags bis sonntags von 12 bis 20 Uhr geöffnet. © Karl-Ludwig Oberthür

Drei Jahre gibt Cornelia Schmiedel dem Berggießhübler Haus, um sich wirtschaftlich zu behaupten. Eine Herausforderung auch für ihre Tochter, die im Unternehmen der Mutter bereits verantwortlich für Personal und Marketing ist. Cornelia Schmiedel hat Respekt vor dem, was sie selbst angeleiert hat, sagt sie. Die Terrasse ist bereist geöffnet. Hier schenkt sie auch schon mal selbst Bier aus. "Ich habe viel Lust, das hier zu rocken", sagt sie.