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Volksbank Pirna will dieses Jahr den Gewinn steigern

Das genossenschaftliche Geldinstitut verspricht eine doppelte Dividende - dazu soll auch das ausgebaute Immobiliengeschäft beitragen.

Von Domokos Szabó
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Volksbankchef Hauke Haensel bei der Vertreterversammlung in Lohmen. "Fehlende Berechenbarkeit der Politik und sinkende Kaufkraft."
Volksbankchef Hauke Haensel bei der Vertreterversammlung in Lohmen. "Fehlende Berechenbarkeit der Politik und sinkende Kaufkraft." © Marko Förster

Die Volksbank Pirna will aus der jüngsten Fusion mit der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft (GWG) Pirna-Copitz gestärkt hervorgehen und das Ergebnis in diesem Jahr steigern. Bereits im vergangenen Jahr war die Regionalbank mit der GWG Sebnitz fusioniert. Vorstandschef Hauke Haensel rechnet damit, dass die GWGs künftig pro Jahr insgesamt rund eine Million Euro zum Ergebnis der Volksbank beitragen werden. Die Bank erhofft sich von dem stärkeren Einstieg ins Immobiliengeschäft eine relative Unabhängigkeit von Auf und Ab im Zinsgeschäft.

2022 erzielte die Volksbank ein Betriebsergebnis nach Bewertung von 2,1 Millionen Euro. 2021 waren es noch knapp 3 Millionen Euro. Während die Zinsüberschüsse um mehr als eine halbe Million Euro (plus 7 Prozent) auf gut 8 Millionen Euro zulegten - dank der von der EZB eingeleiteten Zinswende - , sanken die Provisionsüberschüsse um rund 230.000 Euro auf 3,5 Millionen Euro. Das entspricht einem Minus von 6 Prozent.

Gleichzeitig gab die Bank 7,6 Prozent mehr für die Verwaltung aus, insgesamt 8,8 Millionen Euro. Haensel sagte kürzlich auf einer Vertreterversammlung in Lohmen, neben höheren Löhnen haben dabei mehr Marketing und Investitionen in die Digitalisierung eine Rolle gespielt.

Ferner hat sich das Finanzinstitut von Papieren getrennt, die ihr zu niedrige Zinsen bei längeren Laufzeiten beschert hätten. Der Wechsel zu Papieren mit besserer Verzinsung mit kürzeren Laufzeiten habe erst einmal die Bilanz belastet, was aber mittelfristig ausgeglichen werde.

Fast 11.000 Genossenschafter in der Volksbank

Fast die Hälfte des 2,1-Millionen-Ergebnisses von 2022 wird als Reserve zurückgelegt, ein etwas kleinerer Anteil geht als Steuer ans Finanzamt. Unterm Strich weist die Bilanz für 2022 einen Gewinn von 315.000 Euro aus, das sind 7.000 Euro mehr als 2021. Das ist gleichzeitig die Summe, die an die Genossenschafter in Form einer 1,5 Prozent hoher Dividende ausgeschüttet wird. Aktuell darf jeder Genossenschafter maximal 60 Anteile im Wert von 60 Euro halten, sodass die maximale Dividende damit auf 54 Euro beschränkt ist. Zusammen mit den neuen Genossenschaftern von der GWG Pirna-Copitz geht die Volksbank bei der Mitgliederzahl auf die 11.000er-Marke zu.

Für dieses Jahr erwartet das Haus nach Haensels Worten ein so gutes Ergebnis, dass die Dividende auf drei Prozent verdoppelt werden soll. Das ist wohl auch eine Reaktion auf steigende Zinsangebote von Geschäftsbanken. Derzeit werden für Tagesgeld bis zu 3,6 Prozent geboten. Bei der Volksbank spricht man von einem zunehmenden oder gar ruinösen Wettbewerb.

Nichtsdestotrotz gelang es der Volksbank in den vergangenen Jahren stets, ihre Zahlen zu verbessern. So sind zum Beispiel die Kundeneinlagen vergangenes Jahr noch einmal um 0,8 Prozent auf 641 Millionen Euro gestiegen. Die Dynamik der Jahre bis 2021 ist damit verlangsamt, aber es ging noch einmal nach oben. Das Kreditvolumen steigerte sich indes um knapp 9 Prozent auf 405 Millionen Euro. Dieses Niveau, sagt Volksbank-Chef Haensel, suche verbandweit seinesgleichen.

Für den Dämpfer beim Zuwachs der Kundeneinlagen machte er die Inflation der letzten Jahre verantwortlich - ein höherer Teil des Einkommens geht in die laufenden Ausgaben, manche müssen dafür sogar auf ihr Erspartes zurückgreifen. Kreditanfragen seien indes nicht zurückgegangen, aber mit den steigenden Zinsen werde es schwieriger, zu Abschlüssen zu kommen. Hier sieht sich die Volksbank jedoch als Partner der regionalen Handwerker und mittelständischen Unternehmen besonders in der Pflicht.

Als positives Beispiel nannte Volksbank-Aufsichtsratschef Thomas Gischke die Karl Köhler Bauunternehmung GmbH & Co KG aus Heidenau, die von der Volksbank ein Darlehen für den Kauf eines 780.000 Euro teuren Prallbechers erhalten hat, mit dem die Firma schonend Beton aufbereiten kann. Als "starker Finanzierungspartner" habe man zudem die Ansiedlung der D.I.S. Germany GmbH in Pirna unterstützt. Das deutsch-amerikanische Unternehmen hat sich auf Ionenstrahltechnologie etwa für medizinische Anwendungen spezialisiert.

Kritik an "unqualifizierten Ideologen" in der Regierung

Nach eigener Vorhersage wird die Volksbank den Zinsüberschuss dieses Jahr um 50 Prozent (!) auf 12 Millionen Euro steigern. Das wird den noch einmal leicht sinkenden Provisionsüberschuss mehr als ausgleichen. Alles in allem rechne man mit einem Betriebsergebnis nach Bewertung in Höhe von knapp 6 Millionen Euro. Das wäre eine Beinahe-Verdreifachung im Vergleich zu 2022.

Volksbank-Chef Haensel sagte aber auch, dass seriöse Prognosen schwierig seien, was an der fehlenden Berechenbarkeit der Politik liege. Der Bundesregierung warf er eine fragwürdige Energie- und Wirtschaftspolitik vor. Die Entscheider in Regierung und Bundestag seien "unqualifizierte Ideologen"; Vernunft sei längst von Verboten abgelöst. Er sei sich sicher, dass in der kommenden Zeit Investitionen abgewürgt werden, begleitet von einer sinkenden Kaufkraft.