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Die Desaster-Volksbank von Bad Salzungen

Einst vom Ex-Fußballprofi Stefan Effenberg beraten, hat eine Volksbank in Thüringen 280 Millionen Euro Verlust angehäuft. Ansonsten aber geht es den ostdeutschen Genossenschaftsbanken gut.

Von Ulrich Wolf
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Die auch als "Effenberg-Bank" bekannte Volksbank in Bad Salzungen braucht Hilfe vom Einlagensicherungsfonds.
Die auch als "Effenberg-Bank" bekannte Volksbank in Bad Salzungen braucht Hilfe vom Einlagensicherungsfonds. © Bodo Schackow/dpa

Bad Salzungen/Berlin. In Thüringen ist die Volksbank Bad Salzungen/Schmalkalden ist zumindest vorerst gerettet. Der von der Finanzaufsicht eingesetzte Verwalter erklärte in der vergangenen Woche, das Geldhaus werde Unterstützung aus dem Sicherungsfonds der deutschen Genossenschaftsbanken erhalten. Die Einlagen der etwa 51.000 Kunden seien sicher, hieß es nach der Generalversammlung der Mitglieder.

Dem Handelsblatt zufolge hat die mittlerweile abgelöste Führung der Bank in nur zwei Jahre rund 280 Millionen Euro Verlust gemacht. Die Schieflage der kleinen Bank sorgt für Aufsehen, weil sie mitunter als Effenberg-Bank bezeichnet wird. Das Management hatte 2018 den ehemaligen Profi-Fußballer Stefan Effenberg als Berater angeheuert, um ein Firmenkunden-Kompetenzteam Fußball zu etablieren.

Ex-Bankchef ist offenbar abgetaucht

Der Ex-Bankchef, der den Fußballer an Bord holte, ist nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung abgetaucht. Der Vertrag mit Effenberg wurde inzwischen gelöst, der klagt dagegen. Das Verfahren liegt beim Arbeitsgericht Suhl. Auch der im Dezember 2023 zurückgetretene Aufsichtsrat um den früheren thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU) ist nicht mehr in Amt und Würden.

Seitdem hat in dem südthüringischen Geldhaus der vom Bundesamt für Finanzdienstleistungen eingesetzte Ex-Banker Christian Gervais das Sagen. Die Schieflage der Bank sei durch massive Wertverluste bei Kredite, Immobilien und Beteiligungen entstanden, heißt es vom Verwalter. Im April tritt jedoch auch ein neuer Vorstand seine Arbeit ein.

Ansonsten meldeten die 53 Volks- und Raiffeisenbanken in Ostdeutschland ein solides Geschäft für das Jahr 2023. Ihre Kreditsumme wuchs um 3,6 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro. Die Einlagen stiegen leicht auf 51,2 Milliarden Euro. Der Chef der Volksbank Dresden-Bautzen, Thomas Müller, stellt jedoch "eine deutliche Zurückhaltung bei Neubauvorhaben" fest - und nach wie vor eine aus seiner Sicht zu geringe Bereitschaft, langfristig in Wertpapiere zu investieren. (mit dpa)