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"Mich verbindet nichts mit dem zumeist destruktiven Politikangebot der AfD"

CDU-Kreistagsfraktions-Vize und Pirnas Bürgermeister Markus Dreßler über seine Werte, Brandmauern zur AfD und die Zusammenarbeit mit Pirnas neuem OB.

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Markus Dreßler, CDU-Kreisrat und Pirnas Bürgermeister: "Wenn unser Rechtsstaat angegriffen wir, müssen wir ihn gemeinsam verteidigen."
Markus Dreßler, CDU-Kreisrat und Pirnas Bürgermeister: "Wenn unser Rechtsstaat angegriffen wir, müssen wir ihn gemeinsam verteidigen." © Daniel Förster

Herr Dreßler, Sie haben im Juli 2021 ihr Amt als Beigeordneter und damit als hauptamtlicher Stellvertreter des Pirnaer Oberbürgermeisters angetreten. Vier Jahre haben Sie noch vor sich. Haben sie vor allem in jüngster Zeit mal daran gedacht, eher aufzuhören?

Nein. Ich wurde vom Stadtrat für sieben Jahre zum Bürgermeister gewählt. Ich schätze die Stadt, die Mitarbeiter und die vielen engagierten Akteure, bin jetzt in vielen Themen sehr gut angekommen und fühle mich wirklich wohl in Pirna.

Wie haben Sie mit dem früheren Oberbürgermeister zusammengearbeitet?

Die Zusammenarbeit mit OB Klaus-Peter Hanke war nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch menschlich eine besonders schöne Phase in meinem Arbeitsleben. Uns verbanden gemeinsame Werte und Grundsätze. Wir sind uns freundschaftlich begegnet und haben uns vorbehaltlos unterstützt. Ich habe an ihm immer sehr geschätzt, dass er ein großes Vertrauen in seine Mitarbeiter hatte und der Stadt in den vergangenen - nicht immer einfachen Zeiten - immer ein zuversichtliches, weltoffenes und freundliches Gesicht gegeben hat.

Aber Klaus-Peter Hanke ist nun im Ruhestand ...

... ja, und ein neuer Oberbürgermeister bedeutet natürlich einen Neuanfang.

Der neue Oberbürgermeister hat für die AfD kandidiert. Im Umgang mit der AfD wird oft über Brandmauern gesprochen. Haben Sie eine Brandmauer?

Natürlich gibt es für mich Grenzlinien oder, wenn Sie so wollen, auch Brandmauern. Unsere demokratische Grundordnung und unser Rechtsstaat sind für mich die Brandmauer. Wenn unser Rechtsstaat, unser System angegriffen wird, wenn extremistische, antidemokratische und menschenfeindliche Positionen das Handeln bestimmen, dann müssen wir uns entgegenstellen und eben diese, für unser Zusammenleben entscheidenden Grundwerte gemeinsam verteidigen.

Wie können Sie dann mit einem Oberbürgermeister zusammenarbeiten, der von der AfD nominiert worden ist?

Grundsätzlich gibt es verschiedene Ebenen. Auf persönlicher Ebene sind Tim Lochner und ich uns wertschätzend und respektvoll begegnet. Auf dieser Grundlage können wir in den Verwaltungsthemen bisher und ich denke auch in Zukunft auf sachlicher Ebene professionell für unsere Stadt zusammenarbeiten.

Sie sehen keine Widersprüche zu einem Rathauschef, der für die AfD angetreten ist?

Ich stehe für eine zukunftsgewandte, weltoffene und nachhaltige Entwicklung. Ich schätze unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat, also das "System", sehr. Dies ist für mich als Bürger selbstverständlich, als Beamter habe ich einen Eid auf unseren Rechtsstaat geleistet. Mit Blick auf einige Aussagen, die der neue Oberbürgermeister in der Vergangenheit getätigt hat, ergeben sich hier wohl vorerst Unterschiede.

Was bedeutet das für ihre Zusammenarbeit?

Es ist üblich, dass Politiker unterschiedlicher Parteien in Regierungen und auch in der Rathausverwaltung zusammenarbeiten. Mit Blick auf die teilweise systemfeindlichen und rechtsextremen Positionen ist offen, ob dies für die AfD genauso gelten kann. Diesbezüglich gibt es deutschlandweit kaum Erfahrungen. In dem Sinne stellt sich die Situation für mich herausfordernd dar, auch weil hier öffentlich sicher sehr genau hingeschaut werden wird.

Wie wird aus dem, was trennt, etwas, das verbindet?

Auf städtischer Ebene spielen die großen politischen Ansichten in aller Regel keine Rolle. Hier geht es vor allem um Sachfragen. Ich bin mir sicher, dass es hier viele inhaltliche Schnittmengen gibt. So habe ich den Eindruck, dass wir beide für solide Finanzen stehen, uns Ordnung und Sauberkeit wichtig sind, wir uns bessere Bedingungen für unseren Bauhof wünschen und wir offensichtlich beide einen logischen Blick auf die Themen schätzen. Auf dieser Grundlage und des bisher respektvollen gemeinsamen Umgangs bin ich zuversichtlich, dass wir wie in den ersten Tagen auch weiterhin professionell zum Wohle der Stadt zusammenarbeiten.

Aber wenn es darauf ankommt, zeigen Sie auch klare Kante?

Ja, ich werde meine Werte und Grenzlinien als Bürger und Mitglied des Kreistags offensiv vertreten. Mich verbindet nun mal persönlich nichts mit dem überwiegend destruktiven Politikangebot der AfD und es ist mir wichtig, dass man das auch erkennt.

Das Gespräch führte Thomas Möckel.