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OB-Wahl in Pirna: Warum Pirna mehr gegen Hitze-Inseln machen muss

Mehr Bäume, mehr Wasserflächen, entsiegelte Bereiche, mehr erneuerbare Energien: Wie sich die Kandidaten zum Thema Klimawandel äußern.

Von Thomas Möckel
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Fontänen am Pirnaer Friedenspark: Zusätzliche Wasserflächen und Bäume sollen verhindern, dass sich die Stadt im Sommer zu sehr aufheizt.
Fontänen am Pirnaer Friedenspark: Zusätzliche Wasserflächen und Bäume sollen verhindern, dass sich die Stadt im Sommer zu sehr aufheizt. © Daniel Förster

Vor allem die Sommer werden heißer und trockener, auch vor Pirna macht diese Entwicklung nicht halt, auch die Pirnaer ächzen Sommer für Sommer unter den hohen Temperaturen. Vor allem die Innenstadt heizt sich aufgrund der dichten Bebauung und der großen versiegelten Flächen bei allzu großer Sonnenlast sehr auf, das Stadtgrün leidet, weil das Regenwasser fehlt.

Klimaschutz und Gegenmittel gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu erarbeiten, sind inzwischen kommunale Pflichtaufgaben, auch Pirna ist dabei insbesondere gefragt, wie sich die Folgen von Klima- und Wetterextremen abmildern lassen. Dazu sind beispielsweise bereits eine Klimaanpassungsstrategie sowie eine spezielle Stadtgrünkonzeption in Arbeit, beides wird Pirna noch über Jahre beschäftigen. Sächsische.de gibt nun einen Überblick, wie sich die fünf Oberbürgermeister-Kandidaten zu den Themen Klimaschutz und Klimawandel positionieren.

Verstärkt Fassaden und Dächer begrünen

Nach Aussage von Ralf Thiele (Freie Wähler) sei Pirna in Sachen Klimaschutz bereits auf einem guten Weg. Die Stadt habe mit einer Reihe von Konzepten überregionale Auszeichnungen erhalten und somit gezeigt, dass man mit den bisherigen Entscheidungen das Thema Klima im Fokus habe. Jedoch müsse es nun gelingen, die existierenden Pläne verstärkt umzusetzen. So müssten beispielsweise städtische Grünanlagen langfristig und praktikabel entwickelt und als grüne Oasen erhalten werden. „Außerdem erachte ich es als wichtig, das Thema Dach- und Fassadenbegrünung zu forcieren“, sagt Thiele.

Aber auch das Thema „erneuerbare Energien“ müsse noch stärker und schneller umgesetzt werden, zum Beispiel die Möglichkeiten von Kleinkraftwerken oder die Nutzung von Dächern für Fotovoltaik-Anlagen – vor allem vor dem Hintergrund, die Abhängigkeit von bestehenden Energiemärkten zu reduzieren. Dies könne nur funktionieren, wenn die Stadt noch intensiver mit ihren Energieunternehmen Hand in Hand arbeite, um Effekte zu erzielen, die den Pirnaern tatsächlich etwas bringen – wie Versorgungssicherheit, stabile und bezahlbare Preise sowie eine Entlastung des städtischen Etats.

Lebensqualität durch eine grüne Stadt

Befragt nach den Themen Klima und Klimaschutz, teilt Tim Lochner (für die AfD) mit, dass er die Aktion, den Mitarbeitern im Rathaus das Warmwasser abzustellen, nicht für den großen Wurf halte, um am Weltklima spürbare Veränderungen vorzunehmen. Die Beschäftigten der Stadtverwaltung waren angesichts steigender Preise angehalten, sich auf den Toiletten eine Zeit lang mit kalten Wasser zu waschen, um Energie zu sparen und zugleich Ressourcen zu schonen, um den Kohlendioxid-Ausstoß zu senken.

Auch halte er den Zertifikats-Handel in Sachen Kohlendioxid-Emissionen eher "für modernen Ablasshandel, an dem Tetzel sicher seine Freude hätte". Lochner möchte Pirna als grüne Stadt mit gepflegten Parkanlagen, funktionierenden Brunnen, farbenfrohen Blumenrabatten über die Grohmannstraße hinaus und einladenden Sitz- und Ruhegelegenheiten für die älteren Mitbürger sehen. „Daran mache ich Lebensqualität fest, nicht am vermeintliche menschengemachten Weltklima“, sagt er.

Hitze-Inseln entsiegeln, mehr Trinkbrunnen installieren

Laut Ralf Wätzig müsse die Stadt beispielhaft vorangehen, wenn es darum geht, Kohlendioxid zu vermeiden und erneuerbare Energien stärker zu nutzen. Auch sollte die Stadt die Themen Fassaden- und Dachbegrünung sowie Fotovoltaik-Anlagen an öffentlichen Gebäuden mutiger angehen. Zudem wirbt Wätzig für ein nachhaltiges Bauen, so sollten schon bei der Aufstellung von Bebauungsplänen eine maßvolle Begrünung sowie die Produktion von Solarenergie eingefordert werden – was aus seiner Sicht keine Investoren abschrecke, die zukunftsweisend in Pirna aktiv werden wollen. Um eine nachhaltige Stadtentwicklung zu betreiben, möchte er das Prinzip einer „Schwammstadt“ etablieren: Werden Häuser saniert oder neu gebaut, müsse man auch immer daran denken, dass das Niederschlagswasser gespeichert sowie ausreichend Grün- und Wasserhalden geplant werden – um das Wasser von oben dann unten zu speichern und später wiederverwenden zu können.

Zudem erlebe man in Pirna inzwischen jedes Jahr, dass die Stadt eine Klimaanpassungsstrategie brauche. Denn gerade für ältere Menschen und jene mit gesundheitlichen Einschränkungen werde die Hitze zur großen Gefahr. Deshalb unterstütze er den Mix aus Maßnahmen in der Stadtgrünkonzeption, um dem Aufheizen der Stadt und der Wasserknappheit etwas entgegenzusetzen. Dinge, die aus seiner Sicht umgesetzt werden sollten: Auswahl von mehr klimaresistenten Bäumen, grüne Oasen in den Wohngebieten schaffen, Hitze-Inseln entsiegeln, mehr Trinkbrunnen, mehr Schatten sowie ein Hitzeaktionsplan für die Stadt. Weil Bäume so wichtig sind, will Wätzig dem Baumpaten-Konzept wieder mehr Gewicht geben.

Künftige Marktgestaltung noch einmal überdenken

Kathrin Dollinger-Knuth (CDU) befürwortet, dass das Klimaschutzkonzept der Stadt Pirna aktiv umgesetzt und dabei alle Akteure miteinander vernetzt werden. Ebenso brauche Pirna eine Wärmeplanung, um aufzuzeigen, wie sich die Wärmeversorgung in den kommenden Jahren in den verschiedenen Quartieren entwickeln soll – als Planungsgrundlage für die Eigentümer, wie ihre Objekte künftig mit Wärme versorgt werden sollen. Ebenso erachtet sie die Klimaanpassungsstrategie sowie die Stadtgrünkonzeption der Stadt als sehr wichtig, beides müsse weiter fortgeschrieben werden.

Auch gelte es, die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger zu forcieren, die Stadtwerke würden aktuell an vielen Projekten arbeiten, um erneuerbare Energien einzusetzen. Zudem unterstützt Kathrin Dollinger-Knuth die von Helge Goldhahn initiierte Aktion „Pirna800“, bis zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2033 insgesamt 800 neue Bäume in Pirna zu pflanzen. Das habe laut der Kandidatin auch viel mit Klimaschutz und Klimaanpassung zu tun. Auch mit der künftigen Gestaltung des Marktplatzes müsse man sich angesichts der heißen Sommer noch einmal intensiv beschäftigen.

Neue Bäume pflanzen - und hinreichend pflegen

Nach Aussage von André Liebscher (Einzelkandidat) könne die Stadt sinnvolle Maßnahmen vorantreiben, um den Energieverbrauch zu senken. Zudem lassen sich das städtische Mikroklima positiv beeinflussen, wenn zusätzliche Bäume gepflanzt und Wasserspiele angelegt werden. Sowohl Klimaanpassungsstrategie als auch Stadtgrünkonzeption blieben auch unter seiner Ägide Grundlage des Handelns, um eine nachhaltige und lebenswerte Umgebung für alle Pirnaer zu schaffen.

Ob Pirna in größerem Umfang den Ausbau erneuerbarer Energien fördern kann, das sieht Liebscher eher skeptisch. Pirna, so sagt er, habe begrenzte finanzielle Mittel und werde sich auf einen preislich günstigen Energiemix durch die Stadtwerke konzentrieren, anstatt Balkonkraftwerke oder erneuerbare Energien zu fördern. Darüber hinaus plädiert er unbedingt dafür, städtische Grünflächen zu erhalten, auszubauen und neue Bäume zu pflanzen – die dann auch hinreichend gepflegt werden sollten.