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Pirna unterstützt neue Roma-Gedenkstätte in Tschechien

Im böhmischen Lety ist ein neuer Erinnerungsort geplant. Auch einige Pirnaer machen sich schon lange für das Projekt stark.

Von Thomas Möckel
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Klaus Fiedler (l.) und Miroslav Grajcar an der Gedenkstätte in Lety: Es liegt an uns allen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.
Klaus Fiedler (l.) und Miroslav Grajcar an der Gedenkstätte in Lety: Es liegt an uns allen, dass sich Geschichte nicht wiederholt. © privat

Die Pirnaer SPD-Arbeitsgruppe „Euroregion Elbe-Labe“ sowie weitere Unterstützer aus Pirna machen sich weiterhin für einen Gedenkort in Tschechien stark, der an die während der Zeit des Nationalsozialismus in Mähren und Böhmen ermordeten Sinti und Roma erinnern soll. Klaus Fiedler, Koordinator der Pirnaer SPD-AG, und Günter Tischendorf gedachten erst kürzlich mit dem Leiter des Roma-Zentrums, Miroslav Grajcar, aus Pirnas Partnerstadt Děčín in der Roma-Gedenkstätte im mittelböhmischen Lety der 1.300 Roma, die dort an den Folgen der unmenschlichen Bedingungen in diesem Konzentrationslager den Tod fanden.

Die kleine Delegation legte ein großes Blumengebinde mit Schleifen sowie einen Strauß roter Nelken am Gedenkstein für die Opfer nieder. Dabei erinnerte Fiedler an den Leidensweg der im Konzentrationslager Lety Inhaftierten. Kinder, Frauen, Männer wurden von Lety aus in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. 90 Prozent der damals im Bereich Böhmen und Mähren lebenden Roma und Sinti wurden durch die Nationalsozialisten getötet „Es liegt an uns allen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt“, sagte Fiedler.

Bau der neuen Roma-Gedenkstätte in Lety: Ein würdiger Erinnerungsort statt einer Schweinemastanlage.
Bau der neuen Roma-Gedenkstätte in Lety: Ein würdiger Erinnerungsort statt einer Schweinemastanlage. © privat

Gedenkort statt Schweinemastfarm

Wenige hundert Meter von der Gedenkstätte der Roma und Sinti befand sich das frühere KZ Lety. Auf diesem Gelände war viele Jahre eine Schweinemastfarm. Nach immer stärker werdenden internationalen Protesten reagierte der tschechische Staat und beseitigte diese Farm auf dem ehemaligen KZ-Gelände. Stattdessen entsteht auf dem Areal nun eine würdige Gedenkstätte, die mit der jetzt bestehenden in das Gesamtkonzept integriert wird. Zuständig für die Gedenkstätte ist das Museum für Roma-Kultur in Brno (Brünn).

Die Arbeiten auf dem ehemaligen KZ-Gelände liegen im Plan, teilt Peter Kunčík, Koordinator des Roma-Projekts Lety, in einem Schreiben an Fiedler mit. Davon konnten sich die Besucher aus Pirna und Děčín vor Ort überzeugen. Das Projekt wird durch das Museum für Roma-Kultur Brno, das Kulturministerium Tschechiens, aus EU-Mittel, aus einer Quelle in Norwegen und über die deutsche Botschaft finanziert. Für den Abriss der Schweinemastfarm, für die erweiterte Gedenkstätte, für Gebäude, für die Gestaltung der Dauerausstellung und der Inneneinrichtung belaufen sich die Kosten auf insgesamt 5,2 Millionen Euro. Die Fertigstellung der Gedenkstätte ist für 2024 geplant.

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Die Pirnaer SPD-Arbeitsgruppe setzt sich so vehement für den neuen Gedenkort ein, weil sie schon seit fast 20 Jahren mit dem Roma-Zentrum „Kamarad“ und dem Roma-Verein „Indigo“ in Děčín kooperiert, um vor allem die dort betreuten Kinder finanziell zu unterstützen sowie die Rechte der ethnischen Minderheit zu stärken.