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Pirnaer Preisträgerin: "Bin mehr die Macherin, aber gefreut habe ich mich doch"

Elke Leupold aus Pirna wurde jetzt von der Partei Die Linke mit dem Anna-Hirsch-Preis ausgezeichnet. Was ihr besonders wichtig ist.

Von Mareike Huisinga
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Eine Frau, die anpackt. Elke Leupold aus Pirna wurde jetzt mit einem Preis für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.
Eine Frau, die anpackt. Elke Leupold aus Pirna wurde jetzt mit einem Preis für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. © Karl-Ludwig Oberthür

Fast etwas ehrfürchtig schaut Elke Leupold auf den Preis. "Ja, das war schon eine große Überraschung. Eigentlich lege ich auf öffentliche Auszeichnungen nicht so viel Wert. Ich bin mehr die Macherin, aber ich habe mich doch gefreut", sagt die Pirnaerin.

Die Partei Die Linke im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verlieh ihr für ihr Engagement den Anna-Hirsch-Preis zum Frauentag am 8. März.

Seit acht Jahren ist Elke Leupold Mitglied im Beirat für Sport, Kultur und Soziales der Stadt Pirna. "Besonders wichtig dabei ist mir, dass die Kinder auch im künstlerischen Bereich gefördert und unterstützt werden", so Leupold. Sie weiß, wovon sie spricht, denn sie selber ist Pädagogin. "Fantasie und Kreativität machen einen großen Teil unseres Lebens aus und dürfen nicht vernachlässigt werden", fordert sie.

Deshalb sind Märchen wichtig

Das sind keine leeren Worte. In der Adventszeit eröffnete sie in der Pirnaer Innenstadt eine Märchenstube. "Wir erzählten, spielten die Märchenklassiker und alte, fast vergessene Weihnachtsgeschichten", erklärt Leupold. Folglich war auch Mitmachen angesagt. Zahlreiche Figuren schmückten die Stube in der Badergasse. Mit gutem Grund. "Denn ich erzähle Märchengeschichten zum Begreifen, im wahrsten Sinne des Wortes, die Kinder sollen sich einbringen. Dann bleibt die Geschichte, das Märchen und die Aussage haften", sagt die Pädagogin.

Woher ihre Faszination für Märchen kommt? "Märchen sind Geschichten, die heute als veraltet oder grausam erscheinen mögen. In den Tiefen ihrer Bedeutung aber, da liegt der wahre Schatz verborgen", so Leupold. Für die Pirnaerin steht fest, Märchen helfen den Kindern Ängste abzubauen, ermöglichen erste spirituelle Erfahrungen, fördern Kreativität und Sprachvermögen und vermitteln Normen und Werte.

Besondere Stadtführungen für Kinder in Pirna

Ein weiterer Grund dafür, dass sie den Anna-Hirsch-Preis in diesem Jahr erhalten hat, ist ihr Interesse an Geschichte. Daraus entstand schließlich die Idee, für Grundschulkinder besondere Stadtführungen in der Altstadt von Pirna anzubieten, bei denen nicht nur langweilige Monologe mit erhobenem Zeigefinger gehalten werden, sondern die Kinder vielmehr sich einbringen dürfen, unter anderem in Form von Quizspielen.

Weshalb sie sich für andere Menschen einsetzt? "Erstmal, weil es mir selber Spaß macht, und dann habe ich mir den Spruch meines ehemaligen Klassenlehrers zum Leitbild gemacht. Er sagte: 'Die Arbeit eines Pädagogen misst sich nicht in Heller und Pfennig, sondern daran, was aus unseren Kindern für Menschen werden.'", erzählt Elke Leupold. Sie will ihren Teil dazu beitragen.

Elke Leupold gründete Sebnitzer Theater mit

Auch die Liebe und ihr Engagement für die Stadt Pirna ist nicht erstaunlich, schließlich wurde Elke Leupold in Pirna geboren und wuchs hier auf. Nach der Schule wollte sie gerne Pädagogin werden, was jedoch aus politischen Gründen nicht möglich war. Stattdessen absolvierte sie eine Ausbildung als Fachverkäuferin. Sie lebte mit ihrer Familie in Lichtenhain und in Sebnitz, wo sie 1992 das Amateurtheater "Theatre Libre" gründete. 2013 zog sie wieder nach Pirna zurück. Heute arbeitet sie als Erzieherin in einem Pirnaer Hort. Den Abschluss dafür konnte sie nach der politischen Wende von 1989 nachholen.

Ihr Blick in die Zukunft? "Ich engagiere mich derzeit für das Thema Barrierefreiheit in Pirna und werde auch in der kommenden Adventszeit wieder eine Märchen- und Bastelstube in der Altstadt einrichten."

Es geht ihr um Pirna, um die ältere Generation, genauso wie um die jüngere. Sie ist mit ihrem Einsatz für die Menschen eine Schnittstelle für viele Anliegen.

  • Seit 2013 werden besonders engagierte Frauen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit dem Anna-Hirsch-Preis ausgezeichnet.
  • Mit dem Preis würdigen die Linken im Landkreis herausragende Leistungen von Frauen in Gesellschaft und Politik.
  • Anna Hirsch wohnte in Dohna und war seit 1931 Mitglied der Kommunistischen Partei. Sie war eine Verfechterin der Frauenrechte und erkannte schon sehr früh die Gefahr des aufziehenden Faschismus. Aufgrund ihrer vielen Aktivitäten wurde sie 1932 in die Gemeindevertretung der Stadt Dohna gewählt. Hier setzte sie sich vor allem für die arbeitende Bevölkerung und die Frauen ein. Nach dem Verbot der KPD gehörte sie zur Spitze der Widerstandsgruppe Rudolf Gebauer und kämpfte illegal gegen den Nationalsozialismus weiter. Sie versorgte unter anderem Emigranten mit Geld, Briefen und Zeitungen. Im September 1938 wurde Anna Hirsch von der Gestapo festgenommen und erst ins Konzentrationslager Ravensbrück und schließlich nach Auschwitz gebracht. Hier starb sie am 13. November 1942.
  • Außer Elke Leupold erhielt in diesem Jahr noch Anja Oehm aus Rosenthal-Bielatal den Anna-Hirsch-Preis.