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Müglitztals Bürgermeister: "Ich habe ein Bauchgefühl"

Nach der Wahl 2025 wird der Posten von Michael Neumann wieder hauptamtlich sein. Wie er das findet, ob es ihn motiviert und wie es um Schule und Abwasser steht.

Von Heike Sabel
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Michael Neumann, Jahrgang 1965, ist seit 2018 Bürgermeister in Müglitztal.
Michael Neumann, Jahrgang 1965, ist seit 2018 Bürgermeister in Müglitztal. © Daniel Förster

Beim Müglitztal denkt man zuerst an die Müglitz und Wandern, an Schloss Weesenstein und Maxen und irgendwie an Ruhe, Erholung und Urlaub. Doch für die Menschen, die hier wohnen, geht es oft gar nicht ruhig zu und der Tourismus spielt eine geringere Rolle als man denkt. Dafür hat die Gemeinde mit einem Beschluss von sich reden gemacht. Darüber, über das, was Müglitztal bewegt, und über seine persönliche Zukunft sprach Sächsische.de mit Bürgermeister Michael Neumann (parteilos).

Der Müglitztaler Gemeinderat hat als erster im Landkreis beschlossen, dass der Bürgermeister künftig wieder hauptamtlich ist. Motiviert Sie das neu, Herr Neumann?

Es gilt ja erst ab der Wahl im nächsten Jahr. Ich habe dabei gemischte Gefühle. Ich sehe die Arbeit, die das Bürgermeisteramt mit sich bringt, und ich sehe den Batzen Geld, den das die Gemeinde mehr kostet.

Ist der Beschluss des Gemeinderats vielleicht der Versuch, Ihre bzw. die Arbeit des Bürgermeisters allgemein mehr wertzuschätzen?

Für mich spielt das keine Rolle, ich habe die Arbeit mit Herz und Seele angenommen.

Wird es dazu beitragen, dass sich nächstes Jahr mehr Interessenten um den Posten bewerben?

Das denke ich schon.

Ohne Bürgermeister stünde - schneller als manchen lieb ist - die Frage der Fusion mit Dohna wieder auf der Tagesordnung.

Der Druck aus dieser Frage ist raus. Die Arbeitsgruppe mit Dohna wurde aufgelöst, weil die Dohnaer Bedingungen für uns so nicht umsetzbar waren. Ich für mich schließe eine Fusion nach wie vor nicht aus. Aber die Einwohner müssen zustimmen. Und es gibt auch vonseiten des Gemeinderates derzeit nichts in diese Richtung.

Welche Bedingungen hat Müglitztal gestellt?

Es ging damals um den Erhalt aller kommunalen Einrichtungen, also vor allem der Kindergärten und der Schule.

Der Gemeinderat wird im Juni neu gewählt. Von ihm ist bis dahin kein Vorstoß mehr in Richtung Dohna zu erwarten...

Dazu kommt, dass viele Gemeinderäte ernüchtert sind, weil sie eigentlich kaum etwas bewegen konnten. Da sind wir wieder beim Geld. Bisher haben nur die CDU und die AfD sowie die Feuerwehr Kandidaten nominiert. Ich hoffe, es werden noch ein paar mehr.

Sie haben schon das Stichwort Schule genannt. Wie weit ist sie jetzt von einer Schließung entfernt?

Sehr weit.

Wie haben Sie das geschafft?

Durch viel Geduld und Dranbleiben. Das erste Geschoss ist schon saniert. Für die Sanierung des zweiten Obergeschosses und der Sanitäranlagen im Erdgeschoss sind uns Fördermittel für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Damit können dann Grundschule und Hort wieder getrennte Räume nutzen und hat die Doppelnutzung ein Ende. Auch die Aktivierung der Fachräume ist ein Vorteil. Die Grundschule steht bis 2035 in der Schulnetzplanung und ich hoffe, sie hat darüber hinaus Bestand. Die Lage ist perfekt.

Apropos perfekte Lage: Man hat immer den Eindruck, Müglitztal macht aus seiner perfekten Lage touristisch nicht genug.

Wir sehen den Tourismus nicht als unsere Baustelle, das Schloss Weesenstein, die Naturbühne Maxen, die anderen Angebote sprechen für sich. Wir unterstützen alles, was wir können, aber wir haben keine Einnahmen durch den Tourismus.

Nicht direkt, aber Gäste bringen doch Geld in die Kommune, was sich auch in Steuern widerspiegelt...

Steuerlich gesehen ist das nicht die Menge.

Könnte doch aber mehr werden.

Wir wollen touristisch attraktiv bleiben. Es gibt jetzt einen Gemeinderatsbeschluss, auf dem Parkplatz gegenüber der Gemeindeverwaltung in Weesenstein vier Parkplätze für Caravans auszuweisen, ohne Ver- und Entsorgung. Aber der Tourismus ist für uns als Verwaltung nicht die Hauptaufgabe.

Vier Stellplätze sind jetzt nicht der große Wurf.

Dafür fehlen Flächen und Investoren.

Und was ist Ihre Hauptaufgabe?

Die allgemeine Verwaltung, der Erhalt der Infrastruktur, die Kinderbetreuung.

Stichwort Infrastruktur: Mit einem Abwasser-Kubikmeterpreis von 4,71 Euro liegt Müglitztal über dem sächsischen Durchschnitt von 4,23 Euro. Lange hatten die Müglitzaler nur 2,55 Euro gezahlt. Zu lange. Denn die vorgeschriebene Neukalkulation alle drei Jahre war nicht gemacht worden. So kam es 2020 zum Gebührenschock und der Steigerung von auf 4,54 Euro. Bis 2026 sind es nun die 4,71 Euro. Wird es danach noch mehr?

Das ist schwer zu sagen. Neben den Stromkosten, die ja alle betreffen, haben wir in der Gemeinde auch vier große Kläranlagen, die hohe Unterhaltungskosten haben. Durch die Höhenunterschiede bei der Lage unserer Ortsteile müssen die Pumpen auch enorm viel leisten. Das alles beeinflusst den Preis.

Wäre es weniger schlimm, wenn es wie zum Beispiel in Bad Gottleuba-Berggießhübel eine Grundgebühr gäbe?

Es wäre gerechter.

Inwiefern?

Ein Teil der Kosten würden so an alle verteilt werden. Gerade das Problem mit der Einleitung von Fremdwasser könnte man hier teilweise kompensieren.

Und warum gibt es dann keine Grundgebühr in Müglitztal?

Weil es der Gemeinderat bisher ohne Grundgebühr beschlossen hat.

Wie lange arbeiten Sie im Schnitt als Bürgermeister?

Ich bin fast jeden Tag in der Gemeindeverwaltung. Die für die Entschädigung zugrunde gelegten 20 Stunden pro Woche sind keinesfalls realistisch.

Sie haben als Bürgermeister erst ihren kleinen Gartenbaubetrieb reduziert und dann auch den Nebenerwerb aufgegeben. War es das wert?

Ein Amt als Bürgermeister zu führen, bedarf schon einen gewissen zeitlichen Rahmen. Ich habe meine Entscheidung nie bedauert.

Nächstes Jahr sind Ihre sieben Amtsjahre vorbei. Haben Sie schon entschieden, ob Sie wieder kandidieren oder nicht?

Ich habe da ein Bauchgefühl, das ich aber noch nicht bekannt geben will.