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"Ich will mit meiner Arbeit überzeugen"

Thomas Peters rechnete nicht damit, so schnell Bürgermeister von Bad Gottleuba-Berggießhübel zu werden. Wie er reagiert und was auf seiner 100 Tage-Liste steht.

Von Heike Sabel
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Vom Finanzministerium ins Gottleubaer Rathaus: Thomas Peters ist der neue Bürgermeister von Bad Gottleuba-Berggießhübel.
Vom Finanzministerium ins Gottleubaer Rathaus: Thomas Peters ist der neue Bürgermeister von Bad Gottleuba-Berggießhübel. © Heike Sabel

Als die Stapel für ihn beim Auszählen am Sonntag immer höher worden, dachte er: Es sieht nicht schlecht aus. Dass es dann so gut aussah, hatte er sich zwar gewünscht, aber nicht geglaubt: Thomas Peters (CDU) wurde am Sonntag von den Wählern in Bad Gottleuba-Berggießhübel zu ihrem neuen Bürgermeister gewählt. Am Tag danach braucht er immer noch einen Tag, um es so richtig wahrzuhaben und hat doch an seinem Noch-Arbeitsplatz im Dresdner Finanzministerium Zeit für ein erstes Gespräch mit sächsische.de.

Was haben Ihre Vorgesetzten gesagt, als Sie ihnen am Montag sagten, Sie gehen?

Es gab erst einmal Glückwünsche. Die Information hatten meine Vorgesetzten schon. Und natürlich waren sie von mir über meine Kandidatur informiert. Jetzt werden wir alles Weitere miteinander regeln.

Viel mit Feiern war ja aufgrund der aktuellen Beschränkungen nicht. Wie haben Sie den Wahlabend verbracht?

Ich habe nur mit einem Unterstützer und natürlich zuhause mit meiner Familie angestoßen. Dann habe ich bis halb drei nachts Nachrichten und Glückwünsche beantwortet. Ich werde wohl noch ein, zwei Tage brauchen, um das alles zu realisieren. Ich bin unheimlich berührt und sehr dankbar, auch und vor allem Sebastian Salomo, der als unterlegener Kandidat in der Nominierung die menschliche Größe hatte, mich so zu unterstützen.

Sie hatten vor der Wahl auf einen Zettel 42 Prozent für sich geschrieben und waren damit von einem zweiten Wahlgang ausgegangen. Warum?

Weil Sie geschrieben hatten, dass es selten vorkommt, dass bei drei Kandidaten einer im ersten Anlauf gewinnt. Die Statistik und meine Analyse der vergangenen Wahlen sprachen also dagegen. Und ich hatte auch nicht unbedingt gedacht, dass es bei der aktuellen politischen Lage sofort funktionieren kann.

Sie haben im Wahlkampf um die 50 Termine absolviert, waren zum Teil mehrfach in allen Ortsteilen unterwegs. Nun ist nach der Wahl. Wann sehen die Leute in den Ortsteilen Sie wieder?

Spätestens am Dienstag zum Abnehmen der Plakate. Aber im Ernst: Noch bin ich ja etwas im Vakuum zwischen der Wahl und dem Amtsantritt. Sobald ich im Amt bin, bin ich wieder da, auch in den Ortsteilen.

Welche Ortsteil-Projekte stehen als Erstes auf Ihrer Liste?

Das sind zunächst die vielen kleinen Dinge wie ein Spielplatz in Langenhennersdorf, die Befestigung des Müllplatzes in Breitenau, Bushaltestellen und mal etwas Muttererde für die Ansaat von Gras.

Besteht nicht die Gefahr, über die vielen kleinen Dinge das große Ganze aus dem Blick zu verlieren?

Ich werde beides im Blick haben.

Was steht auf Ihrer 100 Tage-Liste?

Das Personal stärken und die diesbezüglichen Lücken im Rathaus schließen, Sicherheit in den Haushalt bringen und eben auch die kleinen Dinge.

Was sind dann die großen?

Das haben wir einige Riesenbaustellen, die ich nacheinander angehen werden. Dazu gehören Hort, Kitas und Schulen und ggf. das künftige Rathaus im Haus des Gastes.

In den letzten Wochen und Monaten wurde verstärkt auf die Zauberkraft von Fördermitteln gesetzt. Was wollen Sie damit schaffen?

Für alle Fördermittel muss die Stadt auch Eigenmittel haben, die im Haushalt stehen müssen. Grundsätzlich sind größere Aufgaben nur mit Fördermitteln machbar. Ohne wird es schwer, neue Projekte zu bewilligen.

Der Haushalt für dieses Jahr aber ist schon beschlossen...

Ja, und es gibt da einige Fragezeichen. Deshalb ist es wichtig, die Lücke, die der Weggang der Kämmerin gerissen hat, so schnell wie möglich zu schließen. Das ist meine erste große Aufgabe. Die Wertschätzung der Mitarbeiter in der Verwaltung ist die Basis für eine vernünftige Arbeit.

Wie wird die Übergabe von der Amtsverweserin zu Ihnen erfolgen?

Ich hoffe konstruktiv, vernünftig und friedlich.

Die Liste Freie Bürger im Stadtrat hat Madlen Rätze unterstützt. Die Fraktion wird nun sicher nicht von einem Tag zum anderen zu Ihrem Freund...

Ich will mit meiner Arbeit im Amt überzeugen. Das eindeutige Ergebnis und starke Mandat stärkt mir den Rücken. Ich weiß aber auch, dass es ohne den Stadtrat nicht geht. Da ist konstruktive Zusammenarbeit in der Sache das Ziel, welches ich erreichen will.

Vor zwei Jahren hatte ein Wahlwiderspruch die Amtseinführung verzögert. Befürchten Sie, es könnte wieder passieren?

Das glaube ich nicht. Der Abstand ist zu groß. Es war eine deutliche Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger.

Auch wenn es im Wahlkampf immer wieder eine Rolle spielte, irgendwie ist es noch immer ein Rätsel: In vier Monaten vom Madlen Rätze-Unterstützer zum Herausforderer und schließlich Wahlsieger. Viele meinen, da steckt noch was dahinter...

Ich habe ein hohes Maß an Loyalität. Das habe ich im Dezember bei der Wahl von Frau Rätze zur Amtsverweserin gezeigt. Doch dann war ich zunehmend mit ihrem Handeln nicht einverstanden. Und dann kam noch ihr Austritt aus der CDU dazu. ​

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