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Wie ist der Landkreis auf einen Blackout vorbereitet?

Alarmierungspläne und Krisenmanagement bei einem Stromausfall gibt es - aber auch Nachholbedarf für den Notfall.

Von Gabriele Fleischer
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Beigeordnete Kati Kade kontrolliert die Betriebsbereitschaft des Diesel-Notstromaggregates in der Landkreisverwaltung in Pirna. Das würde im Ernstfall die Stromversorgung sicherstellen.
Beigeordnete Kati Kade kontrolliert die Betriebsbereitschaft des Diesel-Notstromaggregates in der Landkreisverwaltung in Pirna. Das würde im Ernstfall die Stromversorgung sicherstellen. © Daniel Schäfer

Ein Ballon oder Unwetter, die das Stromnetz außer Betrieb nehmen, Hackerangriffe, die ganze Unternehmen, öffentliche Einrichtungen lahmlegen - ein Blackout, also ein großflächiger Stromausfall über längere Zeit, ist längst nicht mehr nur ein Regieeinfall aus einem Science-Fiction-Film. Wie sich der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge auf so einen Notfall einstellt, das hat Sächsische.de Beigeordnete Kati Kade gefragt.

Frau Kade, welche Szenarien wären bei einem Blackout für den Landkreis denkbar?

Um sofort reagieren zu können, gibt es eine gute Zusammenarbeit mit Sachsenenergie und deren Krisenmanagementstrukturen. Diese haben sich bei Unwettern im Landkreis bereits bewährt. Eine Herausforderung ist es allerdings, mit einem lange andauernden flächendeckenden Stromausfall, einem Blackout im eigentlichen Sinn, umzugehen. Der nämlich würde möglicherweise das gesamte Versorgungsgebiet von Sachsenenergie, also mehrere Landkreise und Dresden erfassen.

Welche Vorkehrungen werden in den öffentlichen Einrichtungen dafür getroffen?

Einrichtungen der kritischen Infrastruktur wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, aber auch der Trinkwasserversorgung müssen jederzeit auf so einen Ernstfall vorbereitet sein. Krankenhäuser bekommen gar keine Betriebserlaubnis, wenn sie nicht eine Netzersatzanlage, also ein Notstromaggregat, haben. Zehn unserer 49 Pflegeeinrichtungen sind bisher mit Notstrom ausgerüstet. Hier können wir nur appellieren, nachzurüsten. Im Landratsamt selbst gibt es eine Netzersatzanlage, die einen plötzlichen Ausfall des Betriebssystems verhindert. Technische Hilfswerk, Rettungsdienst und Feuerwehren haben Einsatzpläne für den Fall, dass der Strom ausfällt.

Neun der 16 ortsfesten Befehlsstellen der Feuerwehren im Kreisgebiet können mit einer netzunabhängigen Stromversorgung arbeiten. Ein weiterer Ausbau ist geplant.

Gibt es konkrete Konzepte bei der Behörde?

Es gibt einen besonderen Alarm- und Gefahrenabwehrplan Blackout. Betreiber der kritischen Infrastrukturen haben eigene spezifische Konzepte, die die Versorgung der Bevölkerung in der Grundversorgung sicherstellen.

Was heißt das im Einzelnen?

Das heißt, mindestens 72 Stunden den Betrieb wichtiger Prozesse mit Notstromversorgung aufrecht erhalten zu können. Die Versorgung und Verteilung mit Treibstoff, Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln ist zu planen. Es muss gewährleistet sein, dass öffentliche Verwaltungen, Brandschutz und Rettungsdienst einsatzfähig bleiben. Im Notfall werden deshalb umgehend alle im Landkreis vorhandenen Notstromkapazitäten erfasst.

Wie werden Mitarbeiter der Landkreisbehörde für einen Blackout geschult, um Maßnahmen koordinieren zu können?

Um den Krisenstab, der im Notfall unter der Leitung des Landrates in Aktion tritt, noch besser vorzubereiten, werden Beschäftigte der Verwaltung im Krisenmanagement ausgebildet. Mittlerweile haben wir 100 geschulte Mitarbeiter. Darüber hinaus hat die Landkreisverwaltung Referate mit entsprechender Fachexpertise, die im Ereignisfall schnell reagieren können. Wir sind im engen Austausch mit den Betreibern der kritischen Infrastrukturen - mit Sachsenenergie, Hilfsorganisationen, Feuerwehren, THW, Landes- und Bundespolizei sowie vielen weiteren Akteuren. Bereits 2017 sind auf Einladung des Landrates Führungskräften und Mitarbeitern aus Wirtschaftsunternehmen sowie aus der Verwaltung erforderliche Maßnahmepläne bei einem möglichen Blackout dargelegt worden. Es gab einen Workshop mit Vertretern der Pflege. Denn jede einzelne Einrichtung, jede Firma muss selbst Vorkehrungen treffen. Wir mahnen auch die Bürger, sich mit eigenen Vorsorgemaßnahmen vorzubereiten.

Wie können sich die Bürger denn vorbereiten?

Jeder sollte einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln und Getränken anlegen, die auch ohne Kühlung lagerfähig sind. Ein Campingkocher oder ein Grill mit Holzkohle für die Zubereitung kleinerer Mahlzeiten ist sinnvoll. Für Öfen, die mit Briketts oder Holz betrieben werden, sind ausreichend Brennstoffe zu lagern. In jedem Haushalt sollten ausreichend nötige Medikamente, Kerzen, Taschenlampen oder Campinglampen, Batterien und Zündmittel , aber auch ein Rundfunkgerät mit UKW und Mittelwelle, das für Batteriebetrieb geeignet ist, einsatzbereit sein. Entsprechende Broschüren und weitere Informationen gibt es im Landratsamt. Gerade überarbeiten wir einen Ratgeber für die Bürger. Wir empfehlen zudem, sich mit den Richtlinien des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu befassen: https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Tipps-Notsituationen/Stromausfall/stromausfall_node.html