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Pirna: Projekt gegen häusliche Gewalt auf dem Sonnenstein

Der Verein Aktion Zivilcourage will eine Aktionsgruppe gründen. Es geht darum, die Nachbarschaft für ein heikles Thema zu sensibilisieren.

Von Mareike Huisinga
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Häusliche Gewalt ist leider kein Einzelfall. Die Aktion Zivilcourage in Pirna möchte ein Netzwerk dagegen aufbauen..
Häusliche Gewalt ist leider kein Einzelfall. Die Aktion Zivilcourage in Pirna möchte ein Netzwerk dagegen aufbauen.. © dpa

Häusliche Gewalt, Gewalt in Beziehungen, Partnergewalt kommt in allen sozialen Schichten und allen Kulturen vor. Es ist ein weit verbreitetes Problem. Betroffene von häuslicher Gewalt und Partnergewalt sind überproportional Frauen und Kinder.

Erfahrungen und zahlreiche Studien bestätigen, dass langjährige und wiederholte Gewalt krank macht. Viele gewaltbetroffene Frauen und Kinder leiden aufgrund von langjährigen und schweren Gewalterfahrungen an psychosomatischen Belastungen und sogar an psychiatrischen Erkrankungen. Je früher jedoch betroffene Frauen und Kinder adäquate Hilfe und Unterstützung erhalten, desto früher können Betroffene "heilen" und ein Leben ohne Gewalt fortsetzen.

Nachbarn auf dem Sonnenstein sensibilisieren

Und genau da setzt Pirna jetzt an. Um häusliche Gewalt zu verhindern, startet auf dem Sonnenstein das Projekt StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt. "Das Projekt zielt darauf ab, das sozial räumliche Umfeld zu nutzen, um Gewalt präventiv entgegenzuwirken. Wir wollen die Nachbarschaft für dieses Thema sensibilisieren", sagt Angela Tomalka. Sie ist Referentin bei der Aktion Zivilcourage und leitet das Projekt, für das sie extra an einer Weiterbildung teilnimmt. "Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass sich Menschen, insbesondere Nachbarinnen und Nachbarn, gerne engagieren und anderen Menschen helfen wollen. Viele wollen Zivilcourage leisten, aber wissen nicht genau wie. Hier möchten wir ansetzen und Nachbarn motivieren, Gewalt aktiv zu unterbrechen und zu stoppen", führt Tomalka aus.

Aktionsgruppe für Veranstaltungen und mehr

Zunächst geht es darum, eine Aktionsgruppe zu gründen. Dazu haben Tomalka und ihr Team bereits mit dem Sonnenstein-Stadtteilmanager und ortsansässigen Vereinen Kontakt aufgenommen. "Wir sind aber auch auf Spielplätzen und sprechen die Menschen direkt auf der Straße an, um sie für das Projekt zu gewinnen", erklärt Tomalka. Sie hofft, dass sich aus diesem Kreis eine Aktionsgruppe bildet, die dann quasi als Multiplikator selbstständig weiterarbeitet. Konkret, dass diese Gruppe mit Veranstaltungen zum Thema häusliche Gewalt auf dem Sonnenstein präsent ist. "Zum Beispiel in Form von Diskussionsrunden oder auch Informationsständen während der Stadtteilfeste", so Tomalka.

Gewalt bereits im Vorfeld verhindern

Aber auch Gewaltbetroffene sollen somit die Möglichkeit haben, sich gezielt an die Nachbarschaft zu wenden. "Die Nachbarn sollen keine Beratung machen, aber auf keinen Fall weghören, sondern Unterstützung bieten", erklärt Tomalka. Je größer dieser Kreis ist, umso größer ist auch die Chance, dass Gewalt im Vorfeld verhindert werde. "Denn ein Täter wird sich überlegen, ob er zuschlägt, wenn er weiß, viele andere hören zu und schreiten ein", gibt die Projektleiterin zu bedenken.

Sonnenstein mit Bedacht gewählt

Für die Durchführung des StoP-Projektes hat die Aktion Zivilcourage mit Bedacht den Stadtteil Sonnenstein ausgewählt. "Es geht uns nicht darum, dem Stadtteil einen Makel aufzudrücken. Im Gegenteil. Der Sonnenstein ist ein tolles Stadtgebiet, in dem sich in den vergangenen Jahren viel Positives entwickelt hat", betont Tomalka. Der Sonnenstein zeichne sich vor allem durch eine große Heterogenität aus. "Hier wohnen Menschen, die ganz unterschiedlichen sozialen Schichten angehören. Mit unserem Projekt, wollen wir diese Menschen zusammenbringen, sodass künftig weniger Gewalt verübt wird", sagt Tomalka.

Eine Konkurrenz zum Frauenschutzhaus? "Auf keinen Fall", sagt die Projektleiterin. "StoP" kann und soll bestehende Opferschutzarbeit nicht ersetzen, ganz im Gegenteil, es verstehe sich als Ergänzung zur Arbeit der Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen, Interventionsstellen, Opferschutzeinrichtungen und Männerberatungsstellen.

Generell wird das Projekt begrüßt. Unterstützung kommt unter anderem von der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises und der Stadt Pirna. Auch die Polizei in Pirna habe sich dem neuen Präventions-Projekt sehr aufgeschlossen gezeigt, freut sich Angela Tomalka.

Konzeption kommt aus Hamburg

Das Konzept "StoP" wurde vor etwa zehn Jahren von Professorin Dr. Sabine Stövesand von der Hochschule Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales, entwickelt und ist seit 2010 in mehreren Stadtteilen in Hamburg und Dresden erfolgreich implementiert worden.

Kontakt unter: Angela Tomalka, Referentin, Integration durch Engagement, Telefon: 035017791144, E-Mail: [email protected]

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