Regional einkaufen in SOE: Hier geht das

Pirna. Das hatte für einigen Wirbel gesorgt. Die Handelskette Kaufland hat erst kürzlich die Pasta des sächsischen Herstellers Teigwaren Riesa aus dem Sortiment genommen, weil man sich bei den Jahresgesprächen nicht auf einen Preis hatte einigen können. Bei vielen sächsischen Kunden kommt das gar nicht gut an. Auf Nachfrage teilte die Pressestelle des Lebensmittelhändlers Kaufland jedoch mit: "Bei unserer Sortimentsgestaltung legen wir großen Wert auf Produkte regionaler Lieferanten."
Facebook-Nutzer kritisierten die Entscheidung von Kaufland. So hieß es etwa: "Schade, dass ihr regionale und bewährte Produkte wie Teigwaren Riesa aus dem Sortiment nehmt, aber zum Glück hab ich als Kunde die Wahl, wo ich einkaufen gehe. Die Konkurrenz gewinnt damit einen Kunden mehr." Auch andere Nutzer äußern sich enttäuscht darüber. Regionalität scheint für viele beim Einkauf eine große Rolle zu spielen. Doch ist sie auch überall zu finden?
Kunden kaufen bewusster ein
"Mir ist auch aufgefallen, dass die Kunden mehr und mehr auf der Suche nach regionalen Lebensmitteln sind", sagt Michael Wolf, der den Rewe in Dippoldiswalde leitet. In seinem Markt bietet er unter anderem Essig aus Colmnitz und Honig aus Beerwalde an. "Die Produkte werden von den Kunden auch sehr gut angenommen", so Wolf.

Auch bei Konsum bemerkt man den Trend hin zur Regionalität. So sagt Roger Ulke, Vorstandssprecher der Konsum Dresden eG: "Wir freuen uns, dass das Bewusstsein für gute und regionale Lebensmittel aktuell an Bedeutung gewinnt – das spüren wir auch bei der Nachfrage unserer Kunden nach regionalen Lebensmitteln." Deshalb listet das Unternehmen auch mehr Produkte aus dem Landkreis. Bei Wurst, Fleisch und Backwaren ist der Anteil aus Sachsen bei über 40 Prozent des Sortiments, auch bei Getränken oder Frischfisch liegt er bei über 30 Prozent. Unter zehn Prozent liegt der Anteil bei Tiefkühl- und Drogeriewaren oder bei Obst und Gemüse.
Kaufland bietet trotz des Preis-Streits mit Teigwaren Riesa ebenfalls zahlreiche regionale Produkte an, beispielsweise die Nudeln der Marke Pasta Lucia aus Stadt Wehlen sowie Dürrröhrsdorfer Fleisch- und Wurstwaren. Bei Konsum gibt es die Pasta und Fleischwaren ebenfalls zu kaufen. Außerdem haben die Märkte Eis aus der Sächsischen Eismanufaktur in Dohna oder vom Eisverkauf Norman Haschke aus Kreischa in ihrem Sortiment.
Bei Fleisch ist Transparenz wichtig
Stefanie Jäpel vom Obst- & Weinanbau Gut Pesterwitz möchte sich lieber nicht vom Einzelhandel abhängig machen. "Wir verkaufen den Großteil unserer Produkte direkt auf dem Hof oder indem die Kunden die Äpfel und Erdbeeren in der Erntesaison selbst pflücken", sagt sie. Direktvermarktung ist aber auch nicht problemlos.
Denn nicht nur bei Obst und Gemüse gibt es ein Saisongeschäft. Die Schafe auf dem Milchschafhof Bärenstein produzieren im Winter keine Milch. Die Hauptsaison für Herstellung und Verkauf von Salzlakenkäse, Frischkäse und Joghurt dauert deshalb nur von Mai bis Oktober. Dann ist der Hofladen in Altenberg geöffnet.

Bei Fleisch ist vielen Kunden Transparenz wichtig. "Da weiß man wenigstens, wo es herkommt", so begründen viele gegenüber Maria Eisert ihren Einkauf im Landschlachthof Struppen. In der Fleisch- und Wursttheke liegen nur Produkte aus der eignen Schlachtung und Herstellung. "Die Kunden schätzen auch, dass sie bei uns genau wissen, was in den Produkten drin ist", so Eisert. Sie leitet die Direktvermarktung von Wurst- und Fleischprodukten der Agrarprodukte Struppen GmbH.
Die Corona-Pandemie habe diesen Trend noch verstärkt, so Eisert. "Vor allem der Skandal rund um Tönnies hat uns in die Karten gespielt." In der Produktion des Fleischkonzerns hatten sich vor rund einem Jahr mehrere Tausend Mitarbeiter mit Corona infiziert.
Listung bedeutet, wer es ins Regal schafft
Ein Erzeuger, der vor allem Bio-Märkte in und um Dresden beliefert, ist die Hofbrauerei Lohmen. Das Malz mit dem das Bier gebraut wird, stammt hier unter anderem aus Gerste von Feldern in der Sächsischen Schweiz. Man kann das Bier beispielsweise im Getränke- und Partymarkt sowie im Biomarkt Vorwerk Podemus in Pirna kaufen.
Um es als Lebensmittel von einem regionalen Erzeuger in die Supermarktregale zu schaffen, muss das Produkt vorab den sogenannten Listungsprozess durchlaufen. "Dieser ist nötig, um die Vorgaben zur Lebensmittelsicherheit und Produktionshygiene abzusichern oder auch die Kassierbarkeit der Produkte zu gewährleisten", erklärt Rewe-Unternehmenssprecherin Stephanie Behrens.
Aktuell arbeite man bei Rewe in Sachsen mit rund 80 lokalen Lieferanten zusammen. Aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge seien das beispielsweise die Privatkäserei Tom Klinnert/ Karsdorfer Käse aus Rabenau und Likörfabrik G.Müller aus Dürrröhrsdorf-Dittersbach.
Hält der Trend bei den Kunden an, könnten demnächst weitere in den verschiedenen Ladenketten hinzukommen, heißt es.