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„Lieber selbst mitgestalten, als immer nur meckern“

Eric Droßel ist Fußball-Torhüter beim SV Wesenitztal – und der Erste Vorsitzende. Die veralteten Sportstätten bereiten ihm Kopfzerbrechen.

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Seit 1998 Vereinsmitglied, seit 2015 auch -Vorsitzender: Eric Droßel, Torwart des SV Wesenitztal.
Seit 1998 Vereinsmitglied, seit 2015 auch -Vorsitzender: Eric Droßel, Torwart des SV Wesenitztal. © Marko Förster

Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Vor 24 Jahren meldete sich Eric Droßel beim SV Wesenitztal an – und blieb dem Verein bis heute treu. Der 32-jährige gebürtige Dresdner lebt mit Freundin Jessica sowie Töchterchen Alva (zwei Monate alt), Sohn Finnley (5) und Stiefsohn Louis (7) in Eschdorf. Seit 2015 ist der Torhüter der Landesklassen-Mannschaft, aktuell Tabellenzweiter der Staffel Ost, auch Vereinsvorsitzender des SVW.

Herr Droßel, am 30. Oktober 2021 fand das letzte Punktspiel statt. Wie fit sind Sie aktuell?

Die Fitness lässt schon etwas nach, wenn man über einen längeren Zeitraum nicht mehr zweimal pro Woche trainiert. Für mich als Torhüter wird es sicher etwas einfacher, da ich während des Spiels auch ein paar Ruhephasen habe.

Wie kann ein Torhüter individuell trainieren?

Spezifisch zu trainieren ist allein recht schwierig. Wie jeder andere Sportler auch kann ich natürlich im Kraft- und Ausdauerbereich etwas tun. Ich gehe aber allein nicht so gern Joggen oder Radfahren. Von daher habe ich die Wochen im Dezember eher wenig Sport getrieben. Glücklicherweise durften die Kinder trainieren, so dass ich zumindest als Trainer der Bambinis ein klein wenig Bewegung bekommen habe.

Neun Siege, eine Niederlage, Rang zwei in der Landesklasse Ost: Ist der Titel das Ziel für den SVW?

Die Bilanz liest sich gut, aber dennoch wäre es vermessen zu sagen, dass wir den Titel holen wollen. Niemand wäre enttäuscht, wenn „nur“ Platz zwei oder drei rausspringt. Nach den Eindrücken des ersten Saisondrittels wird meiner Meinung nach niemand Oderwitz am Titelgewinn hindern können. Mit den spielstarken Teams Borea, Rotation und Trebendorf im Nacken wird die Verteidigung des zweiten Platzes für uns eine große Herausforderung.

Haben Sie während der Pandemie schon mal daran gedacht, die Torwarthandschuhe an den Nagel zu hängen?

Nein. Es mag Hobbykicker geben, ich kenne einige, die während der Lockdowns das Fußballtraining nicht vermisst haben und überlegen, nun ganz aufzuhören. Ich kann es aber kaum erwarten und bin umso motivierter, wenn es endlich wieder mit den Punktspielen losgeht. Fußball begleitet mich seit 24 Jahren und war immer mein Ausgleich. Aus dem Grund denke ich momentan nicht ans Aufhören.

Sie sind Vereinschef. Wie kam es zu dem Engagement?

Eher zufällig. Ich hatte mit Mitte 20 schon einiges im Verein erlebt und mitbekommen, wusste ein wenig, wie die Fäden im Hintergrund gezogen wurden. Ich habe mir damals gesagt: Lieber selbst mitgestalten als immer nur meckern, beschweren oder Wünsche äußern. Deshalb bin ich damals auf die Leitung der Abteilung Fußball zugegangen und habe angeboten, Verantwortung zu tragen und ein Teil der Entwicklung zu sein.

Und?

Zufällig gab der damalige Vorsitzende im gleichen Zeitraum bekannt, zur nächsten Vorstandswahl altersbedingt nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Da die Aufgaben in der Abteilung Fußball zu dem Zeitpunkt gut verteilt waren, wurde mir nahegelegt, mich bei Interesse doch eventuell mit dem Thema Vereinsvorsitz auseinanderzusetzen. Es war damals wie heute schwierig, Freiwillige zu finden, die Verantwortung übernehmen und sich ehrenamtlich engagieren. Dann habe ich mich zur Wahl gestellt und war plötzlich Vorsitzender, obwohl ich eigentlich „nur“ ein bisschen beim Fußball mitwirken wollte.

Fußballer haben in den meisten Vereinen immer eine Sonderstellung. Wie schwierig ist es, die Erwartungen der anderen Sportler zu erfüllen?

Bei uns hat niemand eine Sonderstellung – egal ob jung oder alt, männlich oder weiblich, egal welcher Sportart angehörig. Jeder hat Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen. Jedes Anliegen, aus jeder Abteilung, egal von wem geäußert, wird auch gleichermaßen behandelt. Natürlich ist es so, dass Fußball im Allgemeinen sicherlich in der Außenwirkung präsenter ist als andere Sportarten. Das soll aber keinesfalls heißen, dass das auch im Zusammenhang mit den Leistungen steht. So stellen unsere Turnerinnen und Turner nicht nur die meisten Mitglieder im Verein, sondern gehören dazu auch noch seit Jahren zu den Besten in Sachsen. Dies wird nur medial und öffentlich sicher in der Breite nicht so wahrgenommen.

Welche Probleme brennen Ihnen so richtig unter den Nägeln?

Das sind unsere in die Jahre gekommenen Sportstätten. Hier erwarten alle Abteilungen berechtigterweise eine Verbesserung, sei es ein Neubau unserer Turnhalle oder der Bau eines Kunstrasenplatzes für das Fußball-Training im Winter. Beide Projekte sind absolut notwendig und überfällig. Wir hätten dadurch bessere Argumente zur Gewinnung von neuen Mitgliedern, aber auch die Gemeinde würde sehr an Attraktivität gewinnen, wenn man zeitgemäße Sportstätten besäße und den jahrelangen Ärger mit unserer maroden Turnhalle vom Tisch hätte. Da wir als Leitung im Verein darauf aber nur leider einen äußerst geringen Einfluss haben, geht hier die Erwartungshaltung momentan ganz klar eher in Richtung der Gemeinde, um dort die nötigen Schritte in die Wege zu leiten.

Genaugenommen sind Sie Ihrem Trainer Uwe Rahle weisungsberechtigt und könnten ihn beurlauben, oder?

Interessante Frage. Da er mich noch nicht auf der Ersatzbank platziert hat, musste ich darüber noch nicht nachdenken. Aber Spaß beiseite, die Verantwortung für das sportliche Geschehen und die abteilungsinterne Gestaltung liegt bei den jeweiligen Abteilungsleitern. Da mische ich mich nicht ein. Wenn ich mit Sporttasche das Gelände betrete, bin ich Fußballer. Abgesehen davon käme mir dieser Gedanke momentan sowohl aus sportlicher sowie menschlicher Sicht auch nicht in den Sinn.

Haben Sie Ambitionen, eines Tages als Fußball-Trainer tätig zu sein?

Auf jeden Fall. Ich habe vor einigen Jahren schon mal im Nachwuchs trainiert. Mittlerweile sind die Jungs von damals im Männerbereich angekommen. Vor zweieinhalb Jahren habe ich dann meine beiden Jungs überzeugen können, mal bei den Bambinis mitzumachen. Dadurch bin ich wieder in die Trainerschiene mit reingerutscht und trainiere seither die Kleinsten bei uns. Da der Kleine noch Bambinis spielt, der große mittlerweile F-Jugend, heißt das aber auch, dass ich vier-, fünfmal die Woche auf dem Sportplatz bin. So ganz ohne Fußball werde ich wohl nie sein können.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.