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Superblitzer im Kreis SOE: Zockt das Landratsamt die Bürger ab?

Seit Januar überwacht der Kreis SOE mit zwei mobilen Radarfallen die Straßen. An den Blitzer-Standorten gibt es aber immer wieder Kritik. Die Behörde wehrt sich nun gegen den Vorwurf der Abzocke.

Von Mareike Huisinga
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Der Superblitzer machte teure Fotos am Ortsausgang Karsdorf in Richtung Dresden. Befindet sich hier eine Schule?
Der Superblitzer machte teure Fotos am Ortsausgang Karsdorf in Richtung Dresden. Befindet sich hier eine Schule? © Foto: Egbert Kamprath

Zu schnell unterwegs und geblitzt? Immer wieder tappen Kraftfahrer in die Blitzerfallen. Das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist seit Beginn des Jahres mit zwei mobilen Superblitzern an den Straßen unterwegs. Allerdings flammt immer wieder der Vorwurf auf, dass an einigen Standorten ausschließlich abgezockt werde.

Jetzt meldet sich ein Anwohner aus Hartmannsdorf-Reichenau zu Wort. "Jeder hat Verständnis, wenn vor Schulen oder Kitas geblitzt wird. Aber wenn das Messgerät an Ortsausgängen steht, drängt sich mir der Verdacht auf, dass das Landratsamt hier schnelles Geld kassieren möchte", sagt er und nennt ein Beispiel. Im Januar sei am Ortsausgang Oberfrauendorf in Richtung Niederfrauendorf geblitzt worden. "Dort gibt es keine Schule, auch keinen Kindergarten. Ebenso wurde in Karsdorf der Superblitzer aufgestellt, auch an diesem Standort scheint es mir eher um Profit, als um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gehen", sagt der Hartmannsdorfer.

Am Ortsausgang von Oberfrauendorf tappten einige die Autofahrer im Januar in die Blitzerfalle.
Am Ortsausgang von Oberfrauendorf tappten einige die Autofahrer im Januar in die Blitzerfalle. © Kamprath

Doch das Landratsamt will den Vorwurf der Abzocke nicht gelten lassen. "Der Messstandort in Oberfrauendorf wurde aufgrund entsprechender Anregung der Stadt Glashütte, ferner der unmittelbar betroffenen Anwohner in Oberfrauendorf, eingerichtet", teilt Pressesprecherin Karin Kerber mit. Bei der Örtlichkeit handelt es sich um die S183, die Schmiedeberger Straße von Niederfrauendorf nach Oberfrauendorf. Unmittelbar hinter dem Ortseingang Oberfrauendorf befindet sich eine Bushaltestelle, welche durch Schulkinder genutzt wird. "Folglich handelt es sich um einen Schutzweg schwacher Verkehrsteilnehmer auf ihrem Weg in die Schule bzw. in den Kindergarten. Das Bürgeranliegen wurde gemeinsam mit der Polizei geprüft und eine Notwendigkeit der Einrichtung einer Messstelle bestätigt", führt die Sprecherin aus. Dennoch kann der Hartmannsdorfer nicht verstehen, warum am Wochenende geblitzt wird, wo die Schulen doch zu sind.

Landratsamt: Auch an Schulen wird geblitzt

Indessen betont Kerber, dass generell an sensiblen Stellen das Tempo gemessen werde. So hätten die mobilen Blitzeranhänger in den vergangenen Monaten unter anderem vor den Schulen in Tharandt und in Heidenau gestanden. Nicht immer sei ein Stationieren der Messeinrichtungen direkt vor Schulen oder Kitas technisch möglich. Im Übrigen käme es auch konkret auf diesen Standort nicht an. "Den Zweck, nämlich den Schutz der Kinder, erfüllen gerade auch die Messungen auf entsprechend stark frequentierten Schutzwegen oder Bereichen der Schülerbeförderung, lediglich die erwünschte Öffentlichkeitswirksamkeit ist hier augenscheinlich nicht derart gegeben", sagt Kerber.

Bei der Auswahl des Standortes für die mobilen Tempomessgeräte kämen örtliche, zeitliche, unfallursachen- und deliktsbezogene Schwerpunkte in Betracht. "Ziel von Geschwindigkeitsmessungen ist insbesondere die Erhöhung der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer, zum Beispiel durch die Verhütung von Verkehrsunfällen und deren Folgen sowie die Reduzierung von Lärm- und Schadstoffemissionen", betont die Sprecherin.

Der erste Superblitzer hat im Jahr 2022 Einnahmen in Höhe von 1,40 Millionen Euro eingebracht. Die Einnahmen werden nicht zweckgebunden verwendet, das Geld fließt in den Haushalt des Landkreises ein.

Bürger geben Hinweise

Generell unterstreicht das Landratsamt die Notwendigkeit von Geschwindigkeitskontrollen. Denn Hauptunfallursache bei Verkehrsunfällen mit Personenschäden war 2022 unangepasste Geschwindigkeit, sagt Kerber. "Tempokontrollen dienen aber auch der Aufrechterhaltung und Besserung der Verkehrsdisziplin und schützen neben unseren Kindern und älteren Menschen auch diejenigen Verkehrsteilnehmer, die sich an die Straßenverkehrsordnung halten. Deshalb werden mobile Messstandorte insbesondere dort ausgesucht, wo es Hinweise bzw. Ersuchen der Kommunen gibt oder uns direkt Bürgerhinweise erreichen", erläutert sie.


Ob diese Ausführungen wirklich alle überzeugen, ist fraglich. Jedenfalls meint der Anwohner aus Hartmannsdorf: "Ich bleibe dabei, an einigen Stellen wird mit Absicht abgezockt. In Zeiten von hoher Inflation wird den Bürgern aktuell ohnehin viel zugemutet. Manche Standorte der Blitzer sind in meinen Augen eine zusätzliche Provokation und dienen nicht dem guten Einvernehmen zwischen Kraftfahrern und Behörde."