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Dohnaer Firma System Plast entlässt die halbe Belegschaft

Im September 2022 wurde ein System-Plast-Geschäftsführer abberufen, nun sollen knapp 100 Mitarbeiter entlassen werden. Die amerikanische Chefetage sagt fast nichts.

Von Ulrich Wolf & Heike Sabel
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Die System Plast ist einer der größten Dohnaer Betriebe, die nun aber zumindest in Dohna schrumpft.
Die System Plast ist einer der größten Dohnaer Betriebe, die nun aber zumindest in Dohna schrumpft. © Karl-Ludwig Oberthür

Vor fünf Jahren noch wurden über 30 Leute eingestellt und insgesamt waren es 285 Beschäftigte, nun sind es noch 220 und sollen knapp 100 entlassen werden. Die System Plast Dohna im freien Fall? Der auf Förderanlagen spezialisierte Betrieb im Dohnaer Gewerbegebiet ist in amerikanischer Hand und beantwortet Nachfragen nur sehr allgemein.

Einem Mitarbeiter zufolge sei die Belegschaft am 30. August vom Eigentümer über die Entlassung von 98 Mitarbeitern bis Anfang nächsten Jahres und die Verlagerung von Arbeitsplätzen in die Niederlande und nach Italien informiert worden. Im September 2022 haben die System-Plast-Gesellschafter aus den Niederlanden und Italien einen der Dohnaer Geschäftsführer und Werkleiter, Andreas Hippe, abberufen.

Verlagerung indirekt bestätigt

Die System Plast GmbH gehört seit 2015 zur Regal Rexnord-Gruppe. In Dohna werden wie an zwei weiteren europäischen Standorten vor allem Industrieförderketten und -bänder sowie Komponenten für Industrieförderanlagen hergestellt. Nun sollen die Kerngeschäfte an allen drei Standorten gestärkt werden, heißt es. Gleichzeitig aber fallen andere gänzlich weg, ohne dass diese kompensiert werden können. Einzelne Produktionsbereiche werden also geschlossen, und das scheint nun insbesondere Dohna zu treffen.

Das Unternehmen

  • System Plast ist laut Handelsregister schon seit 2019 mehrheitlich in Hand der Rotor Beheers B.V. mit Sitz im niederländischen Eibergen.
  • Den Niederländern gehörten 94,9 Prozent an der System Plast GmbH.
  • Die restlichen 5,1 Prozent gehören der italienischen Rexnord FlatTop Europe srl mit Sitz in Correggio.

  • Die Niederländer wiederum sind schon seit geraumer Zeit eine Tochterfirma des US-Konzerns Regal Rexnord Corp.
  • Anfang 2019 war von einem Jahresumsatz in Dohna von mehr als 41 Millionen Euro und jährlich einer Million Euro Investition die Rede.
  • Umsatz 2021 laut Unternehmensregister: 40,5 Millionen Euro, 230 Beschäftigte und acht geringfügig Beschäftigte, Jahresüberschuss 3,374 Millionen Euro. "Die Systemplast GmbH erwartet keine direkten negativen Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf ihr Geschäftsmodell, da keine wesentlichen direkten Kunden- und Lieferantenbeziehungen mit osteuropäischen Ländern bestehen", hieß es außerdem.

Der verbleibende Betrieb soll teilweise neu organisiert werden. "Leider ließ sich dabei ein Arbeitsplatzabbau nicht gänzlich verhindern", sagt Personalleiter Marcus Kluge. Zahlen würden dazu nicht veröffentlicht. Handelt es sich aber tatsächlich um 98 von 220 Mitarbeiten, die entlassen werden, wäre das immerhin fast die Hälfte. Produktionskapazitäten werden wiederum an anderen europäischen Standorten konsolidiert, heißt es offiziell. Auch wenn man es nicht so sagt, scheint das die Verlagerung zu bestätigen. Ziel sei die Konzentration auf das Kerngeschäft im Bereich Kunststoffketten und -bänder.

Dohnaer Probleme: Druckguss, Fluorchemie, System Plast

Zum Inhalt der Regelungen des Interessenausgleichs und zum Sozialplan gibt es keine Auskunft. Das Unternehmen werde sich jedoch auch an Transfermaßnahmen beteiligen, die helfen sollen, Mitarbeiter in andere Unternehmen zu vermitteln.

"Die Stimmung unter der Belegschaft ist natürlich sehr gedrückt, weil alle der Meinung sind, das die Firma einfach platt gemacht werden soll", sagt der Mann, der sich an Sächsische.de gewandt hatte und seinen Namen nicht nennen möchte, sich aber als "langjähriger stolzer Mitarbeiter dieser Firma" bezeichnet.

Dohnas Bürgermeister Ralf Müller (CDU) seien die Grundzüge der Information zu System Plast bekannt, kommentieren werde er sie aber nicht, heißt es aus dem Rathaus. Für Dohna ist es der zweite große Einschnitt nach dem Aus von Druckguss.

Im Frühjahr gab es die Insolenz der Fluorchemie, die aber bereits durch einen Verkauf gerettet ist. Noch im September war die System Plast GmbH laut des Internetportals "Die deutsche Wirtschaft" drittgrößtes Dohnaer Unternehmen mit geschätzten 37 Millionen Euro Umsatz. Doch da stand auch Druckguss noch an erster Stelle, obwohl schon seit Ende 2022 klar ist, dass die Rettung aus der zweiten Insolvenz scheiterte.