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Plossenschänke ohne Wirt

Die traditionsreiche Gaststätte steht seit mehr als einem Jahr leer – jetzt gibt es Hoffnung auf eine Wiederbelebung.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Kommt man aus Richtung Wilsdruff, ist noch „Tapas und Steaks“ an der Hausfront zu lesen. Kommt man aus Richtung der Meißner Altstadt, steht über dem Türbogen das Wort „Aus“. Es ist, als würden die drei Buchstaben für das Geschick des Hauses sprechen: Seit dem 31. Dezember 2014 ist die Plossenschänke geschlossen. Damals hatte der letzte Wirt, Wito Hauenstein, noch zur Silvesterparty eingeladen, sie abgesagt und Insolvenz angemeldet.

Vor Hauenstein und einem weiteren Zwischenwirt, der das Restaurant ein Dreiviertel Jahr geöffnet hatte, waren Karsten Schulze und seine Frau von 2002 bis 2010 die Betreiber. „Schade umso ein Objekt“, sagt Schulze. „Wir hätten es gern weiter geführt, aber wir konnten den Mietpreis nicht bezahlen, und über eine Mietpreisminderung war mit dem Besitzer nicht zu verhandeln.“

Am Freitag, Sonnabend und Sonntag sei das Restaurant gut besucht gewesen. „Wir hatten einen guten Ruf , und die Gäste sind gern zu uns gekommen.“ Aber in der Woche fehlte die Laufkundschaft. Zudem sei die in Aussicht gestellte Zusammenarbeit mit dem benachbarten Hotel „Siebeneichen“ nie zustande gekommen. Dort wollte das Wirtspaar das Frühstück bestreiten, doch das wollten die Hotelleute selbst machen, sodass auch aus dieser Richtung Einnahmen fehlten, erklärt Schulze. „Um sauber aus der Sache herauszukommen, mussten wir Insolvenz anmelden.“

Schaut man im Internet nach, dann findet man folgendes Angebot: „Bei dieser großzügigen Gastronomieeinheit handelt es sich um eine traumhafte Gaststätte in gut frequentierter Lage, welche das Herz eines jeden Gastronomen höherschlagen lässt. Es handelt sich um das ehemalige Restaurant ,Plossenschänke‘, welches in Meißen eine lange Tradition genießt. Mit einer Gesamtfläche von ca. 555 m² zuzüglich der Außenflächen bleiben keine Fragen offen.“

Restaurant hat kein schlechtes Potenzial

Als monatliche Miete werden 3 000 Euro aufgerufen – trotz der Größe der Gaststätte für Meißener Verhältnisse ein stolzer Preis. Fakt ist, dass sich seit 15 Monaten kein Wirt findet, der bereit oder fähig wäre, ihn zu zahlen. „Die Vermieter haben gehofft, dass es andere besser machen als wir, aber seit 2010 ist die Plossenschänke nur ein und ein Dreiviertel Jahr verpachtet gewesen“, sagt Ex-Wirt Schulze.

Inzwischen wächst Gras aus der Pflasterung, und am Wintergarten ist eine Scheibe eingeworfen. Dabei hat das Restaurant kein schlechtes Potenzial. Direkt an der Route von der Autobahn nach Meißen gelegen, ist es mit seinen 320 Plätzen auch für Busreisegruppen geeignet, zumal auch zwei Busparkplätze vorhanden sind. Die Biergärten, der Weinkeller und der große Wintergarten, eine eingerichtete Küche, zwei Kühlräume sowie ein barrierefreier Zugang sind weitere Pluspunkte. „Es wird nach Ostern wieder Besichtigungen geben“, erklärt die Dresdner Maklerin Antje Schmidt, die versucht, das Objekt zu verpachten.

Es sei wichtig, dass die Gaststätte schnell wieder in Betrieb gehe, erklärt sie. „Es passiert gerade ganz viel, es gibt drei ernsthafte Interessenten , wir haben gute Anfragen.“ Und dann führt sie noch einen weiteren Punkt an, der sie zuversichtlich stimmt: „Es gibt nicht viele Gaststätten in Meißen mit so vielen Plätzen.“

Karsten Schulze hat mit der Plossenschänke abgeschlossen. Er betreibt in der Altstadt die Kleinmarktschänke mit 80 Plätzen: „Einige ehemalige Gäste kommen vom Plossen jetzt herunter zu uns.“