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4 300 Euro für ein bisschen mehr Wärme

Das Görlitzer Spendenparlament hat wieder Geld an Bedürftige verteilt. Es könnte noch viel mehr sein.

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Von Ingo Kramer

Anika Dürrbeck und Mike Nelde haben alles beisammen. Die große gelbe Kanne mit dem heißen Tee, die Fettschnitten, die warme Suppe. „Suppenküchen-Mobil“ nennen sie das Projekt der Görlitzer Stadtmission, mit dem sie seit März einmal pro Woche unterwegs sind zu den Orten, an denen sie Menschen erreichen, die am Rand der Gesellschaft stehen. An der Bahnhofsmission, am Marienplatz, am Norma auf der Rauschwalder Straße und im Obdachlosenheim geben sie mittlerweile 40 bis 50 Essensportionen pro Abend aus. „Dank einer Spende konnten wir vorige Woche sogar kleine Geschenke verteilen und trafen auf Freude und Tränen“, sagt Anika Dürrbeck, die Leiterin der Stadtmission.

Jetzt hat sie selbst allen Grund zur Freude: Das Görlitzer Spendenparlament hat den Antrag der Stadtmission auf Förderung der Lebensmitteleinkäufe im Jahr 2014 bewilligt. So erhält die Stadtmission nächstes Jahr 900 Euro. Laut Ulrich Warnatsch, dem ehrenamtlichen Geschäftsführer des Spendenparlamentes, ist es für 2014 die höchste Einzelzuwendung. „Wir wollen Projekte gegen Ausgrenzung und Benachteiligung fördern und da passt es gut hinein“, sagt er. Insgesamt sieben Anträge sind beim Spendenparlament für nächstes Jahr eingegangen – und alle sieben erhalten die volle Summe, die sie beantragt hatten, insgesamt 4 310 Euro. Der Zirkusladen des Kulturbrücken-Vereins profitiert ebenso wie der Lebenshof, der einen kleinen Brennofen anschaffen will, oder die evangelisch-methodistische Kirche, die einen Warmwasserboiler für ihren Treffpunkt benötigt.

Das Spendenparlament gibt es seit 1998. Es ist ein eingetragener Verein mit derzeit 31 Mitgliedern. „Von Leuten aus Wirtschaft, Justiz und Krankenpflege bis hin zu Rentnern sind wir gut gemischt“, freut sich Warnatsch. Vereinschef ist der frühere Görlitzer Superintendent Jan von Campenhausen, der heute in Wittenberg lebt. Alle anderen Parlamentarier sind vor Ort in Görlitz ansässig. Sie spenden pro Jahr mindestens 60 Euro – und können bei der immer am Jahresende stattfindenden Sitzung mit darüber abstimmen, wer im neuen Jahr Geld bekommen soll. Wer nur spenden, aber nicht abstimmen will, ist gleichermaßen willkommen. „Wir würden uns freuen, wenn wir noch viel mehr Mitglieder wären“, erklärt Warnatsch. Sämtliches Geld fließt an Projekte in Görlitz. Der Geschäftsführer bezeichnet es als „eine Form der unmittelbaren Bürgerbeteiligung“ und ermutigt die Görlitzer, sich zu engagieren. Als Parlament sei das Ganze deutlich wirksamer, als wenn einer allein für bestimmte Einrichtungen spendet. Seit vorigem Jahr gibt es im Spendenparlament zudem Projektpaten. Das sind Parlamentarier, die ein gefördertes Projekt begleiten. „Dabei geht es um Beziehungspflege, nicht ums große Geld“, so Warnatsch. Voriges Jahr habe sich für jedes Projekt auf Anhieb ein Pate gefunden. Das sei auch über das Jahr gut gelaufen, sodass es auch künftig Projektpaten geben soll.

Anika Dürrbeck freut sich über die Zuwendung: „Damit werden 2014 die gesamten Zutaten über das Spendenparlament finanziert, wofür wir sehr, sehr dankbar sind.“ Viele Menschen und Lebensgeschichten haben sie und ihre vier ehrenamtlichen Mitstreiter in den vergangenen Monaten kennengelernt: „Uns ist es wichtig zu den Menschen zu gehen und nicht nur darauf zu warten, dass sie in Not- oder Problemsituationen zu uns kommen.“

Spendenkonto Suppenküchen-Mobil: Verein für Diakonie und Stadtmission Görlitz e.V., Konto 5940,

BLZ 85050100, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

Kontakt zum Spendenparlament: vor Ort im Jugendhaus Wartburg oder unter Telefon 03581 316150 oder per E-Mail: [email protected]