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80 000 neue Mitarbeiterinnen

Die Agrargenossenschaft See steigt in die Imkerei ein. Aus zwei sollen demnächst noch mehr Bienenvölker werden.

Von Frank-Uwe Michel
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Nadine Schulz schaut sich eine Bienenwabe an. Seit Kurzem beschäftigt sich die Mitarbeiterin der Agrargenossenschaft See mit der Imkerei. Die soll ein neuer Geschäftszweig des Unternehmens werden.
Nadine Schulz schaut sich eine Bienenwabe an. Seit Kurzem beschäftigt sich die Mitarbeiterin der Agrargenossenschaft See mit der Imkerei. Die soll ein neuer Geschäftszweig des Unternehmens werden. ©  André Schulze

Es summt in See. An manchen Tagen mehr, an anderen weniger. Vor allem, wenn das Wetter schön ist, gehen die Bienen ihrer Hauptaufgabe mit Begeisterung nach. Dann fliegen sie zu den Blüten, die es hier überall gibt. Und kommen vollbepackt mit Nektar und Pollen nach Hause. Seit diesem Frühjahr gehören zu dieser Heimat auch zwei Völker der hiesigen Agrargenossenschaft. „Wir bewirtschaften seit 2014 etwa 400 Hektar Blühflächen. Das ist immerhin ein Viertel unserer Gesamtfläche“, erklärt Geschäftsführer Andreas Graf. Bestellt werden diese Areale mit einer Mischung aus verschiedenen Kulturarten, die besonders blüh- und bienenfreundlich sind und Insekten verschiedenster Art als Nahrungsgrundlage dienen. Dazu gehören Rettich, Borretsch, Kornblume, Dill, Koriander und Senf. Pflanzenschutzmittel und Dünger sind hier außen vor. Deshalb ist die Bewirtschaftung besonders grundwasserschonend. Im Gegenzug kassieren die Landwirte Ausgleichszahlungen, was durchaus finanzielle Vorteile hat. „Würden wir hier Sorten wie Raps, Roggen oder Mais anbauen, wären die Erlöse nicht so hoch“, erklärt der 42-Jährige. Viele Imker, nicht nur aus der näheren Umgebung, auch aus Bayern und Berlin, hätten in den vergangenen Jahren bei ihm angefragt, ob sie mit ihren Bienen anrücken dürfen. Vor allem Buchweizen- und Sonnenblumenkulturen seien sehr gefragt. Im Gegenzug habe man etwas Honig bekommen.

Monika Scharlach (links) und Nadine Schulz verarbeiten den gewonnenen Bienenhonig.
Monika Scharlach (links) und Nadine Schulz verarbeiten den gewonnenen Bienenhonig. ©  André Schulze

Das war zwar nicht schlecht, doch bei der Agrargenossenschaft See überlegte man, künftig selbst aus den Blühflächen mehr Kapital zu schlagen. „Imkerei hatten wir bisher noch nicht. Denn dafür braucht man Leute, die sich damit identifizieren und auch nicht nach den ersten Stichen das Handtuch werfen.“ Andreas Graf fragte bei seinen Mitarbeiterinnen Nadine Schulz und Monika Scharlach an. Und beide ließen sich nicht lange bitten. Das war im Herbst 2018. In der Folge belegten die Frauen Kurse, traten auch in den Imkerverein Niesky ein. Im Frühjahr 2019 folgte dann der Praxisstart. „Wir haben mit zwei Völkern begonnen, das sind jeweils rund 40 000 Bienen. Die haben sich so gut entwickelt, dass es inzwischen schon vier Ablegervölker gibt“, erzählt Nadine Schulz. Sie ist erst 20, hat gerade Landwirtin gelernt und drückt auf dem Weg zur Technikerin noch die Schulbank. „Die Beschäftigung mit den Bienen ist eine willkommene Abwechslung für mich. Als ich davon gehört habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich denke, das Verständnis für die Imkerei muss bei den Landwirten einfach vorhanden sein.“ Das sieht auch ihr Chef so: „Wir waren ja mit den Bienenzüchtern schon immer im Gespräch. Der Austausch zwischen beiden Seiten ist auch enorm wichtig.“ Bernd Barthel, Vorsitzender des Nieskyer Imkervereins, liegt auf der gleichen Wellenlänge: „Die Landwirte können uns viel Interessantes über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erzählen, wir haben dagegen Erfahrungen mit den Tieren.“ Pflanzenschutzmittel seien bei den Imkern nicht unbedingt negativ besetzt. „Sie erhalten Pflanzen. Und wir brauchen viel Blühendes, damit die Bienen ausrücken können.“ Wenn die geltenden Gesetze eingehalten würden, sei das Nebeneinander kein Problem. Ebenso wie Barthel die Imkerei bei der Agrargenossenschaft See nicht als Konkurrenz begreift. „Der Bedarf ist groß genug. Ich fände es nicht schlecht, würden sich auch andere Landwirte mit der Honigproduktion befassen.“

Die soll in See in den nächsten Jahren richtig in Gang kommen. Die beiden Völker haben 2019 jeweils 25 Kilo gebracht. In kleine Gläser gefüllt, wurde die süße Leckerei an die Belegschaft verteilt und ist als Aufmerksamkeit für Geschäftspartner vorgesehen. Mit sechs Völkern soll im kommenden Frühjahr dann so viel produziert werden, dass auch ein Verkauf möglich wird. Wie sich der Bienenbestand perspektivisch entwickelt, ist heute noch nicht abzusehen. „Ich denke, 20 Völker wären das Maximum. Man muss ja auch klar kommen damit. Die Tiere pflegen, dann das Schleudern, Rühren und Abfüllen des Honigs. Das ist arbeitsintensiv. Der Hauptteil fällt auf April bis Juni. Da wird aber auch im Pflanzenbau jede Hand gebraucht“, sagt Andreas Graf. Zufrieden mit dem Start in die Imkerei ist er auf jeden Fall.

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