SZ + Riesa
Merken

Wahlkampfbus attackiert

Mitten in der Nacht beschädigen Unbekannte in Nünchritz ein Werbemobil der AfD. Auch andere Parteien haben Ärger.

Von Christoph Scharf
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Abgerissene Köpfe, Dutzende Aufkleber: AfD-Kreisrat Karsten Werner macht den Parteibus wieder fahrfähig.
Abgerissene Köpfe, Dutzende Aufkleber: AfD-Kreisrat Karsten Werner macht den Parteibus wieder fahrfähig. © Lutz Weidler

Nünchritz. Immerhin, die Täter haben aufgeräumt: Obwohl über Nacht fast 50 Aufkleber auf den blauen Wahlkampfbus geklebt und großflächig Folie mit den Köpfen von AfD-Landtagskandidaten abgerissen wurden, liegt kein Fetzen Papier oder Folie auf dem Boden. „Es ging wohl darum, Fingerabdrücke zu vermeiden“, sagt Carsten Hütter.

 Der AfD-Politiker betrachtet am Montagvormittag das blaue Mobil, das wenige Stunden zuvor Ziel einer Attacke war. Zwei Nächte lang hatte es am Rand einer Nünchritzer Nebenstraße auf einem Privatgrundstück geparkt, in Sichtweite der S 88. „Sonst stelle ich den Wagen nachts in einer Garage unter“, sagt Kreisrat Karsten Werner. „Aber meiner Mutter geht es schlecht, deshalb brauche ich ein Auto vor dem Haus, um notfalls ins Krankenhaus fahren zu können.“

Nun muss das Wahlkampfmobil erst einmal in die Werkstatt. „Der Schaden liegt bei mehreren Hundert Euro“, sagt Hütter. Die Aufkleber auf Frontscheibe, Blinkern, Beleuchtung, Türen, Seitenwand gehen ja noch runter. Aber die abgerissene Wahlkampf-Beklebung mit den Porträts der drei Kandidaten ist aufwendig – und teuer.

Nun, drei Wochen vor der Landtagswahl, spielt das Thema Sachbeschädigung auch bei der AfD eine Rolle im Wahlkampf. Bislang war es in der Region eher ruhig für die Partei gewesen. „Fünf, sechs abgerissene Wahlplakate – mehr waren es bislang nicht im Wahlkreis“, sagt Carsten Hütter.

Nun muss das Wahlkampfmobil erst einmal in die Werkstatt. 
Nun muss das Wahlkampfmobil erst einmal in die Werkstatt.  © Lutz Weidler

Da hat es die Partei Die Linke im Raum Riesa schon deutlich häufiger erwischt. „Bei uns sind allein zwölf Wahlplakate von der Hafenbrücke verschwunden“, sagt Uta Knebel, Chefin der Riesaer Stadtratsfraktion. Auch Großplakate seien beschädigt worden, mittlerweile aber wieder ersetzt. Zudem hatte kürzlich eine Attacke mit Pyrotechnik die Tür des Parteibüros an der Riesaer Hauptstraße beschädigt.

Immerhin: Man werde im Wahlkampf als Linken-Vertreter nicht beschimpft. „Ab und an sieht man einen Stinkefinger, aber das muss man als Politiker aushalten können“, sagt Uta Knebel. Und sie freut sich, dass man mit vielen Bürgern auch in ein offenes Gespräch einsteigen könne.

Eine inhaltliche Auseinandersetzung, auch mit dem politischen Gegner, das gehöre zum Wahlkampf. „Sachbeschädigung, welcher Art auch immer, geht allerdings überhaupt nicht“, sagt Uta Knebel.

Ähnlich sieht es Maximilian Schikore-Pätz, Chef des FDP-Kreisverbands. „Übergriffe jeglicher Art, die sich gegen Vertreter oder Eigentum politischer Vereinigungen richten, sind verachtenswert.“ Er vermutet, dass mancher heutzutage nur noch seine eigene politische Meinung gelten lässt – und andere Ansichten als Gefahr ansieht, die es zu bekämpfen gilt.

„Aushalten zu können, dass jemand eine andere Meinung vertritt, ist mittlerweile eine seltene Fähigkeit.“ FDP-Landtagskandidat Sven Borner gibt an, dass seine Plakate in Röderau am helllichten Tag abgerissen worden seien.

Bei der CDU stellt man einzelne lokale Schwerpunkte von Plakatbeschädigungen im Landkreis fest, aktuell in Lommatzsch – dort seien binnen weniger Tage wieder und wieder die Großplakate teils massiv beschädigt worden, sagt Ulrich Reusch, Vorsitzender des Kreisverbands Meißen.

Man behalte sich vor, jederzeit Anzeige zu stellen. „Die eigene anonyme Meinungsäußerung, etwa durch illegale Übergriffe in der Wahlkampfzeit, steht Einzelnen höher, als der Austausch von Argumenten und Positionen im konsensorientierten Dialog“, sagt Reusch. Solche Übergriffe seien nur eins: absolut unnötig.