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Was bedeutet das Airbus-Debakel für Sachsen?

Die Elbe-Flugzeugwerke und andere Lieferanten finden das Aus des Riesenfliegers A 380 schade. Aber sie haben andere Aufträge.

Von Georg Moeritz
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Gern gesehen: Der Airbus A 380 enthält Bodenplatten aus Dresden und kommt zur Durchsicht an die Elbe. Doch die Fluggesellschaft Emirates will weniger neue Flugzeuge.
Gern gesehen: Der Airbus A 380 enthält Bodenplatten aus Dresden und kommt zur Durchsicht an die Elbe. Doch die Fluggesellschaft Emirates will weniger neue Flugzeuge. © Foto: Jörn Haufe

Etwa 200 Meter lang wird die neue Halle der Elbe-Flugzeugwerke in Dresden – und hoch genug für den Airbus A 380. Mitte des Jahres soll die Halle fertig sein, sagt Firmensprecher Christopher Profitlich. Für den Luftfahrt-Enthusiasten bleibt der Doppelstock-Flieger A 380 „ein tolles Flugzeug“, das noch Jahrzehnte lang fliegen wird. Gerade steht ein Exemplar zur Durchsicht in Dresden, es gehört der Air France. Die Elbe-Flugzeugwerke rechnen damit, dass sie auch künftig solche Riesenflieger auf Schäden und Rost prüfen werden und ab und zu neue Kabinen einbauen.

Doch die Bodenplatten aus Dresdner Produktion werden nach 2021 nicht mehr für neue A 380-Flugzeuge benötigt, wenn deren Produktion endet. Arbeitsplätze sind nach Angaben des Firmensprechers jedoch „nicht im Mindesten“ dadurch gefährdet. Der Produktionsanteil des A 380 sei bei den Elbe-Flugzeugwerken „sehr, sehr“ gering. Auch die Tochterfirmen in Kodersdorf bei Görlitz stellen vorwiegend Platten für die Flugzeuge A 320 und A 321 her. Profitlich findet das Aus des A 380 schade, doch als Lieferant sehe er es „entspannt“. Die neue Halle werde trotzdem fertiggebaut, die Belegschaft von jetzt 1 800 Mitarbeitern in Dresden und Kodersdorf eher wachsen.

Keine Änderungen für Standortstrategie und Personalpolitik signalisiert auch Steffen Mann vom Vertrieb seinen rund 300 Dresdner Kollegen bei Diehl Aviation Gilching, ehemals AOA Apparatebau Gauting. Steffen Mann ist zwar ähnlich luftfahrtbegeistert wie sein Kollege von den Elbe-Flugzeugwerken und bedauert das Ende des A 380. Doch sein Betrieb habe nur Kühlgeräte für die Küchen geliefert, außerdem Luftbefeuchtung und -entfeuchtung als Option, also nicht in allen Flugzeugen.

So verteilen sich die Passagiere im A 380.
So verteilen sich die Passagiere im A 380.
Die wichtigsten Daten zum Giganten.
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A-380-Test in Dresden. 
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Das baut Cotesa in Sachsen für den Riesenflieger
Das baut Cotesa in Sachsen für den Riesenflieger
Zuarbeiten von Cotesa zum A 380.
Zuarbeiten von Cotesa zum A 380.

Der Dresdner Diehl-Standort hat nach jüngsten Angaben aus dem Geschäftsbericht 2017 in neue Maschinen investiert, um die Produktion auszuweiten. Das Werk stellt auch Flugzeug-Toiletten her, aber nach Angaben des Sprechers nicht für den A 380. Das Mittelstreckenflugzeug A 350 allerdings steht auf der Kundenliste der Dresdner, wie auch beim Klipphausener Unternehmen Hightex Verstärkungsstrukturen. Dort stellen Stickmaschinen leichte Fensterrahmen für Flugzeuge her.

Etwa 7 000 Menschen in Sachsen arbeiten für die Luft- und Raumfahrtbranche, schreibt der Branchenverein – das Kompetenzzentrum Luft- und Raumfahrttechnik Sachsen/Thüringen. Der Verein setzte einmal große Hoffnungen in den A 380. Vor 15 Jahren sicherte der A 380 angeblich mindestens 500 Arbeitsplätze in den neuen Ländern. Vorstandschef Wolfgang Göhler plant nun eine Umfrage unter den Mitgliedern zum jüngsten Stand. Ein wichtiger Vorzeige-Kunde ist Airbus jedenfalls für ein wachsendes Unternehmen in Mittelsachsen: Wer die Internetseiten von Cotesa in Mittweida und Mochau öffnet, bekommt das „Bauteilspektrum“ für den A 380 gezeigt. Cotesa ist demnach „in jedem Airbus“ vertreten, mit leichten Faserverbundwerkstoffen. Sie stecken zur Versteifung im Heck. Für den A 380 stellt Cotesa die Fußbodenwanne der Toilettenräume und verschiedene Kunststoffverkleidungen her.

Das Unternehmen mit 750 Beschäftigten hat unlängst angekündigt, in Richtung 1 200 zu wachsen. Am Donnerstag war nur zu erfahren, die Entscheidung von Airbus habe Cotesa „überrascht“ und müsse erst intern bewertet werden. 2010 hatte Geschäftsführer Jörg Hüsken gesagt, beim A380 sei das Unternehmen zu spät gekommen und habe „nur noch die Krümelaufträge aufgelesen“. Damals machte er fünf bis zehn Prozent des Umsatzes mit dem A380.

Ein wichtiger Kunde ist Airbus für die Oberlausitzer Luftfahrttextilien Olutex in Seifhennersdorf, die Isoliermatten für die Wände schneiden – nach früheren Angaben auch für A 380. Eine Anfrage an den Mutterkonzern Hutchinson in Paris blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.