Großenhain. In der Großenhainer Pflege gibt es bis 1835 – wenn überhaupt – hauptsächlich Wander- oder Reiheschulen. 69 Lehrer, davon lediglich 39 mit entsprechendem Abschluss, sind tätig. 23 kommen als Wanderlehrer nur wöchentlich ein Mal in einen Ort. Lediglich zehn können in einem Schulhaus arbeiten. Doch diese Häuser sind meist baulich in sehr schlechtem Zustand. Die Lehrer haben zwar freie Kost, aber ein guter Knecht verdient damals mehr!
Superintendent Hering ist es zu verdanken, dass letztlich viele Wanderschulen aufgehoben und neue Schulgebäude errichtet werden. Das Schulgesetz von 1835 verbietet diese Wanderschulen dann sogar. Zwischen 1830 und 1840 werden 50 Einrichtungen neu gebaut bzw. erweitert. Eine davon ist die Schule Großraschütz. Anfangs lernen die Groß- und Kleinraschützer Schüler bis 1835 in einer laut Schulchronik gemieteten Bauernstube.
Ein Lehrer unterrichtet alle Schüler in einer Klasse. Als das Gesetz über die Elementar-Volksschulen erlassen wird, wird eine achtjährige Schulpflicht unter geistlicher Oberaufsicht eingeführt. Vor allem Religion, Sprach- und Leseübungen sowie Rechnen und Gesang werden vorgeschrieben. Körperliche Züchtigung ist „in angemessener und schicklicher Weise“ erlaubt. Eingeschult wird damals zu Ostern bzw. Michaelis (29. September). Sehr guten Schülern kann ein halbes Jahr Schulzeit erlassen werden. Halbe Schultage sind der Mittwoch und der Samstag. Die von einem Schulvorstand erlassenen Festlegungen beinhalten u. a. die „ernstliche“ Verwarnung von Eltern, „wenn ihre Kinder an Tanzbelustigungen teilnehmen“. In die Schulkasse gelangt zum Beispiel neben Schulgeld auch ein Prozent der Einnahmen aller Haus- und Grundstücksverkäufe.
Zschieschen, das bisher einen Schulverband mit Mülbitz bildete – alles selbstständige Orte – schließt sich Großraschütz an. Denn hier wird 1836 für 300 Taler ein neues Schulhaus gebaut. Aufgrund der nun größeren Schülerzahl gibt es zwei Klassen: Die Älteren werden vormittags, die Jüngeren nachmittags unterrichtet. Die übliche Geschlechtertrennung wird in den kleinen Landschulen im Unterricht nicht praktiziert. Doch Jungen und Mädchen sitzen in getrennten Reihen. Das neue Schulhaus auf der heutigen Kleinraschützer Straße besteht aus einer Schulstube und der Lehrerwohnung mit Stube und Dachkammer.
Die Baukosten teilen sich die königliche Landesregierung, die Gemeinden und das Rittergut Zschieschen. Die Eltern zahlen Schulgeld.
1840 leben in Großraschütz 180, in Kleinraschütz 130 und in Zschieschen 120 Einwohner. Die Schülerzahlen steigen bereits knapp zehn Jahre später so, dass bereits drei Klassen unterrichtet werden. 1860 wird das zweite Schulhaus gebaut, jetzt auf der Schulstraße. Ein Lehrer unterrichtet insgesamt etwa 150 Schülern. Bald sind es 180 Schüler allein in zwei Klassen. 38 wöchentliche Pflichtstunden zu je 60 Minuten müssen erteilt werden. 1874 dann die Aufstockung auf vier Klassen. Jetzt muss ein Hilfslehrer eingestellt werden. Auch Turnen wird Schulfach – allerdings vorerst nur für Jungen.
Nicht nur ein Harmonium, sondern 1894 gleich noch ein zweites neues Schulhaus wird finanziert, schräg gegenüber dem vorigen Bau. Das alte entspricht nicht mehr den Unterrichtsanforderungen. Nun gibt es einen zweiten ständigen Lehrer und einen Hilfslehrer. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder ist auf 300 angewachsen. Zwei Jahre vor der Jahrtausendwende gibt es das erste Schulfest.
Es folgen der Einbau einer Zentralheizung, der Anschluss an die Wasserleitung, die Neugestaltung der Eingangsfront, die 1904 mit dem Anbau verbreitert wird. Ab April 1950 gibt es das erste warme Mittagessen, 1962 kommt der Pavillon hinzu, 1971 die Hort- und Speisebaracke. 1984 folgt die Namensweihe.