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Anita Maaß vorläufig gewählt

Die Amtsinhaberin war die einzige Bewerberin für das Bürgermeisteramt. Warum gibt es dennoch kein Endergebnis?

Von Jürgen Müller
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Anita Maaß bleibt Bürgermeisterin von Lommatzsch, geht in ihre dritte Amtszeit. Dennoch gibt es erst ein vorläufiges Wahlergebnis.
Anita Maaß bleibt Bürgermeisterin von Lommatzsch, geht in ihre dritte Amtszeit. Dennoch gibt es erst ein vorläufiges Wahlergebnis. ©  Claudia Hübschmann

Lommatzsch. Seit Herbst 2005 ist Anita Maaß Bürgermeisterin von Lommatzsch, so lange wie auch Angela Merkel Bundeskanzlerin ist. Aller Voraussicht nach wird die Lommatzscherin die Kanzlerin bald nach Amtsjahren überholen. Denn sie wurde am Sonntag zum dritten Mal als Bürgermeisterin gewählt. Die Amtszeit dauert wieder sieben Jahre.

Die Amtsinhaberin erhielt rund 93 Prozent der Stimmen. Dennoch ist das Wahlergebnis nur vorläufig. Ein offizielles Endergebnis wird erst am Mittwoch erwartet. Der Grund: Weil es nur eine Bewerberin gab, konnten die Wähler auch einen anderen Namen auf den Wahlzettel schreiben. Rein theoretisch wären derjenige oder diejenige dann gewählt, wenn sie die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen, obwohl sie gar nicht kandidiert haben. Dies ist zwar in Lommatzsch nicht der Fall. 

Doch viele Wähler machten von diesem Wahlrecht Gebrauch. Laut Wahlleiterin Ilka Heimann wurden mehr als 30 verschiedene Namen auf die Wahlzettel geschrieben. Diejenigen erhielten zwischen einer und mehr als 50 Stimmen. „Wir müssen nun aufwendig bei jedem Einzelnen prüfen, ob es ihn überhaupt gibt, ob er wählbar war, und ob alle Formalien eingehalten wurden“, erklärt Ilka Heimann. Auch hätten teilweise die Wahlvorstände falsch entschieden. So wurde eine Stimme für ungültig erklärt, weil bei dem Betreffenden als Beruf „Rentner“ angegeben wurde. Das ist aber zulässig.

Für das Endergebnis spielt dies alles zwar keine Rolle, es würde sich wohl nur um eine Stelle hinter dem Komma ändern. „Doch wir müssen alles genau prüfen, um nicht eine Wahlanfechtung zu riskieren“, so die Wahlleiterin.

So oder so ist Anita Maaß aber für sieben weitere Jahre gewählt. Hochgerechnet auf die Wahlbeteiligung erhielt sie 50,6 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten. „Das bedeutet, dass mich einschließlich der Nichtwähler eine Mehrheit aller Wahlberechtigten gewählt hat. Dieses Ergebnis ist mir viel wichtiger als die Prozentzahl der abgegebenen Stimmen, denn es bedeutet, dass ich eine Mehrheit aller Lommatzscher Wähler hinter mir habe“, sagt die 43-Jährige. 

Ihr wichtigstes Ziel für die neue Amtszeit ist es, die Schulden der Stadt vollständig abzubauen. 2024 soll es soweit sein. Seit 2006 hat die Stadt, die in den 1990er-Jahren weit über ihre Verhältnisse gelebt hat, bereits mehr als sechs Millionen Euro Schulden abgebaut.

In die Freude über die dritte Amtszeit mischt sich allerdings auch ein Wermutstropfen. Denn zeitgleich zur Bürgermeisterwahl wurde auch ein neuer Landtag gewählt. Und da schaffte die FDP, welcher auch Anita Maaß angehört, erneut nicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Selbst in Lommatzsch – traditionell eine Hochburg der Liberalen – machten nur 7,2 Prozent der Wähler ihr Kreuz bei der FDP. 

„Das schmerzt mich sehr, zumal auch meine Familie Wahlkampf für die Partei gemacht hat. Auch im kommenden Landtag wird so die liberale Stimme fehlen“, sagt sie. Nach allen Prognosen war vorhergesagt worden, dass die FDP, wenn auch knapp, über fünf Prozent bei den Landtagswahlen erreichen würde.

Nicht auseinandersetzen im Lommatzscher Stadtrat muss sich die alte und neue Bürgermeisterin mit der AfD. Dies liegt allerdings schlicht daran, dass die Partei keine Kandidaten für den Stadtrat aufstellte. Dass die AfD auch in Lommatzsch viel Zustimmung erfährt, zeigt das Ergebnis der Landtagswahl. 

Fast jeder dritte Wähler machte hier sein Kreuz bei der AfD, die nach der CDU auf Platz 2 landete. Für Anita Maaß kommt das nicht überraschend. „Es spricht für die schlechte Stimmung im ländlichen Raum, der viele Jahre von den Regierenden in Dresden und Meißen vernachlässigt wurde. 

Das spiegelt sich nun in den Wahlergebnissen für die AfD wider, die Unzufriedenheit ballt sich in deren Wahlergebnis“, sagt sie. Noch deutlicher wird dies in umliegenden ländlichen Gemeinden wie Diera-Zehren, Niederau, Stauchitz oder Hirschstein. Dort wurde die AfD bei den Landtagswahlen sogar stärkste Kraft, teilweise mit mehr als 40 Prozent der Stimmen.

Einen Grund für deren gutes Abschneiden sieht sie auch in der Ausgrenzung der AfD durch die anderen Parteien. „Ich halte das für sehr problematisch und hoffe, dass wir uns im Kreistag mit dieser Partei auseinandersetzen, statt sie auszugrenzen“, sagt sie. Diese könne nicht nur Opposition betreiben, sondern müsse auch Lösungsvorschläge machen. Die dürften dann aber nicht „aus Prinzip“ abgelehnt werden.

 „Wir gehen da in Lommatzsch einen anderen Weg, hatten anfangs mit den Freien Wählern ähnliche Probleme. Wir lehnen deren Vorschläge nicht ab, sondern diskutieren darüber“, so die Lommatzscherin. Dies gelte im Übrigen auch andersherum. Hätten die Freien Wähler einst prinzipiell gegen Beschlüsse gestimmt, sei dies jetzt anders, gebe es eine gute und konstruktive Zusammenarbeit.