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Auf Braunkohle folgen Gas, Holz und Müll

In Dresden tagen sächsische Experten für Fernwärme. Sie haben Pläne fürs Heizen ohne Kohle – zumindest mit Kraftwerken der Übergangszeit.

Von Georg Moeritz
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Fernwärmeversorger planen für die Heiz-Zeit nach der Braunkohle.
Fernwärmeversorger planen für die Heiz-Zeit nach der Braunkohle. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Dresden. Wenn der Chef des Chemnitzer Versorgungsbetriebs Eins Energie mit seinen Kindern über Klimaschutz diskutiert, machen sie es ihm nicht leicht: „Greta ist auch bei uns zu Hause“, sagte Geschäftsführer Roland Warner am Dienstag in Dresden bei einer Tagung der Fernwärmevereinigung AGFW. Die ehemaligen Chemnitzer Stadtwerke sind nach seinen Angaben „mitten im Ausstieg aus der Braunkohleverfeuerung“. Laut Warner schaltet das Unternehmen 2029 seine letzten Kohle-Kessel ab und spart vorwiegend mit Gas 60 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen ein.

Die Leipziger Stadtwerke haben ebenfalls den Ausstieg aus der Kohle angekündigt. Wie die Chemnitzer prüfen sie laut Geschäftsführer Maik Piehler, künftig auch Restmüll zu verbrennen. Bisher wird er in Kohlekraftwerken mitverbrannt. Die Begeisterung für Müllverbrennung sei in Deutschland aber gering, warnte der ehemalige AGFW-Präsident Udo Wichert. Verbandsgeschäftsführer Werner Lutsch sagte, wenn gegen alles protestiert werde, „fahren wir gegen die Wand“. Schon seien die Strompreise stark gestiegen.

Die Chemnitzer werden laut Geschäftsführer Warner Ende 2023 zusätzlich ein Holzhackschnitzelkraftwerk in Betrieb nehmen. Damit würden neun Prozent der Fernwärme des Unternehmens „grün“. Ausschließlich Altholz und Bruchholz aus 250 Kilometern Umkreis würden verbrannt, kein Baum müsse gefällt werden. Das Unternehmen Eins Energie könne mit Anstrengung auch schon 2023 aus der Kohle aussteigen, aber das lohne sich betriebswirtschaftlich nicht. Der Staat müsse eine Entschädigung für die Restlaufzeit zahlen, Eins Energie wolle nicht schlechter behandelt werden als die großen ostdeutschen Braunkohlefirmen Leag und Mibrag.

AGFW-Geschäftsführer Lutsch sagte zum Klimapaket der Bundesregierung vom Freitag, es sei ein erster Schritt, aber bei Weitem nicht ausreichend. Mittelfristig müssten 40 Prozent aller Kommunen zu 40 Prozent auf Fernwärme setzen – die Dresdner Stadtwerke Drewag seien ein Vorbild. Kohlekraftwerke würden nun „im ersten Ansatz“ durch Gaskraftwerke ersetzt, später müssten erneuerbare Energien folgen. Lutsch setzt auf Fortschritt: „Irgendwas werden wir entwickeln.“

Der CDU-Landtagsabgeordnete Lars Rohwer äußerte Unverständnis zum Leipziger Plan, die Fernwärme-Verbindung zum Kohlekraftwerk Lippendorf gegen ein neues Gaskraftwerk zu tauschen. Selbst Sachsens Grüne wollten laut Programm kein Gas, sagte er. Sachsen müsse auch wieder mehr Wind- und Solaranlagen aufstellen.

Nachtrag: Grünen-Fraktionssprecher Andreas Jahnel widersprach beim Thema Gas. Im Grünen-Wahlprogramm steht, Basis des künftigen Energiemixes seien die erneuerbaren Energien. Flexible, hocheffiziente Gaskraftwerke „ergänzen die Energie aus Sonne und Wind und bilden eine Brücke für die Zukunft", heißt es dort.